Nur Engel fliegen hoeher
Spionin kann man nicht vorsichtig genug sein.«
»Julia McCandle ist keine Spionin.«
»Woher wollen Sie das so genau wissen? Haben Sie etwa noch Kontakt mir ihr?«
»Nein.«
»Herr Maler, wo waren Sie eigentlich am letzten Wochenende?«
»Ich habe auf Rügen fotografiert.«
»Sie waren sicher mit Ihrem Pkw dort unterwegs?«
»Ja.«
»Und Sie sind dort nicht - rein zufällig -Julia McCandle begegnet?«
»Herr Jäger, ich habe keine Lust, für das MfS oder welchen Geheimdienst auch immer andere Leute zu bespitzeln, und werde Ihnen auch keine Verpflichtungserklärung unterschreiben. Ich möchte jetzt gern wieder gehen.«
»Was sagt eigentlich Ihre Frau zu Ihrem Verhältnis zu Julia McCandle?«
»Ich bitte darum, dass ich jetzt wieder gehen darf.«
»Und ich schlage Ihnen vor, dass Sie mein Angebot noch einmal überdenken. Bitte kommen Sie in genau einer Woche zur MfS-Bezirksverwaltung. Nennen Sie am Eingang meinen Namen und diese Nummer.«
Jäger reicht ihm einen kleinen Zettel mit einer handgeschriebenen Nummer darauf. »Sie werden doch kommen - oder?«
»Das weiß ich noch nicht.«
»Dann sage ich es Ihnen klar und deutlich: Sollten Sie mein Angebot, Ihnen zu helfen, ablehnen, können Sie es vergessen, jemals wieder ins Ausland reisen zu dürfen. Ich kann es auch noch deutlicher sagen: Sie werden hierzulande nie wieder ein Bein auf den Boden bekommen.«
»Ist das eine Drohung?«
»Nennen Sie es, wie Sie wollen. Nur überlegen Sie sich genau, was Sie mir in einer Woche sagen werden. Bis dahin bleibt natürlich unter uns, dass Sie sich regelmäßig mit dieser Amerikanerin treffen. Das ist sozusagen ein Geheimnis unter uns Männern. Man muss ja nicht gleich die Ehefrau in Kenntnis setzen, wenn man mit einer attraktiven Agentin Intimverkehr hat.«
»Sie drohen immer offener.«
»Ich möchte Sie abschließend offiziell darüber belehren, dass das heutige Gespräch gemäß den geltenden Rechtsvorschriften der Geheimhaltung unterliegt. Sollten Sie den Inhalt oder Teile davon jemandem mitteilen, verletzen Sie staatliche Rechtsvorschriften und machen sich damit strafbar. Das gilt auch gegenüber Ihrer Ehefrau.«
»Sie können mich mal am Arsch lecken.« Jonas zerreißt den Zettel mit der handgeschriebenen Nummer und wirft die Schnipsel in den Aschenbecher.
»Herr Maler, seien Sie gewiss, dass wir im Umgang mit renitenten Personen über gewisse Erfahrungen verfügen. Nehmen Sie zum Abschied bitte Folgendes mit auf den Weg und prägen Sie es sich sehr gut ein: Sollten Sie nicht zu uns kommen, dann kommen wir zu Ihnen.«
Kapitel 13
Abschlußbericht der Abt. Till an die Abt. II über die konspirative Hausdurchsuchung bei dem Verdächtigen J.
1. Operativ—taktische und personelle Objektsicherung des von J. und seiner Familie bewohnten Einfamilienhauses in Rostock—Langenhagen:
Für die für die Zeit von 10 bis 14 Uhr geplante konspirative Hausdurchsuchung wurde der J. innerhalb seiner Hedaktion mit Arbeiten beauftragt. Seitens des Chefredakteurs sowie eines redaktionsinternen IMs wurde sichergestellt, daß der J. seinen Arbeitsplatz bis 14 Uhr nicht verläßt.
Seine Frau E. wurde während o.g. Zeit zu einem Kadergespräch in den Verband Bildender Künstler bestellt, welches bis 14 Uhr ausgedehnt wurde. Sichergestellt wurde diese Maßnahme durch den IM im Verbandssekretariat des VBK.
Weil die Tochter 11. bereits um 11.55 Uhr Schul— Schluß hatte, wurde für die Klasse eine anschließende Märchenfilm—Vorführung organisiert. Die Veranstaltung wurde nicht als Pioniernachmittag deklariert, da M. kein Mitglied ist. Die Sicher— Stellung erfolgte durch den Gen. Schuldirektor und den Gen. Parteisekretär.
Zur operativ—taktisch Räumung des Einfamilienhauses, welches sich linksseitig vom Haus des J. befindet, wurde das darin wohnende Rentner-Ehepaar, wovon er gehbehindert und sie schwerhörig ist, zu einem Ausflug in den Rostocker Zoo geladen. Die Absicherung erfolgte durch IMs des Klubs der Volkssolidarität.
Das in dem rechtsseitig gelegenen Einfamilienhaus wohnende Ehepaar, welches im YEB Fischkombinat tätig ist, stellte nach persönlicher Absprache ihr Haus für o.g. Zeitraum dem UfS zur Verfügung, um die Funkzentrale LlfS/VP einzurichten. Beide Eheleute sind Mitglieder der SED. Der Mann ist Inhaber eines Seefahrtsbuches.
2. Operativ—technische und verkehrsmäßige
Objektsicherung:
Um operativ sicherzustellen, daß sich niemand dem Haus des Verdächtigen J. nähert, wurde ein 90m
Weitere Kostenlose Bücher