Nur für eine Stunde?
wollte.
Sein überraschendes Interesse an ihr erregte jedoch ihre Neugier. “Alles bestens”, sagte sie. “Warum? Sehe ich so aus, als ob etwas nicht in Ordnung wäre?”
“Nein. Sie sehen … ich weiß nicht … irgendwie anders aus.” Er legte den Kopf schief und musterte sie noch eindringlicher. “Tatsache ist, dass Sie großartig aussehen.”
“Mit anderen Worten – ich sehe normalerweise nicht großartig aus”, zog sie ihn auf.
Doug grinste verlegen. “Das habe ich nicht gesagt. Es ist nur … ich weiß nicht … irgendwas an Ihnen ist anders. Wenn ich bloß wüsste, was.”
Ich sehe aus wie eine Frau, die einen Mann im Bett gehabt hat, dachte sie. Aber es war alles nur Einbildung.
“Ich weiß nicht”, sagte Doug zum dritten Mal, “was immer es ist, erhalten Sie es sich. Offensichtlich bekommt es Ihnen sehr gut.”
Sie presste ihren Mund zusammen, um nicht in Lachen auszubrechen … oder in Wehklagen. Wie gern hätte sie regelmäßige Besuche von ihrem Fantasielover erhalten, aber er war ihr Geschenk für jene magische Stunde gewesen, die sie erst in einem Jahr wiedererleben würde. Sie fragte sich, was in sechs Monaten passieren würde, im Frühjahr, wenn die Zeit zurückgestellt und jene Extrastunde ihr genommen werden würde. Würde sie dann mit Folterqualen für die ekstatischen Freuden der geschenkten Zeit bezahlen müssen?
“Also dann …” Doug ging einen Schritt rückwärts und noch einen, und wieder grinste er. “Ich schau jetzt bei Helen rein und bespreche mit ihr das Organisatorische.” Damit drehte er sich um und ging.
Martha schwenkte wieder zu ihrem Computer, doch statt wieder in die Datei zu gehen, starrte sie auf das bunte Gewirbel des Bildschirmschoners. War ihr nächtliches Erlebnis am Wochenende wirklich so offensichtlich? Wenn Doug etwas bemerkt hatte, dann musste es auch den Sekretärinnen aufgefallen sein. Und Blake.
Unsinn. Blake hatte nichts bemerkt. Blake bemerkte sie überhaupt nicht. Nie.
4. KAPITEL
Gemütlich würde der Flug nicht werden, wusste Blake, denn die Sitzreihen waren viel zu eng für seine langen Beine. Aber der Flugplatz von Barnstable hatte nicht die Kapazität für große Maschinen, und es war schon ein großes Glück, dass sie drei Plätze für einen Direktflug nach Chicago bekommen hatten. Das wog den Nachteil auf, dass sie in einer zweimotorigen Propellermaschine flogen statt in einem geräumigeren Jet.
Blake saß allein in der einsitzigen Reihe links vom Gang. Die Reihe auf der anderen Seite bestand aus Doppelsitzen, und er hatte Martha und Doug gedrängt, sich nebeneinanderzusetzen. Was er bereits bereute.
Er hatte einen Einzelplatz gewollt, um nicht bei jeder Bewegung die neben ihm sitzende Person anzustoßen. Martha und Doug hatte er Zweierplätze zugedacht, weil er glaubte, eine gewisse Anziehung zwischen ihnen gespürt zu haben. Warum er meinte, dass sie möglicherweise ein Paar werden könnten, wusste er nicht. Erst recht war ihm schleierhaft, warum er sich darüber Gedanken machte – Partnervermittlung war nie sein Hobby gewesen. Trotzdem passten die beiden zueinander. Sie waren beide kopflastige Businesstypen, beide waren Singles und gebildet. Warum also sollten sie nicht auf dem Flug nach Chicago zusammen sitzen?
Weil es ihn unglaublich nervte, sie da mit zueinander geneigten Köpfen sitzen zu sehen und ihr Gemurmel und Lachen zu hören. Wegen des Motorengebrumms konnte er nicht verstehen, was sie sagten, aber im Grunde war ihm das egal. Überhaupt nicht egal war ihm jedoch die vertrauliche Art, in der Doug mit Martha redete, und dass sie ihm mit leuchtenden Augen zuhörte. Ihm war nicht egal, dass Doug, als die Stewardess Getränke servierte, Martha ihren Orangensaft reichte und dabei ihre Hand berührte. Und überhaupt nicht gleichgültig war es Blake, dass er allein saß und sie beobachtete und zunehmend ärgerlicher wurde.
Als die Stewardess ihn nach seinen Wünschen fragte, bat er um ein Bier. Mit künstlichem Lächeln gab sie ihm eine eiskalte Dose und dazu ein Tütchen mit Erdnüssen. Er wartete, bis sie ihren Wagen weitergeschoben hatte, und riss die Verschlusslasche auf. Das Bier war zu kalt und schmeckte nach nichts. Sie sollten meine Fruchtdrinks auf Flügen anbieten, dachte er, die sind viel schmackhafter als diese künstlichen Sprudelgetränke und wässerigen Säfte. Er hätte seine Idee gern mit seinem Stab auf der anderen Seite des Gangs diskutiert, aber die beiden waren damit beschäftigt, ihren Orangensaft
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