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Nur für eine Stunde?

Nur für eine Stunde?

Titel: Nur für eine Stunde? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Arnold
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ihre langweiligen Allerweltskoffer getauscht hätte. Trotzdem irritierte es ihn, dass seine Tasche anders war.
    Was war bloß mit ihm los? Alles und jedes ärgerte ihn.
    “Ich mag diese Propellermaschinen”, sagte Martha, während sie den Metallgriff aus ihrem Koffer zog. “Wenn ich in so einer kleinen Maschine fliege, fühle ich mich immer wie Amelia Earhart.”
    Amelia Earheart? Blake hätte nie gedacht, dass Martha eine kühne Flugpionierin als ihr Vorbild verehrte. Er hängte sich seine Tasche über die Schulter und steuerte auf die Ankunftshalle zu. Mit einem Blick nach hinten vergewisserte er sich, dass Martha und Doug nachkamen. Sie waren wenige Schritte hinter ihm, ihre Zwillingskoffer hinter sich her ziehend wie perfekt dressierte Haustiere. Er durchquerte die Halle in Richtung Ausgang und vernahm hinter sich das einträchtige Quietschen der Kofferrollen.
    Draußen am Straßenrand wartete eine lange Reihe von Taxis. Blake winkte dem Fahrer des ersten Wagens, warf seine Tasche in den Kofferraum, riss die Vordertür auf und setzte sich auf den Beifahrersitz. Martha und Doug stiegen hinten ein – wo sonst, da er ja bereits vorn saß. Er hatte bewusst diesen Platz gewählt, weil er am größten war und Platz für seine langen Beine brauchte. Aber trotzdem …
    Er fühlte sich isoliert. Kein Wunder, dass er sich sonst nie als Kuppler betätigte. Es war ein einsamer Job.
    “Wie sieht’s aus, Blake? Setzen wir uns heute Abend noch zusammen, um eine Strategie für das morgige Treffen auszutüfteln?”, fragte Doug, nachdem Blake dem Fahrer ihr Hotel genannt hatte. Er drehte sich nach hinten und stellte fest, dass die beiden nach dem zweistündigen Flug bedeutend frischer aussahen, als er sich fühlte. Martha strahlte noch immer diese vibrierende Lebendigkeit aus. Ihre Wangen waren leicht gerötet, ihre Mundwinkel nach oben gebogen, als ob sie kurz davor war, in ausgelassenes Lachen auszubrechen. Doug mit seiner schicken Brille und dem tadellos frisierten Haar sah aus wie ein Ralph-Lauren-Model – reich und privilegiert. In seiner Hose mit den messerscharfen Bügelfalten, dem monogrammgezierten Hemd und dem dunklen Wollblazer schien er sich bequemer zu fühlen als Blake, für den bequemes Reisen geradezu ein Dogma war und ungeachtet seiner Chefposition verblichene Jeans, Flanellhemd und eine abgewetzte Lederjacke bedeutete. Ein lächerlicher Zweistundenflug, und er fühlte sich erbärmlich.
    Bei Martha passten die Worte “bequem” oder “unbequem” nicht. Martha sah einfach nur hübsch aus – verblüffend hübsch. An einem raffinierten neuen Make-up lag es nicht, das wusste er, seit er sie in den vergangenen zwei Wochen bei jeder sich bietenden Gelegenheit genau betrachtet hatte. Nicht dass sie eine blendende Schönheit gewesen wäre – zumindest nicht im klassischen Sinn. Kein Mann würde sich auf der Straße nach ihr umdrehen. Allerdings musste Blake zugeben, dass er oft versucht war, sie anzustarren. Aber nicht wegen ihres faszinierenden Aussehens, sondern weil er noch immer herauszufinden versuchte, was sich an ihr verändert hatte.
    Er fing Dougs fragenden Blick auf und antwortete ihm endlich. “Ja, das sollten wir tun. Irgendwie müssen wir Bruno überzeugen, dass unser Produkt in seine Geschäfte gehört.”
    “Sie erinnern sich sicher, Bruno Thompson ist der Besitzer und Präsident von Good Earth”, sagte Doug zu Martha.
    Sie nickte, Doug lächelte sie an, und Blake schluckte seinen aufsteigenden Ärger herunter. “Was halten Sie von einer kleinen Konferenz beim Dinner, Martha?” Es war Zeit, Doug zu zeigen, wer hier Regie führte. Es war ihm wichtig, Martha für das Meeting moralisch zu stärken. Auch wenn man es ihr nicht ansah – sie war bestimmt aufgeregt, da sie zum allerersten Mal an einer wichtigen geschäftlichen Besprechung teilnehmen würde.
    “Was ich davon halte?” Sie lächelte. “Ich hoffe, dass ich eine Menge dazulerne.”
    Er ließ erleichtert den Atem aus und kam sich vor wie ein Idiot. “Zögern Sie bitte nicht, Ihre Ideen einzubringen”, sagte er und hoffte, dass er sich nicht so verworren anhörte, wie er sich fühlte. “Was immer Ihnen einfällt, raus damit.”
    Wieder lächelte sie. “Falls mir etwas einfällt, werde ich sprechen.”
    “Gut.” Er drehte sich wieder nach vorn, und allmählich ging seine Atmung wieder normal. Er hätte ihr gern noch mehr Fragen gestellt – zum Beispiel wie es ihrem Hund ging, ob sie bei dem spätherbstlichen Wetter noch Rad

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