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Nur für einen Sommer: Sommerträume (German Edition)

Nur für einen Sommer: Sommerträume (German Edition)

Titel: Nur für einen Sommer: Sommerträume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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der sich das nahm, was er haben wollte.
    Humor? Ja, unter seiner kraftvollen Ausstrahlung schimmerte Humor durch. Daran erinnerte sie sich überhaupt nicht gern, wie er über sie gelacht hatte, aber bei ihrem Mangel an Material brauchte sie jede Einzelheit, auch wenn sie unangenehm war.
    Sie erinnerte sich an jedes Wort, was er über sich als Schriftsteller gesagt hatte. Doch das ist einfach nicht genug, überlegte sie frustriert. Sie brauchte mehr für einen klar verständlichen Artikel. Die einfache Wahrheit war, sie musste noch einmal mit ihm sprechen.
    Sie fuhr sich durchs Haar. Sie hätte die Zügel der Unterhaltung von Anfang an straff in den Händen halten müssen. Wenn sie sich auf etwas verstand, so war es schließlich, ein Gespräch in die von ihr gewünschte Richtung zu lenken oder zu steuern. Sie hatte noch wortkargere Menschen als Hunter interviewt, aber noch nie mit einem so enttäuschenden Ergebnis.
    Geistesabwesend schlug sie mit dem Bleistift gegen die Tischkante. Es war nicht ihr Job, frustriert zu sein, sie musste produktiv sein. Es ist nicht mein Job, fügte sie für sich hinzu, mich von einem Menschen, mit dem ich beruflich zu tun habe, so total bezaubern zu lassen.
    Sie hätte den Kuss verhindern müssen. Es war Lee immer noch nicht klar, warum sie es nicht getan hatte. Sie wollte nicht darüber nachdenken. Dann erinnerte sie sich nur wieder an diesen langen, merkwürdig intensiven Moment, an das, was sie empfunden hatte. Sie musste sich einfach daran erinnern, warum sie nach Flagstaff gekommen war, dann konnte sie Hunter Brown entschlossen in die Rubrik Arbeit packen und ihn dort lassen. Im Augenblick war ihr größtes Problem, wie es ihr gelingen sollte, ihn wieder zu sehen.
    Sei professionell, warnte sie sich. Aber sie konnte nicht still sitzen dabei. Im Zimmer auf- und abschreitend, versuchte sie, dieunglaublich schöne Erinnerung an das Gefühl seines Mundes auf ihrem abzuschütteln. Und scheiterte.
    Sie befand sich in einem Strom von Gefühlen. Etwas Vergleichbares hatte sie noch nie erlebt. Die Schwäche, die Macht – es war jenseits ihrer Verständnismöglichkeit. Die Sehnsucht, das Begehren – wie konnte sie das kontrollieren?
    Wenn sie ihn besser verstehen würde, vielleicht … Nein. Lee nahm die Bürste in die Hand und legte sie wieder hin. Nein, Hunter zu verstehen, hatte nichts mit ihrem Verlangen, mit der Bekämpfung ihres Begehrens zu tun. Sie wollte von ihm berührt werden, und obwohl sie keine logische Erklärung dafür fand, sie wollte es mehr, als sie ihren Job verrichten wollte.
    Geistesabwesend verrückte sie die Fläschchen und Gläser auf der Frisierkommode. Unbehaglich blickte sie auf und sah eine blasse Frau mit schläfrigem Blick und ungekämmtem Haar im Spiegel. Sie sah zu jung aus, zu zerbrechlich. Niemand sah sie so, wenn sie nicht zurechtgemacht war, ohne ihren Schutzschild. Nur sie wusste, was unter ihrem eleganten Äußeren, unter dem Glanz lag. Angst. Angst zu versagen.
    Sie hatte sich ihr Selbstbewusstsein peinlich genau Stück für Stück aufgebaut, bis sie fast selbst daran glaubte. Nur in Augenblicken wie diesem, wenn sie allein war, ein wenig müde, ein wenig entmutigt, dann kam die Frau mit all den winzigen Zweifeln und Ängsten hinter dieser von ihr so sorgfältig errichteten Fassade hervor.
    Von Kind an war sie darauf ausgerichtet worden, ein attraktiver Schmuck zu sein. Gute Ausdrucksweise, gute Erziehung, Selbstbeherrschung. Das war alles, was ihre Familie gewollt hatte. Nein, verbesserte sich Lee. Das genau hatte ihre Familie erwartet. Und diese Erwartung hatte sie mit ihrer Berufswahl enttäuscht.
    Welche Wendung des Schicksals war nur dafür verantwortlich gewesen, dass sie sich nicht in das Modell gefügt hatte, was ihre Familie für sie vorgesehen hatte? Seit ihrer Kindheit hatte siegewusst, dass sie mehr brauchte. Und doch hatte sie erst nach der Collegezeit genügend Mut gesammelt, um aus der von ihren Eltern für sie vorgesehenen Laufbahn auszubrechen.
    Als sie ihren Eltern gesagt hatte, dass sie nicht Jonathan Willoby heiraten, sondern von Palm Springs nach Los Angeles ziehen wolle, um dort zu leben und zu arbeiten, hatte sie innerlich gezittert. Dieses schwere Aufeinandertreffen hatte sie nur durch ihr Training durchgestanden. Sie war erzogen worden, immer zurückhaltend, kühl und gefasst zu sein, nie die Stimme zu erheben, nie eine Stimmung zu verraten, was als vulgär galt. Als sie mit ihren Eltern gesprochen hatte, schien sie

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