Nur für einen Sommer: Sommerträume (German Edition)
dunklen Augen, die denen ihres Vaters so ähnlich waren, zu ihm auf. „Du redest nie mit Reportern.“
„Sie interessieren mich nicht.“ Hunter richtete sich mit einer Jeans auf, die ein großes Loch am Knie hatte. „Ist die nicht neu?“
„So ungefähr. Und warum nimmst du sie zum Camping mit?“
„Ungefähr neue sollten nicht schon Löcher haben. Und ich nehme sie nicht mit. Sie kommt mit mir.“
Sie steckte eine Hand in die Tasche und zog einen Kaugummi heraus. Wegen ihrer Zahnspange durfte sie ihn nicht kauen und strich nur über das Einwickelpapier. In sechs Monaten, dachte Sarah, werde ich ein Dutzend kauen, alle auf einmal. „Weil sie eine Reporterin ist oder weil sie von einer seltenen klassischen Schönheit ist?“
Hunter warf ihr einen Blick zu, um den Schalk aus den Augen seiner Tochter blitzen zu sehen. Sie ist eindeutig zu klug, entschied er und warf mit einem Paar zusammengerollter Socken nach ihr. „Beides, aber hauptsächlich, weil ich sie interessant finde und talentiert. Ich will sehen, wie viel ich über sie herausfinde, während sie sich bemüht, etwas über mich herauszufinden.“
„Du findest mehr heraus“, verkündete Sarah und warf die Socken faul in die Luft. „Tust du immer. Ich glaube, das ist eine gute Idee“, fügte sie nach einem Augenblick hinzu. „Tante Bonnie sagt, du siehst nicht genügend Frauen, vor allem Frauen, die deinen Verstand herausfordern. Vielleicht entfacht sie sogar deine glimmende Leidenschaft.“
Auf dem Weg zum Korb hielt Hunters Hand mitten in der Bewegung inne. „Was?“
„Das habe ich gelesen.“ Gekonnt rollte sie zurück und berührte mit den Füßen den Boden hinter ihrem Kopf. „Da war ein Mann, der eine Frau getroffen hat, und zuerst mochten sie sich beide nicht. Aber da war diese starke körperliche Anziehungskraft und dieses wachsende Begehren und …“
„Ich verstehe.“ Hunter sah auf das schlanke, dunkelhaarige Mädchen auf dem Boden hinunter. Sie ist meine Tochter, dachteer. Sie ist zehn. Wie, um alles in der Welt, waren sie auf das Thema Leidenschaft gekommen? „Du vor allen anderen Menschen solltest wissen, dass Sachen im wirklichen Leben selten so passieren wie in Büchern.“
„Ausgedachtes beruht auf Wirklichkeit.“ Sarah grinste, erfreut darüber, ihm eine seiner eigenen Bemerkungen zurückwerfen zu können. „Aber bevor du dich in sie verliebst, bevor du zu viel glimmende Leidenschaft hast, will ich sie kennen lernen.“
„Ich werde daran denken.“ Immer noch mit dem Blick auf sie gerichtet, hielt Hunter drei nicht zusammenpassende Socken hoch. „Wie kann das nur jede Woche passieren?“
Sarah betrachtete die Socken einen Augenblick, dann hallte ihr Lachen von der hohen Decke wider.
5. KAPITEL
E s war wie jeder Western, den sie gesehen hatte. Während die strahlende Sonne sie blinzeln ließ, konnte Lee fast die Gesetzlosen sehen, die das Aufgebot einer Bürgerwehr besiegten und Indianer, die sich abwartend hinter Felsen und Baumstämmen versteckten. Wenn sie ihrer Einbildungskraft freien Lauf ließ – woran niemand sie hinderte, da sie allein im Wagen saß –, konnte sie fast die Hufschläge auf dem felsenharten Boden hören.
Die tief roten Berge erhoben sich in einen fast bedrohlich aussehenden blauen Himmel. Es war eine Weite, die beinahe ungeheuerlich in ihrer Dimension war. Sie ließ einem das Herz weit werden und vor Aufregung hämmern.
Da gab es Grün – das silbrige Grün von Salbei, der sich an den roten, felsigen Boden klammerte. Das tiefere Grün des Wacholders, der plötzlich scheinbar geplanter Kargheit Platz machte. Und doch war die Kargheit in sich selbst reich. Die Weite, die überwältigende Weite betäubte Lee und ließ sie sich selbst im Vergleich unbedeutend fühlen und machte sie merkwürdig hungrig nach mehr. Überall gab es mehr felsige Kämme, mehr Farben, mehr … Lee schüttelte den Kopf. Einfach mehr.
Selbst als sie sich der Stadt näherte, konnten deren Gebäude es mit der Weite nicht aufnehmen. Halteschilder, Straßenlampen, Blumengärten, Autos, es war alles belanglos. Es ist eine Sicht, die einfach unbeschreiblich und atemberaubend war, dachte Lee.
Sie mochte Sedona von der ersten Sekunde an. Die saubere Westernausstrahlung fügte sich in den fabelhaften Hintergrund der Landschaft ein, statt ihn zu zerstören.
Die Geschäfte an der Hauptstraße hatten hübsche Schilder und spiegelblanke Schaufenster. Die Häuser waren zum größten Teil aus Holz gebaut. Es herrschte die
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