Nur für einen Sommer: Sommerträume (German Edition)
Atmosphäre von Gemächlichkeit – keine Eile, keine Hast. Sedona hatte eher dieAusstrahlung eines Kleinstädtchens als die einer Stadt. Unter dem eindrucksvollen Himmel schien alles gemütlich zu sein. Vielleicht, dachte Lee, als sie den Hinweisschildern der Autoverleihfirma folgte, um ihren Leihwagen abzugeben, vielleicht kann ich die nächsten zwei Wochen ja doch ein wenig genießen.
Da sie für die verabredete Zeit ihres Treffens mit Hunter zu früh war, selbst noch, nachdem sie das Ausfüllen der Formulare in der Autoverleihfirma hinter sich gebracht hatte, entschied Lee, dass sie sich noch den Genuss leisten konnte, Tourist zu spielen. Sie hatte fast noch eine Stunde Urlaub, bevor die Arbeit wieder begann.
Die geschmeidige silberne Halskette und die Türkis-Ohrringe im Schaufenster lockten sie, doch sie ging vorbei. Nach dem zweiwöchigen Abenteuer konnte sie immer noch etwas Leichtsinniges tun – als Belohnung für den Erfolg. Jetzt wollte sie einfach nur die Zeit totschlagen.
Ein Süßwarengeschäft, das behauptete, das beste im Land zu sein, zog sie an. Sie betrat es und kaufte sich Konfekt. Zum Energietanken, sagte sie sich, als sie eine Praline im Mund zerschmelzen ließ. Wer wusste schon, was sie die nächsten zwei Wochen zu essen bekam. Als Hunter telefonisch Kontakt mit ihr aufgenommen hatte, hatte er hartnäckig darauf bestanden, dass er sich um die Vorräte, überhaupt um die Ausrüstung kümmern werde. Das Konfekt, sagte sich Lee, ist Notreserve.
Außerdem, zum Teil hatte Blanche recht. Es gab keinen Grund, sich in dieses Abenteuer zu stürzen und sich dabei unbedingt elend und unwohl fühlen zu wollen. Warum sollte sie sich nicht ein wenig in Laune bringen? Mit diesem Gedanken schlenderte Lee in einen Western-Laden.
Obwohl sie einige Minuten mit den Muschelgürteln spielte, legte sie sie wieder zurück. So etwas stand ihr nicht, ebenso wenig wie die mit Fransen oder Perlenstickerei verzierten Hemden. Vielleicht nahm sie Blanche eins mit, bevor sie wieder zurück nach Los Angeles fuhr. Alles, was Blanche anzieht, steht ihr, dachte Lee.
Mit einem Schulterzucken strich Lee über das Modell einer kurzen Wildlederjacke und schlenderte dann durch die unzähligen Reihen von Hüten. Auch das war nichts für sie. Doch sie stellte den Rucksack ab und probierte einen braunen Stetson mit geschwungener Krempe. Sie tauschte den ersten Hut mit einem kleineren, der mit einem Band und Federn verziert war. Dann setzte sie sich einen schwarzen, glattkrempigen auf den Kopf und prüfte im Spiegel das Ergebnis. Sie lächelte ein wenig.
„Du trägst ihn ganz verkehrt.“
Bevor Lee reagieren konnte, zogen zwei kräftige Hände ihr den Hut tiefer ins Gesicht. Kritisch drehte Hunter ihn noch etwas, dann trat er zur Seite. „Ja, die perfekte Wahl für dich. Der Kontrast zu deinem Haar und deiner Haut, das ist chic.“ Er fasste sie bei den Schultern und blickte gemeinsam mit ihr in den Spiegel.
Sie sah, wie er ihre Schulter hielt. Sie sah, wie klein sie neben ihm wirkte. In nur einem Augenblick empfand Lee Freude. Doch sofort ärgerte sie sich darüber.
„Ich habe nicht die Absicht, ihn zu kaufen.“ Verlegen nahm sie den Hut ab und legte ihn zurück aufs Bord.
„Warum nicht?“
„Ich habe keinen Gebrauch dafür.“
„Eine Frau, die nur kauft, was sie braucht?“ Belustigung zeigte sich in seiner Miene. „Und es ist ein Jammer, dass du ihn nicht willst. Er verleiht dir ein flottes Aussehen und Selbstvertrauen.“
Lee überhörte das und hob ihren Rucksack wieder auf. „Ich bin früher in die Stadt gekommen und wollte die Zeit etwas totschlagen.“
„Ich habe dich herumbummeln sehen, als ich die Straße entlanggefahren bin. Selbst in Jeans gehst du, als wenn du ein dreiteiliges Kostüm trägst.“ Während sie herauszubekommen versuchte, ob das ein Kompliment war, lächelte er. „Welche Sorte hast du gekauft?“
„Was?“ Sie runzelte immer noch die Stirn über seine Bemerkung.
„Konfekt.“ Er warf einen Blick auf die Tüte. „Welche Sorte hast du gekauft?“
Wieder ertappt, dachte Lee schon fast resigniert. „Weiße Schokolade und Krokant.“
„Gute Wahl.“ Er nahm ihren Arm und führte sie aus dem Geschäft. „Wenn du entschlossen bist, auf den Hut zu verzichten, können wir ebenso gut losfahren.“
Am Bürgersteig parkte ein Jeep. Sie runzelte die Stirn. Das war ganz eindeutig derselbe, den er in Flagstaff gefahren hatte. „Bist du in Arizona geblieben?“
Er ging um den Kühler
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