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Nur für Schokolade

Nur für Schokolade

Titel: Nur für Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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früher, als es dann tatsächlich der 41
    Fall war. Wie viele Menschen danach noch sterben mußten, kann bislang nur vermutet werden.
    Nur vermutet werden kann auch, wie sich der Fall Leszek Pekalski ohne Jadwiga W. entwickelt hätte. Der Sekretärin des Staatsanwaltes fällt, als sie nach einigen Unterlagen sucht, eine Akte zu Boden. Ein Gutachten – sie hebt es auf und bemerkt, daß es aus der Akte Sylwia R. gefallen ist. Den Fall kennt sie, noch einmal blättert sie den grauenhaften Bericht durch, sieht sich noch einmal die Bilder des Leichenbeschauers an. Noch nie hat sie einen solchen Vorgang in den Händen gehalten –
    wann gibt es auch schon einen Sexualmord in dieser kleinen Stadt. Neugierig, was der Täter dem Opfer angetan hat, läßt sie dieser Fall nicht los. Immer wieder nimmt sie die Akte zur Hand. Für sie ist es einfach unverständlich, daß man den Täter nie gefunden hat, obwohl ihr Chef doch alle zur Verfügung stehenden Leute und Mittel eingesetzt haben will.
    Einen Tag später fällt ihr – wieder durch Zufall wie sie später sagt – die Akte Leszek Pekalski in die Hände. Für diesen Fall erledigte sie die Terminüberwachung. Sie wird
    aufmerksam. »VERGEWALTIGUNG« liest sie auf dem
    Deckel der Akte in roter Schrift. Sie kennt den Fall, bei dem dieser Pekalski eine Bäuerin vergewaltigt und ihr schwere Verletzungen durch Schläge beigefügt hat. Und sie findet den Untersuchungsbefund der psychiatrischen Klinik.
    Die letzten Sätze beunruhigen sie: Die Ärzte stellten fest, daß es sich bei ihm nicht um eine primitive Persönlichkeit handelt, er vielmehr sehr berechnend sei. Er könne als äußerst brutal angesehen werden. Er sei zu weit schwereren
    Verbrechen fähig. Ein solches Verbrechen sei ihm jederzeit wieder zuzutrauen. Immer stärker keimt in ihr der Verdacht, daß dieser Täter etwas mit dem Mord an Sylwia R. zu tun haben könnte, sie sieht Parallelen, wo es strenggenommen doch eigentlich keine gibt. Leszek hat eine 51jährige Bäuerin vergewaltigt, aber niemanden getötet. Dennoch: der Gedanke 42
    an diesen Mann läßt die Sekretärin nicht los. Sie sucht weiter und stellt verwundert fest, daß man Leszek Pekalski in Sachen R. nicht einmal vernommen hat – dabei war er doch auch ein Sexualtäter.
    Beim Vergleich der ärztlichen Berichte, als sie die
    Verletzungen der beiden Opfer gegenüberstellt, beschleicht sie ein merkwürdiges Gefühl. Die Verletzungen weisen die gleiche Handschrift auf. Das äußerst brutale Vorgehen, die Schläge ins Gesicht, der Mißbrauch des bewegungslosen Körpers. Soll sie zugeben, daß sie Akten studiert hat, obwohl dies gar nicht ihr Aufgabengebiet ist, oder soll sie schweigen? Schließlich vertraut sie ihrem Chef ihre Vermutungen an. Er hat zunächst nur ein müdes Lächeln für sie übrig – zu grotesk erscheint ihm, daß die vielen damit beauftragten Kriminalisten den Täter nicht ermitteln konnten, aber nun seine Sekretärin den Fall gelöst haben will.
    Am 17. Dezember 1992 fahren drei Polizeiwagen vor dem bescheidenen Haus des Bogdan Pekalski vor. Die Beamten gehen geradewegs auf das Haus zu. Er ahnt nichts Gutes, zu streng sind die Blicke der Beamten. Er tritt vor die Tür und erschrickt, als die Männer Punkt 17 Uhr ohne Gruß ins Haus stürzen. Ohne gefragt worden zu sein, zeigt Bogdan zur Eisen-treppe, die zur Dachkammer führt. Es ist die Dachkammer, in der Leszek wohnt. Er ahnt, wen sie suchen.
    »Dort oben ist er.« Bogdan weist mit einer Geste die Treppe hinauf, in den ersten Stock. Leszeks zeitweilige Bleibe. »Er schläft«, sagt Bogdan. »Hat er etwas getan?« Er ist noch nicht einmal richtig angezogen; steckt sein Hemd in die Hose, fährt mit den Fingern durch seine Haare und schlüpft in seine Pantoffeln, die im Zimmer verstreut liegen. Wieder einmal hat der Mann eine lange Nacht hinter sich. Seine Freunde waren gekommen und man hatte manche Flasche Wodka geleert. Mit seinem mächtigen Kater kann er kaum verstehen, was man von seinem Neffen will. Er hat doch erst Verhandlung gehabt und 43
    war wieder freigelassen worden. Was sollte denn nun wieder sein?
    »Wollen Sie mir nicht einmal sagen, was los ist? Ich komm gar nicht mit!«
    »Das brauchen Sie auch nicht«, fährt ihn einer der Beamten an. »Zeigen Sie uns das Zimmer von Leszek, alles andere erklären wir Ihnen später.«
    Die Beamten gehen mit Bogdan die Treppe hinauf, zum
    Dachgeschoß.
    »Hopp, aufstehen Leszek Pekalski. Sie sind verhaftet!« ist alles, was man zu dem eben

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