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Nur für Schokolade

Nur für Schokolade

Titel: Nur für Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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inzwischen erkannt, mit welch klugem
    Mann er seine Zelle wieder teilen würde. Roman Z. könnte ihm bestimmt behilflich sein. Diesen hatte die Staatsanwaltschaft, damit er sich leichter entscheiden werde, natürlich wissen lassen, daß Leszek vielleicht sogar ein kleines Kind ermordet hat. Es dürfte ein wichtiger Grund für Romans Entscheidung gewesen sein, daß seine sechzehnjährige Tochter in einem Park überfallen wurde und fast Opfer eines Triebtäters geworden wäre. Was Roman bisher von Leszek gehört hat, läßt in ihm den Verdacht aufkommen, daß er auch dabei seine dreckigen Finger im Spiel gehabt hat. Seit dem Vorfall leidet die Tochter unter Alpträumen.

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    Langsam hatte man Leszek darauf vorbereitet, daß er bald wieder einen Zellengenossen bekommen wird. Von der
    psychiatrischen Abteilung des Krankenhauses in Krakau habe man in Erfahrung gebracht, daß dieser stark selbstmord-gefährdet sei, weswegen er nicht allein sein dürfe.
    Im Juni 1993 kommt Roman zu Leszek, der erfreut feststellt, daß Roman wieder seinen Farbfernseher dabei hat. Noch bevor Roman sich in der Zelle einrichtet, schließt Leszek den Fernseher an. Er ist überglücklich, endlich kann er nach Herzenslust fernsehen. Natur- und Liebesfilme sieht er besonders gern.
    Roman staunt nicht schlecht, als Leszek ihm vorschreibt, wo er seine Kleidung aufzuhängen habe und daß der Fernseher so stehen soll, wie Leszek am besten sehen kann. Auch als ihm erklärt wird: »Zelle 53. das ist meine Zelle, mein Eigentum«.
    Roman muß lachen. Für Leszek ist dieses Lachen
    unverständlich und so wiederholt er auch sofort: »Das hier ist meine Zelle, verstehst du?«
    Roman nickt nur. Er denkt an seine Aufgabe, an seinen Straferlaß und an seine Familie. Für die baldige Freiheit und um wieder bei seiner Familie sein zu können, nimmt er den Befehlston Leszeks in Kauf. Er ahnt nicht, was noch auf ihn zukommen wird. Und er ist sich sehr sicher, daß er mit Leszek gut auskommen wird. Viel zu sehr ist Roman diesem geistig überlegen, außerdem hat er aus dem letzten Zusammensein in der Zelle mit ihm gelernt. Die Aufgabe der Staatsanwaltschaft scheint ihm leicht lösbar.
    Die Order ist klar: Er soll Leszek so weit bringen, daß der ein volles Geständnis über alle seine Straftaten ablegt.
    Schriftlich, denn mit Staatsanwaltschaft und Polizei spricht er kein Wort mehr. Leszek ist enttäuscht, denn als er den letzten Mord gestand, bekam er keine Schokolade, obwohl dies so vereinbart gewesen war. Daraufhin widerrief er auch sofort sein Geständnis, wie so oft, wenn man ihn ärgerte.
    In dieser Zeit wird er in den gerichtspsychiatrischen 62
    Abteilungen in Krakau untersucht. Die Ergebnisse der Untersuchungen versteht er zwar nicht, aber er bemerkt offenbar, daß ihm diese Befunde sehr behilflich sein könnten. Darin sieht er die Chance, der Todesstrafe zu entgehen, denn von der Staatsanwaltschaft will er vorerst keine Gnade mehr. Daß auch die Staatsanwaltschaft dies als die große Gelegenheit ansieht, alles aus ihm herauszuquetschen wie Zahnpasta aus einer Tube, weiß er natürlich nicht.
    Längst hat man von den Wärtern erfahren, daß Leszek sich in letzter Zeit damit brüstet: »Mir können sie gar nichts tun, ich weiß das von den Ärzten. Ich bin nämlich krank, sehr krank.
    Ich bin sogar unzurechnungsfähig! Unzurechnungsfähige bekommen keine Todesstrafe!«
    Die größte Angst hat Leszek vor seinem eigenen Tod.
    Deshalb ist ihm jemand wie Roman, der sehr schreibgewandt ist, sehr willkommen. Denn nun ist es Leszeks Ziel, die Psychiater davon zu überzeugen, daß er unzurechnungsfähig ist, krank, ein Opfer seiner schrecklichen Kindheit. Immer wieder erzählt er den Ärzten: »Nicht meine Opfer verfolgen mich. Meine Kindheit verfolgt mich. Die Mutter schlug und erniedrigte mich ständig. Meine Oma war genauso. Sie haben mich nicht menschlich erzogen. In der Schule bekam ich nur Prügel und Spott. Ja, meine Mutter und meine Oma, sie haben mich für das ganze Leben kaputtgemacht.«
    Romans Aufgabe ist, Leszek zu überzeugen, daß ihm nur ein psychiatrisches Gutachten helfen könne. Er, Roman, würde einen Psychiater finden, der Leszek dies attestiert. Und so ist es nicht verwunderlich, daß Leszek immer mehr Vertrauen zu diesem auf ihn so intelligent wirkenden Mann faßt.
    Viele Tage verbringt Roman damit, Leszek zu überzeugen, daß es völlig egal ist, wieviele Straftaten er begangen hat, es für ihn sogar besser wäre, möglichst viele Taten zu

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