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Nur für Schokolade

Nur für Schokolade

Titel: Nur für Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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holt weit aus und schlägt dem Greis erneut mit voller Wucht auf den Kopf. Der Mann bricht zusammen, blutet seinem Schlächter aber noch zu wenig. Noch dreimal schlägt er mit der scharfen Kante der Axt zu. Der alte Mann verblutet. Leszek genießt den Anblick wie einen Film. Dann entkleidet er die Leiche. Die ganze Nacht verbringt er sitzend neben ihr und läßt sie nicht aus den Augen. Als ihm kalt wird, wärmt er sich mit den Kleidern des Opfers. Immer wieder dreht er es um. Er schläft nicht in dieser Nacht: zu mächtig fühlt er sich, zu befriedigend ist die Situation für ihn. Immer wieder ergötzt er sich am Anblick dessen, wozu er imstande war. Ganz allein er hatte Macht.
    Am nächsten Morgen, es ist schon hell geworden, findet er eine am Boden liegende Plastikschnur und hebt sie auf. Er will sie gerade in seiner Hosentasche verstauen, als er es sich 99
    anders überlegt und die Schnur zu einem Lasso knotet.
    Pekalski hat eine Idee: er will nun mit der Leiche des alten Mannes spielen. Mühsam hebt er den Leichnam auf, lehnt ihn an einen Baum und fesselt ihm, so, wie er es im Indianerfilm gesehen hat, die Hände auf den Rücken. Er muß lachen, als er den alten Mann in dieser Stellung vor sich sieht. Der Greis hängt nackt in seinen Fesseln, mit gespaltenem Schädel und langsam verkrustendem Blut. Davor führt Leszek einen
    Indianertanz auf, eben, wie er es in Filmen gesehen hat. Er springt um sein Opfer und genießt die Armseligkeit des toten Geschöpfes. Immer wieder umkreist er seinen gefesselten
    »Gefangenen« – bis er durch das nasse Laub zu Boden stürzt.
    Pekalski wird wütend, steht auf. Er will nun nicht mehr Indianer spielen. Sein Opfer ist schuld, daß er sich wehgetan hat. Mit der Axt gibt er seinem Zorn nach.
    Nach Stunden bindet er die Reste des alten Mannes los und schleift sie ins Gebüsch. Das Spiel ist zu Ende. Sorgsam bedeckt er den Leichnam mit Plastiktüten, Ästen und einem schweren Stück Holz. Den Reisigwagen zieht er pfeifend zum nächsten Fluß und versenkt ihn lachend.
    Auch hier muß zunächst ein Unschuldiger büßen. Die
    Staatsanwaltschaft ermittelt, daß ein Sohn des Ermordeten Ärger mit dem alten Mann hatte, und vermutet, daß er der Täter sein könnte. Kurz vor Heiligabend, der Leichnam wurde einige Wochen vorher durch spielende Kinder gefunden, wird Boleslaw N., Sohn des Opfers, festgenommen. Sein eigener Bruder, mit dem er ebenfalls nicht gerade das beste Verhältnis hat, ist von seiner Schuld überzeugt.
    Nach Monaten erzählt der Festgenommene von einer
    ungewöhnliche Konfrontation: »Mein Bruder Jan saß mit dem Oberleutnant aus dem Amt für innere Angelegenheit und einem Staatsanwalt zusammen. Sie benahmen sich wie gute Freunde.
    Bis heute erinnere ich mich an die Worte meines Bruders: Gib es nur zu, alle werden dir helfen, Mutter Jozefa und auch die 100
    Herren hier, gib es nur zu. Ich wollte ihm ins Gesicht spucken, aber das gehört sich nicht unter Brüdern. Sie zeigten mir eine Erklärung: Mein Bruder habe angeblich gesehen, wie ich meinen Vater tötete. Wahrscheinlich war mein Bruder wieder einmal betrunken, denn seine Handschrift war wackelig.«
    Nach mehrmonatiger Untersuchungshaft wird Boleslaw N.
    entlassen.
    Die Staatsanwaltschaft war zu dem Entschluß gekommen, daß die ihn belastenden Beweise unzureichend sind. Boleslaw will aber völlig frei von allen Beschuldigungen sein und legt Beschwerde ein. Diese wird abgelehnt, da sie einen Tag zu spät beim Gericht eingeht. Ein Formfehler. Als Jan erfährt, daß man seinen Bruder aus der Haft entlassen hat, erhängt er sich.
    Boleslaw N.: »Den wahren Grund für seinen Selbstmord hat er mit ins Grab Benommen.«

Opfer Nr. 3
    Andrzej M., ermordet am 13.01.1987 in Slupsk
    Eine hohe Hecke an einer Straße in Slupsk – der Stadt, in der sich Leszek heute im Gefängnis befindet – ein Wächterhäuschen und die sich dahinter verbergenden Gebäude
    erwecken Leszek Pekalskis Neugier. Er hat vor kurzem das Gewichtheben zu seinem Hobby erkoren. Inzwischen ist er an der Sonderberufsschule in Slupsk zum Maurer ausgebildet worden. Er steht so lange am Zaun und blickt hinter die Hecke, bis es ihn friert. An der Einfahrt zu dem Grundstück entdeckt er ein weiteres kleines Häuschen mit einigen Wachposten. So geht er auf den Posten zu und bittet, eingelassen zu werden.
    Die Beamten müssen über den ungebetenen Besucher lachen.
    Wie er auch aussieht! Zerschlissene Schuhe, heruntergekommene Kleidung, nicht frisiert und nicht

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