Nur für Schokolade
Mädchen, fährt wie jeden Tag mit dem Bus zur Schule. Das liebenswerte und hilfsbereite Kind bereitet seinen Eltern große Freude. Kein Tag vergeht, ohne daß sie nicht für ihre Nachbarin, eine alte Frau, zum Einkaufen geht, ihr Kohlen aus der Scheune holt oder ihr einen anderen Gefallen tut. Wie jeden Tag will sie auch am 11.
November 1988 mit dem Bus zur Schule fahren, doch an
diesem Tag ist der Stundenplan geändert. Der Unterricht soll erst später beginnen.
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Ein verhängnisvoller Umstand, der das teuflische Treiben des Leszek Pekalski begünstigt. Denn Malgosia geht heute allein durch den Wald zur Bushaltestelle. Sie weiß nicht, wo heute ihre Freundinnen sind – warum trifft sie niemanden, warum steht auch niemand an der Haltestelle? Während ihre Schulfreundinnen wissen, daß sie an diesem Tag erst später zur Schule müssen, hat Malgosia dies vergessen. So steht sie da und wundert sich, daß der Bus heute nicht pünktlich fährt. Es ist kalt. Malgosia formt Schneebälle und wirft sie durch die Gegend.
Da fällt ihr ein: Ihre Lehrerin hat den Schülern am Vortag mitgeteilt, daß der Unterricht eine Stunde später als sonst beginnen wird. Sie beschließt, auf ihre Freundinnen zu warten, denn wieder zurück zu ihrem Elternhaus und dann erneut zur Bushaltestelle zu gehen, dazu war die Zeit nun zu kurz.
Leszek Pekalski bewohnt seit Tagen eine verlassene Hütte, nur etwa einhundert Meter von dem Bushäuschen entfernt. Er beobachtete die Mädchen schon mehrfach, und sie gefallen ihm. Doch sie sind immer in Gruppen zusammen. So bietet sich ihm keine Gelegenheit, ihnen näherzukommen. Aber er hat Zeit – und wie in fast allen Fällen des Leszek Pekalski spielt ihm auch an diesem Tag der Zufall das Opfer in die Hände. Im Fall von Malgosia K. sind es ein geänderter Stundenplan und ihre Vergeßlichkeit.
Leszek erkennt seine Gelegenheit und geht auf das
Bushäuschen zu, als wolle auch er mit dem nächsten Bus fahren. Zunächst also nicht ungewöhnlich für das Mädchen, daß Leszek Pekalski dasteht und sie beim Schneeballwerfen beobachtet. Doch als sie sich wieder bückt, um einen
Schneeball zu formen, geht der ihr unbekannte Mann auf sie zu. Erschrocken fährt sie hoch und lächelt ihm ins Gesicht. Es ist ein unschuldiges, freundliches, leicht verwirrtes Lächeln.
Sie versteht nicht, was dieser Mann vorhat, will ihn gerade grüßen.
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In Leszek Pekalskis Gehirn gibt es nur noch einen
Gedanken: Das Mädchen muß er haben, das junge Mädchen, das allein und wehrlos vor ihm steht. Er kann und will sich selbst nicht mehr halten, zu günstig erscheint die Situation, zu erregt ist er schon. Und einem so jungen Mädchen stand er schon lange nicht mehr gegenüber.
Malgosia beginnt zu ahnen, was in ihm vorgeht. Sie erkennt, in welcher Gefahr sie sich befindet und will laut schreien. Sie will davonlaufen, doch es gelingt ihr nicht mehr, diesem Untier zu entkommen.
Er packt sie mit aller Gewalt an der Hand. Das Mädchen beginnt zu schreien. Sie schreit um ihr Leben, doch niemand ist in der Nähe, der ihre Schreie hören könnte. Er schleudert sie kurz herum, sie verliert das Gleichgewicht. Eine Gegenwehr ist unmöglich: Leszek Pekalski hat sich in ein mordendes
Monstrum verwandelt. Er klinkt sich aus, taucht in eine Welt, in der es keine Grenzen gibt. Und keine Schreie. Leszek Pekalski will, daß sie ruhig ist, doch sie schreit immer lauter.
Sie will sich befreien aus dieser schrecklichen, schmerzhaften Umklammerung, doch sie schafft es nicht. Da schlägt er dem Mädchen mit einem schweren Stock mitten ins Gesicht.
Malgosia blutet, versteht nicht, was dieser Mann eigentlich will und versucht ihr Gesicht mit der Hand zu schützen. Das Ungeheuer läßt nicht von dem Mädchen ab, immer wieder schlägt Pekalski auf sie ein. Malgosia versucht ein letztes Mal, sich zu wehren – vergebens. Leszek lacht ihr ins Gesicht. Sie strampelt mit den Beinen und winselt um Gnade. Leszek Pekalski kniet bereits über ihr und betrachtet gierig ihren Körper. Er glaubt, daß dies nicht der richtige Ort für sein Vorhaben sei und zieht das Mädchen an den Beinen zu dem Platz, der ihm seit Tagen als Unterschlupf dient. Das Mädchen schreit nach der Mutter, doch Leszek zieht sie in die dachlose Hütte, in sein Reich.
Sie kann die unsäglichen Schmerzen nicht mehr ertragen, die 109
ihr dieses Scheusal zufügt und steckt ihre Finger in den Mund, wie ein kleines Kind. Leszek gefällt dies nicht und er schlägt erneut
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