Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur für Schokolade

Nur für Schokolade

Titel: Nur für Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
Vom Netzwerk:
Schokolade in sich hineinstopft und Pornos liest und, wahrscheinlich, anhand einiger Bilder an seine Taten erinnert wird, sich aufgeilt, während in ganz Polen Eltern ihre Kinder vermissen.
    Immer wieder drückt Stefania R. kräftig die Hand eines Besuchers – sie will Hilfe, sie spürt, daß der Mann, der vor ihr sitzt, nachvollziehen will, wie es ihr geht. Daß er Leszek Pekalski den Tod wünscht, den grausamsten, den diese Welt zu bieten hat. »Schreiben Sie alles über dieses Schwein!« ruft sie ihm zum Abschied nach, »damit die Leute sehen, was es für Menschen gibt und welches Elend sie über viele Familien bringen können.«
    Vielleicht, eines Tages, wird dieser Mann, der das Unheil angerichtet hat, ein freier Mann sein. In welch tiefe Verzweiflung mag diese Mutter versinken, wenn sie darüber nachdenkt. Was mag in dem Vater vorgehen, der alles verloren hat, wofür er leben wollte. Man mag sich erinnern an Leszeks Worte: »Mir geht es gut hier im Gefängnis, die Wärter behandeln mich korrekt und ich werde nicht geschlagen.« In der Zelle, die Leszek bewohnt, ist es wärmer als im

    229
    Wohnzimmer der Familie R.. Am nächsten Tag gibt der
    Staatsanwalt noch einmal ein Interview vor laufender Kamera und er macht dabei einen sicheren und zufriedenen Eindruck.
    »Ich bin müde, weil sich der Prozeß um Leszek Pekalski so hinzieht. Aber über eines bin ich glücklich, daß dieser Mensch keine Gefahr mehr für die Menschen ist und vermutlich für immer im Gefängnis bleiben wird.«
    Die Münchner Psychologin Dr. Annegret Wiese erstellt in diesen Tagen anhand vieler Daten, die ihr übermittelt werden, ein psychologisches Profil von Leszek Pekalski. Ihre Ausführungen werden vom Prozeßbeobachter als exakt zutreffend bezeichnet.
    Hier ein Auszug aus ihren Erkenntnissen:
    »Leszek hat sich zunächst schwächere Opfer ausgesucht.
    Opfer, die er leicht überwältigen konnte, und hat die Erfahrung gemacht, daß er in der Lage ist, einen anderen Menschen zu töten, ohne daß es ihm besondere Mühe bereitet. Dies hat ihm ein Gefühl der Stärke verschafft, er hatte den Eindruck: ich kann das. Und dann wurde irgendwann das Gegenüber völlig egal. Für ihn ist das Töten letztlich eine ganz normale soziale Begegnung geworden. So absurd und brutal sich das auch anhört, aber es war seine Art, in Kontakt mit anderen Menschen zu treten.«
    Frau Dr. Annegret Wiese wird ein Videoband vorgespielt, das Leszeks Reaktionen auf die Frage, ob ihm seine Taten leid tun würden, zeigt.
    (Frage an Leszek:) »Tut es dir leid, was du den Opfern angetan hast?«
    Antwort: »Ein bißchen schon, ein bißchen tut es mir leid.«
    Die Psychologin dazu:
    »Eine Tat zu bereuen setzt voraus, daß man wirklich erfaßt hat, was man getan hat. Leszek weiß auf einer intellektuellen Ebene, daß er diese Taten begangen hat, aber es ist für ihn nicht wirklich, er weiß nicht wirklich, was er den Frauen und 230
    den anderen Opfern für unermeßliches Leid angetan hat.«

    Polnische Justizkreise erfahren, daß Leszek Pekalski vor laufender Kamera 14 Morde gestanden hat und daß ein
    deutsches Fernsehteam im Besitz der Originalbänder ist. Über das polnische Generalkonsulat läßt man eine Kontaktperson in Deutschland wissen, daß die Staatsanwaltschaft dringendst diese Aufnahmen benötigt. Natürlich wird sofort eine Kopie des Bandes angefertigt, um sie den polnischen Justizbehörden zukommen zu lassen. Doch auf dem Postweg ist dies zeitlich nicht mehr zu schaffen, da die Beweisaufnahme in wenigen Tagen abgeschlossen ist. Sobald der Staatsanwalt sein Plädoyer gehalten hat (und dies war für den kommenden Montag
    vorgesehen), wäre dieser Beweis wertlos.
    Der sonst so sichere Staatsanwalt ist deshalb nervös und bittet den Kontaktmann, sofort nach Polen zu fliegen, damit man die Bänder für die Verhandlung verwerten kann. Wieder kommen Zweifel auf – wieso braucht die Staatsanwaltschaft so dringend dieses Video? Hat sie keine Beweise, die Leszek Pekalski – wenigstens für einige seiner Taten – den Weg in die Freiheit versperren?
    Am Freitag, den 29. November 1996, sitzt ein Deutscher im Flugzeug nach Danzig. Sein wichtigstes Gepäckstück: die Fernsehaufnahmen. Ein Taxi bringt ihn zum Hotel »Hevelius«.
    Am nächsten Morgen wird er auf den Staatsanwalt treffen und ihm die Aufnahmen überreichen.
    An diesem Tag aber läßt er sich vom Hotel noch eine
    Dolmetscherin vermitteln; eine etwa fünfzigjährige, sehr gepflegt aussehende, dunkelhaarige

Weitere Kostenlose Bücher