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Nur für Schokolade

Nur für Schokolade

Titel: Nur für Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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diese so bedeutenden Aussagen nicht protokolliert worden sind.« Unverständliches Kopfschütteln beiderseits.
    »Bedenken Sie, daß die Regierung für einen Tag, den ich mit Leszek unterwegs war, nur 8,40 Zloty (etwa fünf DM) zur Verfügung stellte, und davon mußte er verpflegt werden.«
    »Und warum hat man die Versäumnisse nicht nachgeholt?«
    »Dazu hatten wir gar nicht die Zeit. Leszek gestand immer neue Taten, denen wir nachgingen. Bedenken Sie, wir hatten die Beweisstücke, die Wäsche der Frauen und Leszeks
    umfangreiches Geständnis.«
    »Aber die von Ihnen sichergestellten Beweismittel wurden von den Angehörigen der Opfer nicht zweifelsfrei identifiziert.
    Welche Mutter kann schon unter Eid aussagen, daß es sich bei dem ihr zum Teil erst nach Jahren vorgelegten Wäschestück zweifelsfrei um eines ihrer Tochter handelt. Zumal es diese Unterwäsche in tausendfachen Ausführungen in jedem Kauf-haus zu kaufen gab.«
    »Ja das ist richtig, das haben wir bei den polizeilichen Vernehmungen nicht bedacht, denn in den damaligen
    Protokollen erkannten die Zeugen die Wäsche. Uns genügte es, immer im Hinblick auf die Geständnisse des Angeklagten, wenn die Zeugen aussagten, daß die Opfer ein solches
    Wäscheteil getragen haben. Wir wußten aber auch nicht, daß 234
    sich dieser Prozeß so lange hinziehen würde.«
    »Herr Staatsanwalt, haben Sie Angst, daß Leszek Pekalski einmal freikommen und Ihnen etwas antun könnte?«
    »Nun, zunächst bin ich sicher, daß der Angeklagte nie mehr auf freien Fuß gesetzt wird. Aber man kann nichts ausschließen. Angst hätte ich dann nur um meine siebzehnjährige Tochter und um meine Frau, die übrigens auch als Rechtsanwältin tätig ist. Ich war so oft mit Leszek zusammen in ganz Polen, ich kenne all seine Taten, seine Grausamkeiten, die er den Opfern zugefügt hat, da bekommt man schon Angst.«
    »Glauben Sie mir«, fährt er fort, »ich habe viele Nächte nicht geschlafen, als ich die Opfer sah oder die Bilder der Gerichtsmedizin. Ich denke an die kleine Malgosia K., die Dreizehnjährige, die sich vor Schmerzen, die Leszek diesem kleinen, wehrlosen Opfer zugefügt hat, die Finger der rechten Hand fast abgebissen hat.«
    »Halten Sie Leszek für voll zurechnungsfähig?«
    »Ja, ich glaube schon, immer wieder habe ich die Gutachten der Psychiater eingehend studiert, die Leszek untersucht haben, und bin zu der gleichen Meinung gekommen, daß Leszek
    sofort wieder töten würde, wenn er noch einmal auf freien Fuß kommen sollte.«
    »Werden Sie für Leszek Pekalski die Todesstrafe fordern?«
    »Darüber kann ich Ihnen aus rechtlichen Gründen keine Antwort geben, bitte haben Sie dafür Verständnis. Mein Plädoyer werde ich morgen oder übermorgen halten und bis dahin muß ich Sie um Geduld bitten.«
    »Herr Staatsanwalt, sind Sie für die Todesstrafe im
    allgemeinen?«
    »Nein, bin ich nicht, ich bin dafür, daß solche Menschen wie Leszek Pekalski bis zu ihrem Lebensende weggesperrt werden, damit sie niemandem mehr etwas antun können. Nein, für die Todesstrafe bin ich nicht, auch nicht im Falle eines Leszek Pekalski.«

    235

    Jadwiga und Czeslaw K.

    »Herr Staatsanwalt. Sie haben mir erzählt, daß Leszek für längere Zeit auch bei einer alten Frau gewohnt hat. Warum, glauben Sie, hat er dieser Frau nichts getan?«
    »Das ist völlig typisch für Leszek: er tat niemandem etwas, von dem er sich Vorteile erhoffte. Wie bei seinem Onkel Bogdan, bei ihm fand er immer wieder Unterschlupf, so war es auch bei dieser Frau. Sie hatte ein schönes Haus und Leszek tat ihr leid, deshalb bot sie ihm in ihrem Haus ein Zimmer zum Wohnen an. Übrigens, sie war sehr christlich und sah es als ihre Pflicht an, diesem armen, obdachlosen Geschöpf eine Bleibe zu gewähren. Sie hatte außer Leszek noch einen obdachlosen Mann aufgenommen, der dieser alten Frau sehr im Hause half. Sie sprach sehr viel über Gott und dieses Thema gefiel Leszek sehr, und da diese Frau sehr viel in die Kirche 236
    ging, glaubte Leszek, sie könnte ihm auch helfen, eine Frau zu finden. Immer wieder erzählte Leszek davon, wie schlecht ihn der Pfarrer seiner Gemeinde behandelt hatte, und diese Frau versprach, ihm behilflich zu sein. Er klagte bei ihr ständig über nervliche Probleme, und die alte Frau gab ihm ein Medikament, das er täglich einnehmen sollte. Es war im August 1989, da nahm Leszek eine ganze Packung ein und man mußte ihn in ein Krankenhaus bringen. Später erzählte er der Frau, daß er sich

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