Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nur Gutes

Titel: Nur Gutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Koch
Vom Netzwerk:
sagte: ‹Komm.›
    Sie flohen ins Wohnzimmer, Anna schloss die Tür hinter sich.
    Albert stellte Dagmars Tasse ins Spülbecken, Annas Glas, er dachte, besser steht die Tür ins Wohnzimmer ein bisschen offen, eine geschlossene Tür weckt schnell Verdacht, Albert öffnete die Tür einen Spaltbreit. Dann eilte er in den Flur.
    ‹Pastor Mangold›, sagte der Mann und streckte Albert den Schlüsselbund hin. ‹Ihre Schlüssel. Besten Dank für Ihre Hilfe, Sie haben uns sehr geholfen.›
    Der Mann, in einer Jacke aus braunem Leder, hatte einrundes Gesicht, kleine blaue Augen darin, wie eingesetzt, dachte Albert.
    Und jetzt? -
    Albert nahm den Schlüsselbund, steckte ihn in die linke Hosentasche und sagte: ‹Möchten Sie hereinkommen? Vielleicht gibt es noch etwas zu besprechen.›
    ‹Gassmann, Inspektor›, sagte der Mann mit dem runden Gesicht.
    ‹Möchten Sie einen Kaffee oder vielleicht einen Schluck Wasser? Ich sitze hier am Tisch und hänge Gedanken nach, meinen Sonntagnachmittagsgedanken. Kommen Sie herein, Herr Gassmann.›
    ‹Auf ein Glas Wasser, gern.›
    Albert ging voraus.
    ‹Setzen Sie sich.›
    Albert öffnete den Schrank, nahm ein Glas und füllte es mit kaltem Wasser, er riss ein Stück Haushaltspapier von der Rolle, trocknete den Boden des Glases und trat an den Tisch, stellte das Glas vor den Inspektor. Albert setzte sich auf seinen Stuhl an seinem Platz, sah in das Gesicht des Mannes, Augen wie Knöpfe.
    ‹Bitte›, sagte Albert und zeigte auf das Glas.
    ‹Wie gesagt, vielen Dank, dass Sie uns so lange die Schlüssel überließen. In unserem Beruf ist es wesentlich, Eventualitäten auszuschließen, so gut das geht, wenn überhaupt.›
    ‹Bei uns ist es anders. In meinem Beruf schürt man Eventualitäten.›
    Albert lachte.
    ‹Was sind Sonntagnachmittagsgedanken?›, fragte Gassmann.
    ‹Man denkt darüber nach, was man in die Welt gesetzt hat. Ob die Predigt, die man hielt, verständlich war, ob sie ehrlich war, ob man selbst glaubt, was man erzählt. Ich predigte über die Heiterkeit in Gott, als plötzlich die Türen aufgingen und Sie hereinstürmten, mit Ihren Leuten.›
    ‹Es tut uns leid, dass wir Ihren Gottesdienst störten. Und es tut uns leid, dass wir die Kirche so lange zusperren mussten. Es bestand die Gefahr, dass jemand sich darin versteckt hielt oder sich darin noch verstecken könnte. Wir haben die Kirche durchsucht, sogar mit Hunden, auch den Turm, alle Nebenräume haben wir durchsucht. Gefunden haben wir nichts.›
    Gassmann hob das Glas und trank.
    ‹Wen hätte man denn finden können?›
    ‹Niemanden finden ist auch ein Erfolg, zumindest ein Resultat.›
    ‹Haben Sie Lust auf ein Glas Rotwein?›
    ‹Ich muss ins Büro. Übrigens, die Abdankungshalle haben wir versiegelt. Da darf bis auf weiteres keiner hinein.›
    ‹Wie geht es ihm?›, fragte Albert.
    ‹Die Ärzte tun ihr Mögliches, wie immer. Mehr kann ich nicht sagen, Herr Mangold. Ist Sommerhalt Ihr Freund?›
    ‹Mein Freund?›
    Albert hob die Schultern.
    ‹Nein, Edgar Sommerhalt ist nicht mein Freund, ein Kollege, ein Arbeitskollege. Wir arbeiten zusammen. Ziemlichoft halt, naturgegeben. Der Friedshofswärter ist Angestellter der Stadt, nicht der Kirche. Wir verstehen uns gut.›
    Albert schwieg.
    ‹Er überlebt doch?›, fragte Albert.
    ‹Hoffentlich.›
    ‹Seine Frau weiß, was passiert ist?›
    ‹Selbstverständlich weiß sie es, Herr Mangold. Sie weiß es längst. Sie sind allein zu Hause?›
    ‹Meine Frau ist auch hier und macht wohl gerade die Betten. Ein bisschen spät vielleicht, die Betten zu machen. Aber es ist ja Sonntag. Wir erwarteten unseren Sohn zum Essen. Aber das ging dann nicht. Am Weinbergplatz blieb er stecken, man ließ ihn nicht durch.›
    Gassmann trank das Glas leer, stellte es auf das helle Holz.
    ‹Am Weinbergplatz.›
    Er stand auf.
    ‹Herzlichen Dank, Pastor Mangold, für Ihr Verständnis, für Ihre Kooperation, für das Glas Wasser.›
    ‹Gern geschehen›, sagte Albert.
    Er ging voraus in den Flur.
    ‹Ich darf jetzt also wieder hinüber in die Kirche?›
    ‹Kein Problem. Meine Leute haben, hoffe ich, alles so zurückgelassen, wie sie es angetroffen hatten. Wenn nicht, dann beschweren Sie sich bitte bei mir. Ich lasse noch zwei, drei Männer hier in der Nähe, sicherheitshalber, bis es dunkel ist. Aber die wissen, wer Sie sind. Kein Problem.›
    Albert öffnete die Wohnungstür, Gassmann trat ins Treppenhaus.
    ‹Und ich dürfte auch zu Sommerhalts Frau, um ihr

Weitere Kostenlose Bücher