Nur in deinen Armen: Roman
nachzudenken, holte sie tief Luft, wirbelte herum, um ihn anzusehen, als sei er ein Raubtier. Und plötzlich war sie sich dessen auch sicher. »Sie sollten vorsichtig sein.«
Ihr Gesicht verriet nichts, doch der Ton ihrer Stimme war sehr direkt.
Er riss weit die Augen auf, doch es lag keine Unschuld in seinem Blick. »Sollten Sie nicht nach meiner Wunde sehen?«
»Ihre Wunde braucht lediglich Zeit, um zu heilen.« Keine Macht der Erde würde sie dazu bringen, noch näher an das Bett zu treten - noch näher zu ihm. Phyllida runzelte die Stirn und rief sich ihren Standpunkt noch einmal ins Gedächtnis. Sie war hier diejenige, die die Kontrolle in der Hand hielt. »Papa möchte gern, dass Sie heute Nachmittag mit uns Tee trinken, wenn Sie sich dazu in der Lage fühlen.«
Sein Lächeln machte sie nervös. »Ich bin in der Lage dazu.«
»Gut.« Sie wandte sich zur Tür. »Dann lasse ich Ihr Gepäck nach oben bringen - zur Vorsicht haben wir es unten gelassen.«
»Zur Vorsicht?«
»Nun ja.« An der Tür blieb sie noch einmal stehen und sah zu ihm zurück. »Wir haben Ihnen Ihre Kleidung vorenthalten, für den Fall, dass Sie Schwierigkeiten machen würden, im Bett zu bleiben.«
Sein Mund verzog sich, seine Augen blitzten. Beides zusammen sah entschieden böse aus. »Im Bett zu liegen, gehört zu meinem liebsten Zeitvertreib. Hätte ich allerdings aufstehen wollen, dann hätte mich das Fehlen meiner Kleidung nicht davon abgehalten.« Er sah sie von Kopf bis Fuß an, und seine Stimme wurde noch ein wenig tiefer. »Überhaupt nicht.«
Phyllida umklammerte den Türgriff und hielt seinem Blick stand, dabei hoffte sie nur, dass sie nicht errötete. »Ich werde Papa Bescheid sagen, dass Sie später herunterkommen. Wie ist doch gleich Ihr Name?«
Sein wenig Vertrauen erweckendes Lächeln wurde noch breiter. »Lucifer.«
Phyllida starrte ihn an, selbst über diese Entfernung hinweg rieten ihr all ihre Instinkte, sich nicht von ihm übertölpeln zu lassen.
Es ging ihr ernsthaft gegen den Strich, dass er mit ihr spielte, doch wenn sie jetzt mit ihm zu streiten begann, würde sie ihn nur in seinem Verhalten bestärken. Sie zwang sich dazu, den Kopf zu senken. »Sweetie - Miss Sweet - wird gleich zurückkommen. Sie wird Ihnen dann das Tablett wieder abnehmen.«
Mit diesen Worten öffnete sie die Tür und verließ ihn mit einem königlichen Nicken.
Nachdem er gebadet und sich angekleidet hatte, saß Lucifer auf dem Fenstersitz in seinem Schlafzimmer und blickte nach Norden über einen dichten Wald. Durch die Äste der Bäume gelang es ihm schließlich, das graue Schieferdach des Herrenhauses auszumachen.
Er richtete den Blick darauf und dachte an Horatio, an Martha und daran, was er als Nächstes tun musste, wie er die Sache am besten angehen würde. Horatios Tod war eine Tatsache, die er akzeptieren musste, doch die Geschichte hatte gerade erst begonnen.
Es war ruhig vor dem geöffneten Fenster. Ein angenehmer Sommernachmittag hatte sich über das Dorf gelegt, doch irgendwo in diesem Frieden wartete ein Mörder, er beobachtete alles und sorgte sich. Bei Horatios Tod war nicht alles glatt gelaufen. Nicht nur er war viel zu früh am Ort des Geschehens erschienen, auch Phyllida Tallent war unerwartet aufgetaucht.
Über diese letzte Tatsache und darüber, was das zu bedeuten hatte, dachte Lucifer nach.
Ein Klopfen an der Tür weckte ihn aus seinen Gedanken. Er wandte sich zur Tür, um festzustellen, ob seine Intuition ihn nicht getrogen hatte. »Herein.«
Phyllida betrat das Zimmer und lächelte triumphierend. Sich zuvor zurückzuziehen und ihm das Feld zu überlassen, konnte ihr nicht leicht gefallen sein, trotz all ihrer Zurückhaltung hatte er darauf gewettet, dass es ihr nicht gelingen würde, sich lange von ihm fern zu halten. Sie sah sich im Zimmer um und entdeckte ihn dann. Sie zögerte, die Tür ließ sie weit offen, als sie dann schließlich zu ihm hinüberkam. Mit gerunzelter Stirn betrachtete sie sein Gesicht. Er ließ sie näher kommen, dann stand er langsam auf, ohne zu schnelle Bewegungen zu machen.
Ihre wunderschönen Augen weiteten sich, sofort blieb sie stehen. »Ah …« Aus sicherer Entfernung starrte sie ihn an. Ihr Blick ging an ihm vorüber zum Fenster, dann kehrte er zurück zu seinem Gesicht. Ihre Augen blitzten auf, als sie bemerkte, dass er sie anstarrte. »Sind Sie auch sicher, dass Sie sich genug erholt haben, um nach unten zu kommen?«
Noch immer lächelte er, dabei genoss er ihre
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