Nur in deinen Armen: Roman
immer wieder ins Gedächtnis zu rufen.
»Ihre Pferde stehen dort drin.« Sie deutete auf den Stall auf der einen Seite des Hauses. »Ich werde den Hemmings und auch Bristleford sagen, dass Sie hier sind.« Es wurde langsam Abend. »John wird sicher auch bald kommen.«
Sie eilte durch den Küchengarten und wusste, dass Lucifers Blicke sie verfolgten, ehe er sich zum Stall wandte.
Die Hemmings waren in der Küche, Mrs Hemmings kochte, Hemmings stand am Herd. Sofort ging er hinaus in den Stall. Phyllida sprach mit Mrs Hemmings über die Vorbereitungen zur Beerdigung von Horatio, dann entschuldigte sie sich und ging ins Wohnzimmer, um noch einen letzten Blick auf Horatio zu werfen.
Und das tat sie auch. Doch dann sah sie sich im Salon und in Horatios Bibliothek auf der anderen Seite des Flurs um. Der Reiseschreibtisch von Mary Annes Großmutter musste doch irgendwo sein. Er war klein genug, um irgendwo als Verzierung auf einem der Tische zu stehen, in einem Haus voller Antiquitäten wie diesem. Phyllida suchte überall, doch sie konnte ihn nirgendwo entdecken. Sie ging in den Flur zurück und warf noch einen Blick in das Esszimmer, dann eilte sie in das Wohnzimmer und suchte auch in dem daneben liegenden Wintergarten. Doch ihre Suche war vergebens.
Sie kehrte in den Flur zurück, blieb unten an der Treppe stehen und sah nach oben. Sie hörte, wie irgendwo eine Schublade zugeschoben wurde. Wahrscheinlich war das Covey, der die Sachen seines Herrn ein letztes Mal ordnete. Phyllida verzog das Gesicht. Der Reiseschreibtisch musste irgendwo oben sein. In der ersten Etage gab es mehrere Schlafzimmer, darüber war noch ein Dachboden. Covey und die Hemmings hatten ihre Zimmer auf dem Dachboden, aber das waren nicht alle Zimmer dort oben. Sie müsste eine Gelegenheit und eine Ausrede finden, um sich dort oben umzusehen.
Sie ging in die Küche zurück, verabschiedete sich geistesabwesend von Mrs Hemmings und schlenderte dann durch den Küchengarten, während sie überlegte, wie sie das anstellen sollte. Doch sie fand keine Antwort.
Lucifer stand vor dem Stall und sah ihr entgegen. Er hatte sie in einem der hinteren Zimmer entdeckt. Was tat sie dort? Noch eine Frage, auf die sie ihm eine Antwort geben müsste. Schon bald.
Seine Schwarzen fraßen sich satt. John Ostler war gerade wieder gegangen. Hemmings nickte Lucifer noch einmal zu und ging dann wieder zum Haus zurück. Phyllida blickte auf, als Hemmings an ihr vorüberging, sie lächelte und grüßte ihn abwesend, dann stellte sie fest, dass Lucifer auf sie wartete. Ein wenig schneller ging sie auf ihn zu. »Sind Sie fertig?«
Er passte sich ihren Schritten an. »Sie hatten Recht - John Ostler weiß, wie man mit Pferden umgeht.«
Sie lächelte und sah zu ihm auf. »Wie geht es Ihrem Kopf?«
»Besser.«
»Die frische Luft hilft sicher.«
Gemeinsam gingen sie in den Wald. Die Sonne warf vereinzelte Strahlen durch das Blätterdach, goldene Pfeile aus Licht. Die Geschäftigkeit des Tages fiel von ihnen ab, als der Abend sich näherte, Vögel huschten in ihre Nester auf den Zweigen, ihr sanftes Zwitschern erfüllte die Luft.
Als sie sich der Farm näherten, kamen sie an eine steile Stelle des Weges. Phyllida blieb stehen, und Lucifer ging an ihr vorbei und streckte ihr dann die Hand entgegen. Sie griff danach und sprang, doch ihr enger Rock behinderte sie, sie rutschte auf den Blättern unter ihren Füßen aus.
Lucifer fing sie auf, er legte eine Hand um ihre Taille und hob sie hoch. Sie landete an seiner Brust.
Dieser unerwartete Körperkontakt erschreckte sie beide. Er hörte, wie sie scharf den Atem einzog, und fühlte dann, wie sie in seinen Armen erstarrte. Auch seine eigene, unerwartete Reaktion entging ihm nicht. Sie sah zu ihm auf, ihre wunderschönen braunen Augen waren weit aufgerissen … die Gefühle, die sie in ihm weckte, ließen ihn erstarren.
Verwunderung und flüchtige, unschuldige Gedanken, wie es wohl sein mochte …
Ihre Finger, die auf seiner Brust lagen, zitterten, doch dann lagen sie ganz still.
Sein Blick ging zu ihrem Mund, und auch sie sah auf seine Lippen.
Ihr Mund öffnete sich ein wenig.
Er senkte den Kopf und presste seine Lippen auf ihre.
Sie waren so weich wie Blütenblätter und süß - eine köstliche, frische Süße, die ihm nicht Unschuld, sondern unschuldige Freuden verhieß.
Das hatte er nicht beabsichtigt. Er wusste, dass er sich zurückziehen sollte, dass er ihr erlauben sollte zu entkommen, selbst wenn sie nicht genug
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