Nur in deinen Armen: Roman
Meinung sagen, ohne auf die gesellschaftlichen Regeln achten zu müssen. Dass er ihre Maske durchschaute, trug sicher dazu bei, doch es konnte nicht die ganze Erklärung sein.
Jonas war der einzige andere Mensch, bei dem sie sich wohl fühlte, doch beim besten Willen konnte sie die Art, wie sie auf Lucifer reagierte, nicht mit der Reaktion auf ihren Zwillingsbruder vergleichen. Jonas war ganz einfach da wie eine männliche Version ihrer selbst. Sie verschwendete niemals einen Gedanken daran, was Jonas dachte - sie wusste es ganz einfach.
Sie machte sich auch nie Sorgen um Jonas - er konnte recht gut auf sich selbst aufpassen. Lucifer ähnelte ihm in dieser Hinsicht. Doch das konnte sie von all den anderen in diesem Raum nicht behaupten. Vielleicht war es ja das - sie betrachtete Lucifer als ihr gleichgestellt -, das war der Grund dafür, dass sie sich in seiner Gegenwart so unbefangen fühlte.
Insgeheim schüttelte sie den Kopf, dabei beobachtete sie ihn weiter. Manchmal wusste sie sogar, was er dachte, manchmal - wie zum Beispiel heute Morgen im Garten - waren seine Gedanken ein Geheimnis für sie, eines, das sie gerne lüften wollte. Ganz abgesehen von den Gefahren, die so etwas nach sich ziehen würde.
Mrs Farthingale streckte die Hand aus und hielt ihn fest. Er blieb stehen, lächelte lässig und machte einige Bemerkungen, über die sie lachte, dann ging er weiter. Soweit Phyllida sehen konnte, hatte er es auf Pommeroy abgesehen.
Sie überließ ihn seinen Angelegenheiten und wandte sich zu Basil, der in diesem Augenblick neben sie trat.
»Nun.« Basil sah sich in dem Raum um. »Es gibt wohl einige Männer, die sich im Augenblick wünschen, sie hätten sich ihren Pflichten ein wenig gründlicher gewidmet.«
»Oh?«
»Ich habe gehört, wie Cedric sich mit Mr Cynster unterhalten hat, sie sprachen über die Verwaltung eines Besitzes, und Cedric erwähnte, dass er normalerweise den Sonntagmorgen dazu nutzt, seine Bücher zu führen.«
»Also war Cedric am letzten Sonntag nicht in der Kirche?«
Basil schüttelte den Kopf. Sein Blick ging zu Lucifer. »Ich muss schon sagen, Cynster beeindruckt mich. Ich nehme an, er sammelt Informationen darüber, wer Horatio umgebracht haben könnte. Natürlich ist das eine undankbare Aufgabe, aber sein Pflichtgefühl ehrt ihn. Die meisten Menschen würden das Erbe annehmen und es dabei bewenden lassen. Immerhin hat er doch mit der ganzen Sache nichts zu tun.«
Phyllida betrachtete Lucifer mit wachsender Bewunderung. Ihr war niemals der Gedanke gekommen, dass er den Mörder nicht verfolgen würde, doch eigentlich hatte Basil Recht. Die meisten Männer hätten einfach mit den Schultern gezuckt und die Sache auf sich bewenden lassen. In der Tat vermutete sie, dass auch Basil selbst so gehandelt hätte, und immerhin war Basil der rechtschaffenste unter ihren Verehrern.
Zu keinem Zeitpunkt hatte sie an Lucifers Entschluss gezweifelt. Er hatte behauptet, Horatio sei sein Freund gewesen, und ohne zu fragen, hatte sie gewusst, dass er eine Freundschaft zu schätzen wusste. So ein Mann war er nun einmal - ein ehrenwerter Mann.
Innerlich verzog sie das Gesicht. Im Augenblick verhielt sie sich selbst nicht gerade sehr ehrenhaft, sie war in ein Dilemma verstrickt, das auch mit Ehre zu tun hatte, sie war verdammt, wenn sie ihm etwas sagte, und verdammt, wenn sie es nicht tat.
»Hat Lady Huddlesford vor, länger zu bleiben?«
Phyllida antwortete ihm, eine Unterhaltung mit Basil war immer sehr langweilig, nie gab es eine Überraschung oder eine Herausforderung in ihren Gesprächen. Alltägliche Dinge waren es, über die Basil sich unterhielt, doch wenigstens waren diese Unterhaltungen harmlos.
Das änderte sich, als Cedric wie ein wütender Bulle angestürmt kam. Sein kurzer, gedrungener Hals unterstrich diesen wenig schmeichelhaften Eindruck noch.
»Bitte komm, und unterhalte dich mit Mama.« Cedric griff nach ihrem Ellbogen. »Sie sitzt auf der chaise. «
Phyllida blieb stehen, obwohl er versuchte, sie mit sich zu ziehen. »Hat Lady Fortemain darum gebeten, mit mir zu sprechen?«
Cedrics Gesicht lief rot an. »Nein, aber sie freut sich immer, wenn sie sich mit dir unterhalten kann.«
»Das wage ich zu bezweifeln.« Basils Gesicht wurde beinahe so hochmütig wie das seiner Schwester. »Miss Tallent zieht es aber vielleicht vor, sich mit jemandem zu unterhalten, der wirklich gern mit ihr reden möchte.«
Miss Tallent würde ein leeres Zimmer vorziehen . Doch diese Worte verkniff
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