Nur in deinen Armen: Roman
sich Phyllida. »Cedric, was hast du am letzten Sonntagmorgen gemacht?«
Cedric blinzelte erstaunt. »Am Sonntag? Als Horatio ermordet wurde?«
»Jawohl.« Phyllida wartete. Bei Cedric war es immer gut, wenn man direkt war, unterschwellige Bedeutungen begriff er nicht.
Er warf Basil einen Blick zu, dann sah er wieder Phyllida an. »Ich habe die Bücher gemacht.« Einen Augenblick hielt er inne, dann sprach er weiter. »In der Bibliothek.«
»Also warst du den ganzen Morgen in der Bibliothek von Ballyclose?«
Er nickte, dann ging sein Blick wieder zu Basil. »Ich war dort, noch ehe Mama zur Kirche ging und bis sie nach Hause kam.«
Phyllida seufzte. »Also konntest du nichts sehen.«
»Was hätte ich denn sehen sollen?«
»Nun ja, was immer es auch zu sehen gab. Der Mörder muss doch irgendwie entkommen sein.« Sie sah zu Basil. »Du warst in der Kirche.« Jetzt schaute sie von einem zum anderen. »Natürlich habt ihr beide Arbeiter beschäftigt, die vielleicht zu der Zeit draußen waren - oder ihre Kinder. Papa wäre wirklich für jede Information dankbar.«
»Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht.« Basil reckte sich. »Ich werde mich morgen einmal umhören.«
»Ich auch«, brummte Cedric.
»Wenn ihr mich jetzt bitte entschuldigt, ich muss unbedingt mit Mary Anne sprechen.« Phyllida ließ Basil und Cedric stehen, die einander mit düsteren Blicken bedachten. Wenn einer der Arbeiter irgendetwas Nützliches gesehen hatte, dann würden die beiden sicher davon erfahren und es ihr dann berichten.
Sie entdeckte Mary Anne und wollte unbedingt mit ihr reden, doch Mary Anne wollte sich offensichtlich nicht auf eine Unterhaltung einlassen. Wenn sie Mary Anne nicht durch den ganzen Raum verfolgen wollte, konnte sie nichts tun. Robert war mittlerweile nach Exeter zurückgekehrt. Phyllida blieb stehen und blickte über die Menge, sie fragte sich, wer ihr sonst noch eine Auskunft geben konnte. Würde es sich lohnen, auch die Ladys des Dorfes einzuspannen?
»Miss Tallent. Ich habe schon lange auf eine Gelegenheit gewartet, mit Ihnen zu reden.«
Phyllida wirbelte herum und stand Henry Grisby gegenüber. »Guten Abend, Mr Grisby.« Innerlich seufzte sie auf, bis jetzt hatte sie es geschafft, ihm aus dem Weg zu gehen.
Henry verbeugte sich. »Meine Mutter lässt Sie grüßen. Sie hat von dem Rezept für die Stachelbeertorte gehört, das Sie den beiden Misses Longdon gegeben haben. Mama fragt, ob Sie so freundlich sein könnten, auch ihr dieses Rezept zu geben.«
»Aber natürlich.« Phyllida setzte das auf die Liste, die sie im Kopf hatte. Rezept für Hustensaft an Mrs Farthingale, mit Betsy Miller reden, eine der Pächterinnen von Cedric, von der Lady Fortemain glaubte, dass sie Schwierigkeiten hatte, Rezept für Mrs Grisby, Briefe für Mary Anne finden und einen Mörder für Lucifer.
Henry versuchte, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. »Meine Mutter würde sich höchst geehrt fühlen, wenn Sie einen Besuch auf Dottswood machen würden.«
Phyllida sah ihm in die Augen, doch Henry vermied ihren Blick. »Ich denke nicht, dass ein Besuch so passend wäre, Henry.« Er würde sich höchst geehrt fühlen, nicht Mrs Grisby.
Er warf ihr einen herausfordernden Blick zu. »Sie machen doch auch Besuche in Ballyclose und Highgate.«
»Um dort Lady Fortemain und die alte Mrs Smollet zu besuchen, beides Frauen, die mich schon seit meiner Zeit in der Wiege kennen.«
»Meine Mutter hat auch ihr ganzes Leben hier verbracht.«
»Ja, aber …« Phyllida suchte nach einem Weg, um ihm höflich deutlich zu machen, dass Mrs Grisby ihr im Augenblick nicht wohl gesinnt war. Mrs Grisby, die kaum einmal Dottswood verließ und sich ihr Bild vom Dorfleben von Henry vermitteln ließ, sträubte sich vehement dagegen, dass Phyllida Henry heiraten sollte. Und weil sie Henrys Mutter war, war ihr noch gar nicht klar geworden, dass Phyllida ihr in diesem Punkt zustimmte. Schließlich sah Phyllida Henry in die Augen und erklärte: »Sie wissen sehr gut, dass Ihre Mutter sich über einen Besuch von mir nicht freuen würde.«
»Sie wäre erfreut, wenn Sie meinen Antrag annehmen würden.«
Noch eine Lüge. »Henry …«
»Nein, hören Sie mir zu. Sie sind vierundzwanzig. Das ist ein gutes Alter für eine Frau, um zu heiraten …«
»Mein Cousin hat mir erst gestern erklärt, dass ich mit vierundzwanzig bereits eine alte Jungfer bin.« Für etwas war Percy wenigstens gut.
Henry verzog mürrisch das Gesicht. »Der hat doch seinen
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