Nur in deinen Armen: Roman
entdeckt. Er war wirklich Lucifer gewesen, heiß und voller Lust.
Versuchung war sein zweiter Vorname.
Dennoch hatte sie sich sicher gefühlt, vollkommen sicher - nicht körperlich, sondern auf einer ganz anderen, tieferen Ebene - während sie in seinen Armen gelegen hatte.
Warum das so war, war für sie ein Rätsel, doch dieses Rätsel näher zu untersuchen, würde zu nichts führen. Wie weit dieses Gefühl der Sicherheit sie verlocken würde, wusste sie nicht, doch mit ihren vierundzwanzig Jahren war er der erste Mann, der ihr das Gefühl gab, eine begehrte Frau zu sein.
Tief in ihrem Inneren hatte sie das Gefühl, dass er, auch wenn er der Erste war, gleichzeitig auch der Letzte wäre, der dieses Gefühl in ihr auslöste.
»Der Eindringling«, sie hielt sich an der Seite des Wagens fest, als er um eine Biegung des Weges fuhr, »wie ist er ins Haus gekommen?«
»Eines der Fenster hatte einen lockeren Riegel - das Fenster im Esszimmer, das zu der seitlichen Wiese hinausgeht.«
»Deshalb war er auch so schnell wieder draußen.« Nach einem Augenblick des Nachdenkens fragte sie: »Glaubst du, dass er zurückkommen wird?«
»Nicht sofort, aber er wird kommen. Was auch immer es ist, das er haben will, er hat es noch nicht gefunden. Und wenn es etwas ist, für das er einen Mord begangen hat, dann wird er zurückkommen.«
»Bist du denn sicher, dass dieser Eindringling der Mörder ist?«
Lucifer verzog das Gesicht. »Nein. Aber wenn es nicht vier Menschen waren, die Horatio an diesem Sonntagmorgen besucht haben - der Mörder, du, ich und dieser Eindringling - und wenn wir bis jetzt absolut keine Spur des Mörders gefunden haben, dann muss dieser Eindringling der Mörder sein.«
Sie fuhren um eine Biegung des Weges, und das Tor der Farm erschien vor ihnen, doch Lucifer bremste den Wagen nicht ab. Er warf ihr einen schnellen Blick zu. »Bis auf deinen Vater und deinen Bruder bist du der einzige vernünftige und ganz sicher auch unschuldige Mensch, mit dem ich über diese Sache reden kann, und aus offensichtlichen Gründen kann ich im Augenblick weder mit deinem Vater noch mit deinem Bruder reden.«
Sie erwiderte seinen Blick ruhig.
Er musste seine Aufmerksamkeit wieder den Pferden zuwenden. »Ich glaube, dass Horatio wegen eines Buches umgebracht wurde. Jeder wusste, dass am Sonntagmorgen niemand im Herrenhaus war. Das Haus war nie abgeschlossen. Der Mörder - ein Mann aus dem Ort, der nicht in der Kirche war - hat sein Pferd hinter den Büschen stehen lassen und ist in den Salon gegangen. Er hat damit angefangen, die Bücher zu durchsuchen, hat sie aus dem Regal gezogen - dann hat Horatio ihn gestört. Am Montagnachmittag habe ich bemerkt, dass drei Bücher nicht richtig im Regal standen.«
»Wo?«
»Unten im letzten Bücherregal, gleich an der Innenwand.«
Ganz nahe an der Stelle, wo sie vermutete, dass der Mörder sich versteckt hatte. »Also glaubst du, dass der Mörder hinter einem Buch her ist.«
»Oder hinter etwas, das in einem Buch verborgen ist.«
»Könnte das Buch denn dieser Gegenstand sein, den Horatio dir zeigen wollte?«
»Nein. Horatio hätte mich nie darum gebeten, für ihn ein Buch zu schätzen. Er war auf diesem Gebiet eine Autorität. Wenn er etwas Außergewöhnliches gefunden hätte, und alle Anzeichen sprechen dafür, dann hätte er meine Meinung darüber nicht nötig gehabt.«
Sie waren an der Abbiegung nach Axmouth angekommen, als er langsamer fuhr und den Wagen dann wendete. Während sie nach Colyton zurückfuhren, fragte Phyllida: »Warum glaubst du, dass es etwas war, das in einem Buch versteckt ist?«
»Viele Bücher sind wertvoll, weil etwas hineingeschrieben wurde. Manchmal ist es eine Notiz, die zum Wert des Buches beiträgt, aber viel häufiger geht es um die Identität des Schreibers.«
»Du meinst Anmerkungen oder so etwas Ähnliches?«
»Anmerkungen, Anweisungen, Botschaften - sogar um ein Testament. Du wärst erstaunt, was man da alles finden kann.«
»Also scheint es im Augenblick so zu sein, dass das Motiv des Mörders etwas ist, das in einem der Bücher niedergeschrieben wurde?«
»Das nehme ich an.« Wieder tauchte das Tor der Farm vor ihnen auf, Lucifer lenkte den Wagen hindurch.
»Und was ist mit dem Gegenstand, den Horatio dir zeigen wollte?«
»Das bleibt ein Geheimnis. Die Tatsache, dass Horatio umgebracht wurde, kurz nachdem er diesen Gegenstand entdeckt hatte, sieht immer weniger wie ein Zufall aus. Niemand außer mir und Covey weiß, dass er
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