Nur in deinen Armen: Roman
reichte ihm dann die Hand. Er zog sie hoch und nahm sie in die Arme. Die beiden Misses Longdon plapperten aufgeregt.
Phyllida tanzte gut, dafür war er dankbar - wenigstens brauchte er nicht auf die Schritte zu achten. Das war ein Problem weniger, mit dem er sich befassen musste. Das drängendste Problem lag gerade in seinen Armen und wirbelte mühelos mit ihm über die Tanzfläche. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund schienen ihr Verstand und ihre Sinne ihren Füßen zu folgen, und ein schwindliges Glücksgefühl, das viel zu gefährlich war, erfasste sie.
Lucifers Augen dagegen blickten besorgt, und er hatte den Mund zusammengepresst, in seinem Körper lag eine gewisse Anspannung, als er sie berührte - fraglos alles Anzeichen von Gefahr. Sie bemühte sich, sich nichts anmerken zu lassen.
»Ich hatte gerade eine äußerst unangenehme Unterhaltung mit deinem Vater und deinem Bruder.«
Sie fühlte, wie ihre Augen größer wurden. »Wie um alles in der Welt haben Papa und Jonas denn von dem gestrigen Abend erfahren?«
Lucifer starrte sie an, dann presste er die Lippen zusammen. »Wir haben uns nicht über unser kleines Zwischenspiel in den Büschen unterhalten. Davon wissen sie nichts.«
Erleichtert sank Phyllida in sich zusammen. »Gott sei Dank!«
Lucifer hätte sie am liebsten geschüttelt, als sie die nächste Drehung machten. »Wir haben uns darüber unterhalten, ob du dich in Gefahr befindest. Und das tust du ganz sicher.«
»Du hast ihnen das doch wohl nicht gesagt?« Fragend sah sie zu ihm auf.
Seine Augen blitzten. »Nein, das habe ich nicht. Aber ich sollte es tun.«
»Es gibt keinen Grund, warum sie sich Sorgen machen sollten …«
»Sie haben das Recht, Bescheid zu wissen.«
Mit zusammengekniffenen Augen sah sie ihn an. »Ich will nicht, dass sie Bescheid wissen. Das hat doch keinen Zweck. Wie du gesehen hast, bin ich sehr wohl in der Lage, die nötigen Schritte zu tun, und mit ein wenig Glück werde ich dir schon sehr bald alles sagen können, dann werden wir auf die eine oder die andere Art den Mörder fangen, und alles ist wieder gut.«
Er betrachtete sie nachdenklich und sah ihr tief in die Augen. »Es wäre wesentlich besser, wenn du mir sagen würdest, was du in Horatios Salon gesehen hast.«
Sie dachte darüber nach.
Ich habe einen braunen Hut gesehen.
Einen braunen Hut?
Nur einen braunen Hut. Ich habe ihn nicht erkannt, und niemand hat ihn seither getragen.
Dann kann das nicht der Grund sein, warum sich der Mörder Sorgen macht. Was ist sonst noch geschehen? Was hast du getan? Warum warst du überhaupt dort?
»Ich kann es dir nicht sagen. Noch nicht.«
Sein Blick ruhte noch immer auf ihr, seine lebhaft dunkelblauen Augen sahen tief in ihre. »Ich denke, du kannst es.«
Seine Stimme war leise und sanft, ein Schauer rann ihr dabei über den Rücken. Am liebsten hätte sie den Kopf gehoben und sich aus seinen Armen gelöst, doch ehe sie das tun konnte, zog er sie noch näher an sich.
So nahe, dass der Seidenstoff ihres Kleides sich gegen seinen Oberkörper presste und sich bei jedem Atemzug seine muskulösen Schenkel gegen sie drückten.
Ganz plötzlich wurde ihr bewusst, was für eine körperliche Kraft von ihm ausging - obwohl er das ja eigentlich nie vor ihr verborgen hatte. Ein Teil ihres Verstandes drängte sie verzweifelt zu begreifen, welche Bedrohung er für sie sein konnte, drängte sie, nachzugeben. Stattdessen sah sie ihn nur mit gerunzelter Stirn an. »Noch nicht. Ich werde es dir sagen, sobald es mir möglich ist.«
Ihre Stimme war leise und gelassen. Ein Ausdruck der Überraschung - als könne er seinen Ohren nicht so recht glauben - ging kurz über sein Gesicht. Doch dann verhärtete sich sein Ausdruck. Langsam zog er arrogant eine Augenbraue hoch.
Sie kannte diesen Blick - konnte ihn sehr leicht deuten. »Nichts, was du tust, wird meine Meinung ändern.«
Die Musik endete, er wirbelte sie noch einmal herum, dann blieb er stehen, doch er gab sie nicht frei. Seine Hand an ihrer Taille brannte durch den dünnen Stoff ihres Kleides und drohte unterschwellig, sie näher an sich zu ziehen. Er ließ ihre verschränkten Hände sinken, dann sah er ihr in die Augen. »Nichts?«
Nur dieses eine, leise ausgesprochene Wort.
Phyllida hatte plötzlich das Gefühl, ohnmächtig zu werden. Ihre Knie waren ganz weich. Wenn sie ihm nicht bald etwas verriet, würde er sie küssen - gleich hier im Ballsaal der Smollets vor all den Menschen. Er würde es tun, und es würde ihm
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