Nur in deinen Armen: Roman
der ein Stück weiter stehen geblieben war, dann machte sie sich auf den Weg nach Hause - durch das Dorf.
Natürlich vertraute sie ihm - und das wusste er auch! Phyllida schlug nach der Messingvase, die sie gerade auf dem Tisch der Sakristei geleert hatte, dann ging sie zurück in das Kirchenschiff und von dort zur Tür.
Die Blumen, die sie am Samstag in die Kirche gestellt hatte, hatten nur bis zum Sonntag gehalten. Sie legte beide Arme um die schwere Vase und hob sie hoch. Vorsichtig ging sie damit zur Sakristei und dann zu der offenen Tür dahinter, auf keinen Fall wollte sie sich mit schmutzigem Wasser ihr Musselinkleid schmutzig machen.
Das wäre der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Wie konnte er glauben, dass sie ihm nicht vertraute? Er musste es ganz einfach wissen - nach dem Zwischenfall an der Hecke. Er wusste es, aber er nutzte diese Tatsache - ihr Vertrauen in ihn -, um sie unter Druck zu setzen.
Er sprach eigentlich überhaupt nicht von Vertrauen, alles, wovon er sprach, war Dominanz. Es ging ihm darum, dass sie nicht schwach geworden war und ihm erzählt hatte, was er wissen wollte. Wenn er überhaupt über Vertrauen sprechen wollte, wie stand es denn mit seinem Vertrauen in sie? Sie hatte ihm erklärt, dass sie es ihm nicht sagen konnte, dass sie ihm davon erzählen würde, so bald sie konnte, und dass das, was sie wusste, überhaupt keine Konsequenzen hatte!
Und was hatte er mit der Bemerkung gemeint, dass die Büsche für sie kein sicherer Ort wären?
»Ich werde durch die Büsche gehen, wann immer ich das möchte.«
Diese Worte hatte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorgebracht, sie hallten in der Sakristei wider. Vorsichtig streckte sie einen Fuß vor, bis sie die Schwelle fühlte, dann trat sie auf den Rasen hinter der Kirche.
Der Himmel war bedeckt, genau wie ihre Stimmung. Sie sah vorsichtig um die große Vase herum, dann wandte sie sich zu dem Haufen verwelkter Blumen …
Ein schwarzes Tuch wurde über ihren Kopf geworfen.
Sie fühlte ein Seil um ihren Hals.
Im nächsten Augenblick wurde dieses Seil fest zugezogen.
Noch fester.
Phyllida warf die schwere Vase beiseite, sie fiel gegen einen Grabstein. Mit den Ellbogen stieß sie zu, sie traf und hörte ein ersticktes Geräusch.
Es war ein Mann, und er war größer, schwerer und wesentlich stärker als sie. Doch sie dachte nicht länger darüber nach, die Jahre, in denen sie mit Jonas gerangelt hatte, kamen ihr wieder in den Sinn. Sie griff mit beiden Händen nach dem Seil und zwang so den Mann, seine Hand auszustrecken, wobei er die Balance verlor. Noch ehe er das Seil wieder festziehen konnte, richtete sie sich auf. Mit dem Hinterkopf traf sie ihn am Kinn. Doch was noch viel wichtiger war, das Seil hatte sich so weit gelockert, dass sie beide Hände darunter schieben konnte.
Brutal riss der Mann das Seil zurück, doch sie zog mit all ihrer Kraft daran, holte tief Luft und schrie.
Der Schrei hallte an den Wänden der Kirche wider, sein Echo wurde von den Steinen um sie herum zurückgeworfen.
Eine Tür wurde zugeschlagen, man hörte Schritte, die in ihre Richtung kamen.
Ein grober Fluch drang an ihre Ohren. Ihr Angreifer riss sie zur Seite.
Phyllida stieß gegen eines der Gräber. Rauer Stein schrammte gegen ihren Unterschenkel, dann fiel sie, mit dem Oberarm traf sie auf einen weiteren scharfen Stein, bis sie blindlings nach hinten stolperte. Sie landete auf einem Marmorstein, noch immer lag das schwere schwarze Tuch über ihrem Gesicht und das Seil hing über ihren Schultern.
»Hier! Du! Stehen bleiben !«
Jems Rufe rissen Phyllida aus ihrer Benommenheit. Sie hörte, wie er den Weg hinunterlief. Sie bemühte sich aufzustehen, dann zerrte sie an dem schwarzen Stoff, der sie ganz einzuhüllen schien. Panik ergriff sie, sie konnte sich nicht befreien.
Dann hörte sie einen weiteren Fluch, lauter und noch heftiger. Schwere Schritte kamen auf sie zu.
Noch ehe sie wusste, wie ihr geschah, wurde sie wie ein Kind auf starke Arme gehoben, dann setzte der Mann sich hin und zog sie auf seinen Schoß.
»Hör auf, dich zu wehren - du verwirrst alles nur noch mehr. Halt still.«
Die Panik schwand sofort, und sie begann zu zittern. Das Seil wurde von ihren Schultern genommen, im nächsten Augenblick hob sich das schwarze Tuch.
Sie starrte in Lucifers Gesicht, seine dunklen Augen blickten besorgt.
»Ist alles in Ordnung?«
Sie genoss noch einen Augenblick den Anblick seines Gesichts, dann schlang sie die Arme
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