Nur mit dir bin ich so gluecklich
war.
"Ich habe heute Morgen mit einem Makler gesprochen und werde das Haus heute Nachmittag zum Verkauf anbieten. Aber ich bin mir noch nicht sicher, was ich mit dem Geschäft machen soll."
Savannah war sprachlos.
"Es kommt ziemlich überraschend, ich weiß", fügte Lydia hinzu.
"Wohin willst du ziehen?" fragte Savannah, obwohl sie vielmehr wissen wollte, warum Lydia aus Promise weggehen wollte. Dies war ihr Zuhause. Sie gehörte zur Gemeinde und war bei allen sehr beliebt. Und auch ihr Geschäft war überhaupt nicht mehr aus der Stadt wegzudenken.
"Ich habe beschlossen, auf Reisen zu gehen." Auch jetzt klang Lydias Begeisterung gezwungen. "Ich will mir die Welt ansehen."
"Die Welt..."
"Zumindest die Vereinigten Staaten. Charleston soll sehr schön sein, und ich kenne weder New York noch die Rockies ..."
Das war zu viel für Savannah. Sie musste sich erst einmal setzen. "Es ist zwar noch ein bisschen früh dafür, aber würde es dir etwas ausmachen, eine Kanne Tee zu kochen?"
"Natürlich nicht."
Während Lydia den Tee zubereitete, überlegte Savannah, was sie sagen sollte. Sie dachte an sich und Laredo und rief sich ins Gedächtnis, wie ihr zumute gewesen war, als er nach Oklahoma zurückgekehrt war und sie geglaubt hatte, dass sie ihn niemals wieder sehen würde. Um den Schmerz zu bekämpfen, hatte sie auch einiges in ihrem Leben geändert und sich beispielsweise die Haare abgeschnitten. Lydia hingegen wollte nach siebenundfünfzig Jahren aus Promise wegziehen und alles hinter sich lassen.
Savannah beobachtete, dass Lydias Hand zitterte, als sie ihnen Tee einschenkte.
"Ich würde gern wissen, was der eigentliche Grund dafür ist, dass du von hier wegziehen willst", sagte sie sanft.
Lydia senkte den Blick und faltete die Hände im Schoß. Es dauerte eine Weile, bis sie antwortete. "Frank ist jetzt mit Tammy Lee zusammen, und ich kann es nicht ertragen ..."
"Frank und Tammy Lee?" Savannah traute ihren Ohren nicht.
Welcher halbwegs vernünftige Mann würde diese ... diese billige Tammy Lee einer Frau wie Lydia vorziehen?
"Wenn es nicht Tammy Lee ist, wird es bald eine andere sein, und ich... ich könnte es nicht ertragen, wenn er sich in eine andere Frau verliebt." Lydia zückte ein Spitzentaschentuch und tupfte sich die Augen ab.
Savannah beugte sich vor und nahm sie in den Arm. Lydia war nicht nur eine gute Freundin, sondern fast so etwas wie eine Ersatzmutter für sie, und sie wünschte, ihr irgendwie helfen zu können.
"Offenbar ist Frank nicht so intelligent, wie ich angenommen hatte", erklärte sie scharf und nahm sich vor, ihm gehörig die Leviten zu lesen, wenn sie ihm das nächste Mal begegnete.
Lydia fing sich schnell wieder. Offenbar war es ihr unangenehm, dass sie ihre Gefühle gezeigt hatte. "Eigentlich freue ich mich darauf, zu reisen", erklärte sie, nun schon etwas fröhlicher. "Und sicher finde ich irgendwann einen Ort in Montana oder Colorado, der mich an Promise erinnert und in dem ich ein neues Leben beginnen kann."
Savannah konnte den Gedanken, Lydia zu verlieren, nicht ertragen, vor allem nicht in Anbetracht der Tatsache, dass Lydia nur wegziehen wollte, weil Frank Hennessey beleidigt war.
Plötzlich fiel Savannahs Blick auf eine antike Puppe, die auf einer Anrichte saß und schon etwas zerschlissen aussah.
"Kennst du die Puppe?" fragte Lydia. "Jane Dickinson hat mich gebeten, sie für sie aufzubewahren. Jemand hatte sie ihr gegeben, damit sie den rechtmäßigen Besitzer findet. Sie ist ziemlich alt. Hast du sie schon mal irgendwo gesehen?"
Savannah stand auf und ging zur Kommode. Dann nahm sie die Puppe in die Hand, um sie genauer zu betrachten. "Nein, so eine Puppe habe ich noch nie gesehen."
"Ich auch nicht." Lydia schüttelte den Kopf.
"Aber ... sie könnte aus Bitter End stammen."
"Bitter End. Genau das dachte ich auch", erwiderte Lydia aufgeregt.
"Aber wie ist sie in die Hände dieser Person gelangt?"
"Keine Ahnung." Lydia runzelte die Stirn. "Wer immer Jane die Puppe gegeben hat, hat es offenbar getan, weil er ein schlechtes Gewissen hatte."
"Aber warum hat diese Person sich ausgerechnet an ...?"
Savannah verstummte.
"Es war wohl ein Kind", sagte Lydia nachdenklich.
"Der Gedanke ist mir auch gekommen."
"Dass irgendein Kind in Bitter End war, ist höchst unwahrscheinlich, zumal kaum jemand von der Stadt weiß."
"Richard weiß zum Beispiel davon", erklärte Savannah. "Und er ist damals zur selben Zeit wie Maggie verschwunden, erinnerst du dich? Was, wenn er
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