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Nur Mut, liebe Ruth

Nur Mut, liebe Ruth

Titel: Nur Mut, liebe Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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wäre, das heißt, wenn sie sich
einmal so und dann wieder auf ältlich und solide zurechtmachen würde, dann
müßte das doch auffallen... den Leuten im Haus, oder ihrer Vermieterin oder
auch in der Pension.“
    „Nein“, erklärte Ruth, „muß es
nicht. Darüber habe ich schon nachgedacht...“
    „Du bist aber heute geradezu
erschreckend scharfsinnig, Ruthchen!“ sagte Leonore.
    „Geht mal zum Vorgartentörchen
und seht euch das Haus genau an, dann werdet ihr selber darauf kommen!“
    „Nein, mach schon, erzähl’s
uns! Wozu sollen wir unseren Geist anstrengen, wenn du die Lösung schon weißt!“
    „Moment“, sagte Ruth, denn in
diesem Augenblick kamen Olga und Silvy schon wieder auf die Straße gestürzt.
    Man sah ihnen an, daß sie am
liebsten schon von weitem mit ihrem Bericht herausgeplatzt wären, aber sie
nahmen sich zusammen und fingen erst an zu reden, als sie die anderen erreicht
hatten. „Sie ist in die Pension gegangen!“ rief Olga.
    „Und wir an ihr vorbei!“ rief
Silvy. „Wir sind ihr überhaupt nicht aufgefallen!“
    „Gut gemacht“, lobte Ruth, „und
nun will ich euch auch erklären... setzt euch doch wieder, Olga und Silvy...
wie es möglich sein kann, daß P. mal mit P. und auf alt geschminkt und mal ohne
P. und als Modepuppe herumlaufen kann...“
    „Da bin ich aber mal gespannt!“
platzte Silvy heraus.
    Ruth tippte sich an die Stirne.
„Wenn du deine kleinen Gehirnzellen benutzen würdest, wüßtest du es selber!“
Sie machte eine kleine Kunstpause, denn es tat zu wohl, im Mittelpunkt der
allgemeinen Spannung zu stehen. „Das Haus hat nämlich eine Hintertreppe!“
    „Woher weißt du das?“ rief
Katrin.
    „Weil es einen Nebeneingang
hat. Ist euch das nicht aufgefallen? Neben der Haustüre führen ein paar Stufen
hinab, und da ist noch eine kleine Türe, der sogenannte Lieferanteneingang.
Alle wirklich vornehmen Häuser von früher haben den. Die feinen Leute und die
Besucher wurden durch das Haustor hereingelassen, die Lieferanten... also
Milchmann, Bäcker, Fleischer, alle, die Waren ins Haus lieferten, daher der
Name Lieferanteneingang... durch die kleine Tür, natürlich auch der Gasmann und
das Hauspersonal.“
    „Das leuchtet mir ein“, sagte
Katrin, „Weikerts hatten auch einen Lieferanteneingang. Das besagt aber
durchaus nicht, daß auch eine Hintertreppe existieren muß. Der
Lieferanteneingang bei Weikerts hat in die Küche geführt!“
    „Ja, bei Weikerts“, sagte Ruth,
„aber bei diesem Haus existiert bestimmt auch noch eine Hintertreppe, die vom Personal
benutzt wurde und früher wahrscheinlich ins Dachgeschoß hinaufging, jetzt aber
bestimmt noch bis zur Pension führt.“
    „Weil P., wenn sie eine
Doppelrolle spielen wollte, sich ein Haus mit zwei Eingängen suchen mußte.
Anders wäre die Sache ja gar nicht durchführbar. Damals, als P. mit P. war, kam
sie sicher durch den Lieferanteneingang, nur haben wir das nicht gesehen, weil
sie uns erst auffiel, als sie auf die Straße kam.“
    „Das Ganze kommt mir ziemlich
unwahrscheinlich vor“, sagte Leonore, „aber immerhin ist es nicht unmöglich. Es
hängt ja alles davon ab, ob es wirklich beide Male P. war, die du gesehen
hast...“
    „Worauf du dich verlassen
kannst!“ behauptete Ruth.
    „Nun, nehmen wir das mal an“,
sagte Olga, „und wie soll es jetzt weitergehen?“
    „Genau wie vorhin besprochen.
Du und Katrin, ihr zieht jetzt erst einmal ab, Leonore und Silvy leisten mir
noch Gesellschaft...“
    „Ausgerechnet jetzt, wo es
spannend wird?“ rief Katrin. „Spannend oder nicht, irgendwann müßt ihr ja mal
was zu euch nehmen“, sagte Ruth, „und außerdem glaube ich kaum, daß sich in den
nächsten beiden Stunden etwas Wesentliches ereignen wird!“
    „Und warum nicht, verehrter
Sherlock Holmes?“
    „Weil P. erst einmal in der
Pension essen und auch dann nicht gleich losziehen wird. Alte Leute machen ja
bekanntlich meist einen Mittagsschlaf. Nein, ich rechne nicht damit, daß sie
vor drei Uhr auftauchen wird.“
    „Dein Wort in Gottes Ohr“,
sagte Katrin, „aber wehe, dreimal wehe, wenn du dich vertan hast und wir
deinetwegen das Interessanteste verpassen.“
    „Quatsch nicht soviel, sondern
mach, daß du fortkommst“, sagte Silvy und gab ihr einen unsanften Stoß, „je
eher du abhaust, desto schneller bist du wieder zurück und kannst uns ablösen.
Das beste wäre ja, wir würden in der Stunde X alle hier versammelt sein!“
     
     
     

Beinahe
erwischt
     
    Die Mädchen

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