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Nur nicht aus Liebe weinen

Nur nicht aus Liebe weinen

Titel: Nur nicht aus Liebe weinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SARA CRAVEN
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nicht zur Ruhe.
    Die verschiedensten Erinnerungen schwirrten ihr durch den Kopf. Und je mehr sie grübelte, umso qualvoller wurde die Gewissheit: Sie würde Daniel nicht aus ihren Gedanken und aus ihrem Herzen streichen können. Niemals. Denn sie liebte ihn noch immer. Genauso sehr, wie sie ihn schon als kleines Kind geliebt hatte.
    Sie sah ihr erstes Treffen noch genau vor sich. Damals war sie erst sechs Jahre alt gewesen. Als sie aus ihrem Versteck im Garten kroch, um ihren Bruder zu begrüßen, stand da dieser große Unbekannte neben Simon.
    „Ich wusste doch, dass du dich hier versteckst“, hatte ihr großer Bruder liebevoll gespottet. „Eigentlich hat Jamie sich die Hütte als Geheimversteck gebaut, damit er in Ruhe Vögel beobachten kann“, erklärte er seinem Begleiter. „Aber wie immer hat er schnell das Interesse verloren. Und jetzt ist die Hütte Laines Revier. Komm her, junge Dame, und sag meinem Freund Daniel Hallo.“
    Vorsichtig stand sie auf und zeigte stolz auf die kleine Hütte. „Das ist mein Geheimversteck, aber das darfst du niemandem verraten.“
    Daniel beugte sich zu ihr herunter und zupfte ein paar Blätter aus ihren Haaren. „Ich verspreche dir, ich werde schweigen wie ein Grab. Beobachtest du auch Vögel?“
    Kopfschüttelnd verriet sie ihm: „Meistens lese ich.“
    „Oh, und was liest du gerade?“
    „Die Schatzinsel.“
    „Du liebe Güte, und wen magst du am liebsten?“ Daniel grinste.
    „Eigentlich sind die meisten ziemlich gemein und gierig. Jim spioniert alle aus. Benn Gunn ist eigentlich ganz in Ordnung, weil er immer nur ans Essen denkt.“
    „Guter Punkt. Also, Dan, ich finde, wir sollten die Piratenbraut nicht länger von ihren Abenteuern abhalten und lieber noch eine Runde Tennis vor dem Tee spielen“, sagte Simon. Als er ihr liebevoll über den Kopf strich, fielen noch mehr Blätter aus ihrem Haar. „Bis nachher, Lainie. So zerzaust solltest du Mum lieber nicht unter die Augen kommen, sie ist heute ziemlich gereizt.“
    „Bestimmt, weil Mr. Latimer gestern hier war. Sie ist jedes Mal wütend, wenn dieser verdammte Idiot zu uns kommt“, erklärte Laine.
    Daniel schien plötzlich von schrecklichem Husten geplagt und machte ein paar Schritte zur Seite. Das unbeschwerte Lächeln war auf einmal gänzlich von Simons Gesicht verschwunden. Besorgt beugte er sich zu Laine: „Solche Ausdrücke gehören sich nicht mal für eine Piratenbraut, ist das klar?“
    „Aber Mum nennt ihn doch immer so. Bist du jetzt böse auf mich?“, wollte Laine wissen.
    „Natürlich nicht. Ich frage mich nur, was der Treuhänder hier will.“
    Laine war einfach nur froh, dass Simon zurück war. Seine Anwesenheit beruhigte Angela, ihre Mum. Ihm gelang es immer, sie aufzuheitern.
    Doch ausgerechnet an diesem Tag schien das Schicksal sich gegen Laine verschworen zu haben. Zuerst vergaß die Haushälterin, Mrs. Evershott, sie rechtzeitig hereinzurufen. Und gerade als Laine sich unbemerkt ins Haus schleichen wollte, um sich die Hände zu waschen und ihre Haare zu kämmen, bemerkte Angela sie.
    Voller Entsetzen rief ihre Mutter: „Kind, wie siehst du nur aus. Als hättest du dich im Dreck gewälzt. Deine Haare …!“ Mit einem dramatischen Seufzer wandte sie sich an Simon, der eben gemeinsam mit Daniel die Treppe heruntergekommen war. „Unsere kleine Laine ist so ein Dreckspatz. Wenn sie sich doch endlich wie ein normales Mädchen verhalten würde. Daddy wäre sicher entsetzt, könnte er seine Lily Maid so sehen.“
    „Lily Maid?“, fragte Daniel höflich. Laine hasste es, wenn ihre Mutter von dem Gedicht anfing. Verlegen starrte sie auf ihre Füße.
    Seufzend fuhr Angela fort: „Du musst wissen, meine Schwiegermutter verehrte den Dichter Tennyson. Und als sie Laine zum ersten Mal sah, in ein weißes Tuch gewickelt, hat sie sie wohl an eine kleine Lilie erinnert. Deshalb hat sie dann meinen Mann Graham überredet, unsere Tochter Elaine zu nennen. Wie die Heldin in Tennysons Gedicht The Lily Maid of Astolat .“
    „Das ist wirklich ein sehr schöner Name.“ Daniel zwinkerte Laine zu.
    Wütend rief sie: „Ich finde, es ist ein total doofer Name. Jamie hat gesagt, dass das Mädchen in dem Gedicht eine dumme Nuss ist, weil sie Sir Lancelot nachweint. Der war nämlich gar nicht in sie verliebt. Jamie meint, ich werde auch so eine dumme Nuss, wenn ich groß bin.“
    Einen kurzen Augenblick lang starrten Simon, Daniel und Angela sich an, dann mussten alle drei lachen.
    „Weitere literarische

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