Nur nicht aus Liebe weinen
Übrigens gibt es Neuigkeiten: Vor dir steht der neue Besitzer dieses hübschen Bötchens.“ Mit einem selbstgefälligen Grinsen fügte er hinzu: „Willkommen an Bord, Kleine.“
Laine war wie gelähmt. „Das kann nicht sein. Davon hätte ich doch etwas wissen müssen. Andy ist schließlich mein Partner.“
Mit einem anzüglichen Grinsen erwiderte Clemmens: „Ja, Andy hat mir erzählt, dass ihr auch im Bett ein gutes Team wart. Das kann bei uns beiden ja nur noch besser werden, nicht wahr. Lass uns anstoßen, und dann sollten wir gleich deinen neuen Aufgabenbereich abstecken.“
Sein Grinsen jagte ihr einen Schauer über den Rücken. „Das kann doch nicht sein! Hat Andy mir denn nicht mal eine Nachricht hinterlassen?“, wollte sie voller Verzweiflung wissen.
Clemmens betrachtete sie genüsslich von Kopf bis Fuß. „Tja. Lass mich überlegen … ah, er lässt dir ausrichten, es war nett mit dir, und lebe wohl.“
Erschüttert sank Laine auf die Bank. Jetzt brauchte sie wirklich einen Schluck Bourbon. Wie konnte Andy mir das bloß antun? Er hat mich benutzt und mich an dieses Mons ter verkauft. Wollte er sich so für ihre Zurückweisung rächen? Warum entpuppte sich jeder Mann, dem sie sich anvertraute, als Betrüger?
Ihr pochte das Herz bis zum Hals. Sie musste weg, aber wie? Clemmens war zwar ziemlich kräftig gebaut, aber trotzdem schnell zu Fuß. Nicht auszudenken, was er mit ihr anstellen würde, wenn er sie einholen sollte. Außerdem würde sie ohne Geld und ihren Pass nicht sehr weit kommen.
Offensichtlich hatte er seine Errungenschaft bereits ein wenig gefeiert. Schon häufiger hatte sich gezeigt, dass er nicht besonders trinkfest war. Als Clemmens begann, den Kaufvertrag durchzublättern, schüttete Laine den Inhalt ihres Glases unbemerkt über ihren Rock, und der Whisky hinterließ einen klammen Fleck. Den penetranten Alkoholgeruch würde er in seinem Zustand wohl kaum mehr bemerken.
Noch einmal schenkte sie ihnen beiden ein. Clemmens leerte sein Glas in einem Zug, wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab und starrte sie mit bohrendem Blick an. „Andy behauptet, du bist im Bett alles andere als prüde, Süße. Ich hoffe sehr, das stimmt auch, denn ich zahle immer erst nach Erhalt.“
„Dann hoffe ich auf Ihre Großzügigkeit Mr. Clemmens.“ Mit einem verzweifelten Lächeln hob sie ihr Glas zu einem Toast.
Sie nahm einen kleinen Schluck und ließ auch den restlichen Whisky über ihren Rock fließen. Als Clemmens sich erneut einschenkte, spritzen ein paar Tropfen auf den Vertrag. Wütend befahl er: „Los, hol ein Tuch!“ Widerwillig gehorchte sie und hoffte, dass er den Whiskyfleck auf ihrem Rock nicht bemerken würde.
„Verdammt, ist das heiß hier. Habt ihr keinen Ventilator?“ Er riss an seinem Hemdkragen. „Wenn Andy ihn nicht mitgenommen hat, müsste einer im Gästebereich sein.“ „Andy war nur scharf auf das Geld. Also schaff gefälligst das Ding her.“
Laine stand auf und griff schnell nach ihrer Tasche. Würde sie wirklich so einfach davonkommen? In ihrer engen Kajüte befreite sie sich von ihrem Rock und schlüpfte in ihre weiße Jeans. Hastig packte sie die allernötigsten Sachen und ihren Pass in ihre kleine Reisetasche, damit ihr Fluchtplan nicht sofort aufflog.
Gerade als sie einen Fuß auf den Steg gesetzt setzte, stand Clemmens hinter ihr. „Was hast du vor, Kleine? Sei ein braves Mädchen und komm zu mir.“ Doch als er nach ihr griff, warf sie sich mit einem Satz auf die Pier. Clemmens schnappte erneut nach ihr, verlor aber das Gleichgewicht und ging schnaubend und fluchend zu Boden. Auch Laine war unsanft gelandet, denn sie spürte plötzlich einen stechenden Schmerz in ihrem Knöchel. Mit zusammengebissenen Zähnen rannte sie so schnell sie konnte weg vom Boot. Clemmens tobte vor Wut. Doch sein Gebrüll konnte sie nicht stoppen. Zwar blieben einige Passanten stehen und starrten ihr nach, aber niemand versuchte sie aufzuhalten.
Schließlich war sie in eine der Hafenkneipen gestürmt und hatte sich an den Gästen vorbei in Richtung Notausgang durchgekämpft. Mit letzter Kraft hatte sie in einer Nebenstraße das erstbeste Taxi angehalten und sich zum Flughafen fahren lassen.
Und nun bin ich vom Regen in die Traufe gekommen, dachte sie verzweifelt, als sie aus der Badewanne stieg. Während sie sich abtrocknete, fiel ihr ein, dass in ihrem alten Zimmer noch ein Föhn liegen musste. Bestimmt hatte Daniel ihn schon zusammen mit ihren anderen Sachen
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