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Nur nicht aus Liebe weinen

Nur nicht aus Liebe weinen

Titel: Nur nicht aus Liebe weinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SARA CRAVEN
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kaum. Seit seiner Jugend war ihr Bruder von einer Katastrophe in die nächste gestolpert. Von zwei Schulen war er geflogen, weil er mit Alkohol oder Drogen experimentiert hatte. An der dritten ging er in der sechsten Klasse als Organisator von heimlichen Wetten in die Schulgeschichte ein. Und so ging es weiter bis zu seinem Abschluss. Überraschenderweise absolvierte Jamie sein Studium jedoch ohne größere Probleme und fing danach sofort bei Cowper Dymond an.
    Laines Hoffnung, ihr Bruder sei endlich auf dem richtigen Weg, war soeben zerplatzt. Doch sie konnte ihm keinen Vorwurf machen. Schließlich hatte er versucht, die Familie so gut es ging zusammenzuhalten, und war für die Lebenshaltung ihrer Mutter aufgekommen.
    Die kleine Schwester wurde gar nicht erst um Hilfe gebeten.
    Beim Aufstehen bemerkte Laine, wie gut der Eisbeutel ihrem Knöchel getan hatte. Die Schwellung war ein wenig zurückgegangen. Dank Daniels effektiver Aufräumaktion war das Zimmer einigermaßen begehbar. Und Laine machte sich gleich daran, das Bett von den Bergen von Kleidung zu befreien. Als endlich alles verstaut und das Bett frisch bezogen war, kam das Bad an die Reihe. Nach einer halben Stunde harter Arbeit strahlte der gesamte Raum, und die Wanne lud zu einer Belohnung ein.
    Erschöpft schlüpfte Laine in ihren weichen, aber recht mitgenommenen Lieblingsbademantel. Sie brauchte nicht lange, um ihre Reisetasche auszupacken. Aufgrund ihrer überstürzten Abreise waren ihr nur noch ein paar Habseligkeiten geblieben. Ihre überschaubare Garderobe landete direkt in der Waschmaschine.
    Während sie sich ein Bad einließ, dachte sie über die Ereignisse der letzten Tage nach. Irgendwie beruhigte es sie auf seltsame Weise, dass es nun nicht mehr schlimmer kommen konnte. Eine wohlige Wärme umhüllte sie, als sie schließlich ins Badewasser sank. Endlich entspannen!
    Lange schon hatte sie sich nach einem Bad gesehnt, denn die Dusche an Bord ihres Bootes war alles andere als ein Ort der Erholung gewesen. Wenn sie denn überhaupt funktioniert hatte. Immer wieder hatte sie Andy gebeten, die Dusche endlich zu reparieren. Aber jedes Mal hatte er nur grimmig etwas vor sich hin genuschelt. Warum nur hatte sie seine Gleichgültigkeit ignoriert? Im Grunde war es doch offensichtlich gewesen, dass er etwas im Schilde führte. Aber dass er sie so hintergehen würde …
    Wahrscheinlich hatte sein Stolz schwer unter ihrer Abfuhr gelitten. Es schien eine völlig neue Erfahrung für ihn gewesen zu sein. Schließlich war er zumindest äußerlich ein Traummann. Blond, groß, gut gebaut und charmant. Doch Laine war sich keiner Schuld bewusst. Sie hatte ihm keinerlei Hoffnungen gemacht.
    Vielmehr hatte sie in seinem Angebot die Chance für einen Neuanfang gesehen, mit ihm als Geschäftspartner. Nicht mehr und nicht weniger. Aber Andy ließ einfach nicht locker.
    Ich will mir gar nicht ausmalen, was passiert wäre, hätte ich ihm seine Schmeicheleien abgenommen, dachte Laine. Hörte man ihn reden, konnte man glauben, er habe bereits alle sieben Weltmeere bereist. Aber der Schein trog. Leider war ihr diese Erkenntnis erst gekommen, nachdem sie ihm bereits ins Netz gegangen war.
    Und doch fehlte ihr die Arbeit auf dem Boot. Die Gäste schienen sich wohlgefühlt zu haben und lobten stets das gute Essen an Bord. Für Andy waren diese Dinge nebensächlich. Er hatte es auf leichte Beute abgesehen und wollte mit dem geringstmöglichen Aufwand das große Geld machen. All diese Signale hatte sie verdrängt. Ihr neues Leben hatte doch gerade erst angefangen.
    An jenem schrecklichen Tag wäre es jedoch beinahe zu einem Albtraum geworden. Enttäuscht von der erfolglosen Suche nach neuen Büroräumen war sie zum Boot zurückgekehrt. Ihr war klar gewesen, dass es nicht leicht werden würde, endlich Klartext mit Andy zu reden. Doch als plötzlich Dirk Clemmens mit einer Flasche Bourbon vor ihr stand, erschrak sie beinahe zu Tode. Sie konnte diesen neureichen Südafrikaner ebenso wenig ausstehen wie seine lauten und ungehobelten Gäste. Dieser Widerling ließ keine Gelegenheit aus, sie zufällig zu berühren. Andy belächelte sie jedes Mal, wenn sie sich über Clemmens beschwerte. „Der kommt doch bei dir eh nicht zum Zug, Schätzchen“, hatte er gespottet.
    Sie konnte sich nicht erklären, was dieser bullige Fiesling auf dem Boot zu suchen hatte, aber sie ahnte Schreckliches. „Wo ist denn Andy?“, fragte sie betont gelassen. Ihr Herz jedoch raste.
    „Der ist schon weg.

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