Nur nicht aus Liebe weinen
scheint dich ja nicht besonders zu überraschen.“
Laine erschrak, als er plötzlich hinter ihr stand, und ließ den Teller ins Waschbecken fallen.
„Du hüpfst gar nicht vor Freude, und du hast noch nicht einmal gefragt, warum ich ausziehen möchte.“
Weil ich den Grund dafür heute Morgen schon persönlich kennengelernt habe.
„Das geht mich doch nichts an.“ Sie zuckte mit den Schultern.
„War es wirklich so unerträglich?“, fragte Daniel nach einer Weile.
Es war schrecklich. Und jetzt soll ich dich einfach für im mer gehen lassen, ohne je auch nur einen leidenschaftlichen Kuss von dir gespürt zu haben?
Traurig erwiderte Laine: „Nein, du warst wirklich sehr rücksichtsvoll.“
„Anscheinend lerne ich dazu.“ Daniel ging zurück ins Wohnzimmer. Doch Laine verharrte grübelnd in der Küche.
Was sollte sie nur tun? Es ein Leben lang bereuen, ihn gehen gelassen zu haben? Sie wollte ihn jetzt. Ganz gleich, was war oder was geschehen würde. Bevor er sie für immer vergessen würde, sollte er sie als Frau spüren. Dann würde ihr wenigstens dieser innigste Moment für immer bleiben.
10. KAPITEL
Lange stand Laine gedankenversunken in der Küche. Wie sollte ausgerecht sie es anstellen, einen Mann zu verführen? Noch dazu einen, vor dem sie ihre wahren Gefühle so lange verborgen hatte. Der vermutlich nicht einmal bemerkte, dass sie inzwischen seine Nähe suchte. Diesmal würde sie sich nicht so einfach zurückziehen.
Sie nahm einen kräftigen Schluck Wein und damit all ihren Mut zusammen. Dann holte sie tief Luft, eilte mit schnellen Schritten auf Daniels Zimmertür zu und klopfte.
Als die Tür sich kurz darauf öffnete, platzte sie unvermittelt heraus: „Findest du es nicht auch schade, dass wir erst jetzt, wo du bald ausziehst, wirklich miteinander gesprochen haben?“
Daniel betrachtete sie einen Moment lang aus zusammengekniffenen Augen. Dann entgegnete er ruhig: „Ich finde, wir sind noch gar nicht auf den Punkt gekommen.“
„Vielleicht versuchen wir es einfach noch einmal? Falls es dich noch interessiert – ja, Andy hat all mein Geld genommen, aber …“
„Dass er dich diesem miesen Mistkerl ausgeliefert hat! Das ist unverzeihlich“, unterbrach er sie harsch.
„Findest du nicht, man sollte auch vergeben können?“, fuhr sie fort und dachte an ihre Hochzeitsnacht. „Wenn plötzlich alles um einen herum einstürzt, muss man sich doch irgendwie schützen. Und wenn dabei ein anderer verletzt wird, bleibt nur die Hoffnung, dass diese Person eines Tages verstehen wird … warum man keine andere Wahl hatte.“
Langsam formten sich Daniels Lippen zu einem zynischen Lächeln. „So viel Edelmut gibt es wohl nur noch in Sagen, liebe Lily Maid.“
„Nenn mich nicht so. Ich bin schließlich kein Kind mehr“, protestierte sie energisch.
„Inzwischen passt der Name wohl auch nicht mehr zu dir. Entschuldige bitte, Miss Sinclair.“
Laine biss sich auf die Unterlippe. Wahrscheinlich war es besser, ihn in dem Glauben zu lassen, sie habe mit Andy geschlafen. So musste sie ihm nicht gestehen, dass sie noch immer unberührt war.
Sie nahm all ihren Mut zusammen. „Darf ich dich etwas fragen, Daniel?“
„Was möchtest du denn wissen?“
Wirst du Belinda heiraten?
Doch tief in ihr quälte sie seit Jahren eine andere Frage. „Hat meine Mutter eigentlich versucht, dich zu verführen?“
Ungläubig starrte er sie an. „Natürlich nicht!“ Aber sein Ton überzeugte Laine nicht wirklich.
„Dan, ich verkrafte die Wahrheit schon. Ich bin jetzt ein großes Mädchen.“
Von einer Sekunde auf die andere wich alle Farbe aus seinem Gesicht. Unsanft packte er Laine bei den Schultern. „Mein Gott, hat diese falsche Schlange dir etwa so eine Lüge aufgetischt? Hast du deshalb …?“
Unvermittelt ließ er von ihr ab und schluckte hart. „Es tut mir leid, sie ist immerhin deine Mutter. Können wir es dabei belassen, dass ich vielleicht gerade etwas überreagiert habe?“ Er schwieg einen Moment und sagte dann mit rauer Stimme: „Würdest du mir auch eine Frage beantworten?“
„Ich denke schon.“
„Laine, warum hast du zuerst Ja gesagt und mich dann zurückgewiesen?“
Diese Frage hatte sie schon immer befürchtet, aber sie war gewappnet.
„Weil mir klar geworden ist, dass aus Freundschaft nicht automatisch mehr werden kann. Wahre Liebe lässt sich nicht erzwingen. Das reicht nicht für eine Ehe. Das wäre nicht fair gewesen.“
„Einfach so? Du hast mich ja nicht einmal
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