Nur noch diese Nacht
nicht genug von der neuen Claire bekommen. Wahnsinn, was aus der Frau von damals geworden war … er könnte süchtig nach ihr werden.
Doch genau das wollte er nicht.
Also durfte er nicht jedem idiotischen Impuls nachgeben. Er würde die Kontrolle behalten, und ganz gleich, wie toll es im Moment sein mochte, er musste daran denken, dass es nicht von Dauer sein konnte. Das war es auch damals nicht gewesen, als er überzeugt war, es würde für immer sein. Und obwohl sie sich beide geändert hatten, konnte es das auch jetzt nicht sein.
Ryan presste die Lippen zusammen, weil die zerbrochenen Bleistiftenden sich schmerzhaft in seine Handfläche bohrten. Irritiert stand er auf und warf die beiden Teile in den Papierkorb.
„Die Immobilien in Austin“, erinnerte Claire ihn und ließ die Fingerspitzen über die Mulde in ihrem Ausschnitt gleiten. „Ich meine … falls du vergessen hast, dass es darum ging.“
Jetzt machte sie sich noch über ihn lustig! „Nein, das habe ich nicht vergessen.“
Ryan setzte sich wieder, schlug die Akte auf, straffte die Schultern und atmete tief aus. „Die Immobilien in Austin.“
Ungeduldig klopfte Claire mit einem Bleistift auf eine Akte. „Bin schon so weit. Jetzt musst du noch aufholen, okay?“
Sie lächelte amüsiert und lachte dann auf jene Weise, die ihn reizte, zu sehen, wie weit er es treiben konnte.
Er stützte die Ellbogen auf den Tisch und beugte sich zu ihr vor. „Treibst du wieder eins deiner Spielchen?“
Herausfordernd zog sie nur eine Braue hoch.
Er hatte keine Chance. Dabei hatte er sie so unschuldig angesehen und sich so willensstark gefühlt. Aber er wurde tatsächlich schon wieder schwach.
Am darauffolgenden Tag kam Ryan vormittags mit einer Tüte vom Supermarkt auf die Terrasse geschlendert, stellte sie auf den Tisch und reichte Claire sein Handy.
„Wirf mal einen Blick auf diesen Nachrichtenclip“, riet er ihr und ließ sich in einen Sessel sinken.
Claire stand von ihrer Sonnenliege auf und kicherte, während sie las. „Was ist das?“
„Verrückte Kurznachrichten. Alles schön oberflächlich.“
Ryan durchforstete die Einkaufstüte nach den Paprikachips und verfolgte gespannt, wie Claire den Bildschirm scrollte und dabei immer vergnügter lächelte.
Lachend reichte sie ihm schließlich das Handy zurück und schüttelte den Kopf. „So überzeugst du also alle Welt davon, wie beschäftigt du immer bist? Dabei beschäftigst du dich mit frechen Handy-Apps und sinnlosen Nachrichten?“
Ryan schob sich einen Chip in den Mund. „Und mit Spielen. Die Arbeit ist nur eine Kriegslist. Diese Woche bin ich übrigens der Landessieger im Bejeweled.“
„Als echte Arbeitssüchtige“, kokett schlug Claire die Wimpern nieder, „weiß ich nicht mal, was Bejeweled sein soll.“
„Du kennst das Juwelen-Sortier-Spiel nicht? Das ist ja kriminell. Ich lade es dir auf dein Handy.“
„Nein, danke. Du lenkst mich schon genug ab.“
Ryan ließ sein Erobererlächeln sehen. „So?“
„Freu dich lieber nicht zu früh.“ Claire griff gedankenverloren wieder nach Ryans Handy. „Schließlich bist du für mich nur ein vorübergehender Zeitvertreib.“
„Während mein Handy dich jedenfalls länger zu interessieren scheint.“
„Genau.“ Sie wedelte ihm mit einem Chip vor der Nase herum. „Stell ja keinen Unfug damit an.“
Amüsiert lehnte Ryan sich auf seinem Sessel zurück und beobachtete sie.
Das waren die gefährlichen Augenblicke – wenn sie so völlig locker und ungezwungen miteinander umgingen. Die Momente, in denen man die Brandung und das Möwengekreische hören konnte und die so friedlich und anspruchslos waren, dass Claire sich davon wohlig einlullen ließ.
Wie konnte sie all das wieder aufgeben?
Die sehnsuchtsvollen Klänge eines Liebeslieds aus dem Handy drängten sich in ihr Bewusstsein.
Ryan runzelte die Stirn und war sofort hellwach. „He, gib mir das mal bitte rüber.“
Schweigend reichte Claire ihm sein Handy über den Tisch hinweg. Dabei erhaschte sie einen Blick auf das Anzeigebild des Anrufers und musste nicht lange überlegen. Diese sanften grauen Augen, das geübte Strahlelächeln kannte sie – wie vermutlich auch der Rest der Welt. Dahlia Dawson.
Ryans Ex. Die Schauspielerin, mit der er in den letzten zwei Jahren „immer wieder mal“ zusammen gewesen war … von der er behauptet hatte, es sei „aus“. Aber wohl doch nicht ganz aus, denn sie rief ihn gerade an! Claires Herz begann zu rasen, sie fühlte sich
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