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Nur noch diese Nacht

Nur noch diese Nacht

Titel: Nur noch diese Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Mira Lyn
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zerriss. Er erinnerte ihn daran, weshalb er sich so tief in die Arbeit gestürzt hatte – um nicht an die verlorenen Träume zu denken.
    Er musste fort von hier, er bekam kaum noch Luft.
    Doch als er sich aufrichten wollte, fing er Claires Blick auf. Starr … und zutiefst aufgewühlt sah sie ihn an.
    Ihn und den Jungen.

9. KAPITEL
    Claire dachte dasselbe wie er, wurde Ryan bewusst. Oder sie war zumindest zum gleichen Schluss gekommen. In diesem Moment durchlitten sie gemeinsam den schrecklichen Verlust, der ihrer beider Leben zerstört hatte.
    Der Drang, zu fliehen, davonzulaufen, wurde übermächtig. Er verspürte nur noch den Wunsch, den zehn Jahre alten Schmerz aus seiner Erinnerung zu löschen.
    In diesem Moment stürmte Corbin um einen kleinen Tisch herum auf seine Mutter zu. Aufgeregt sprudelte es aus ihm hervor: Er erzählte etwas vom nächsten Bild, das er malen wolle, wollte wissen, wann der nächste Malunterricht sei und was es zum Abendessen gäbe.
    Sein Eifer entlockte Claire ein Lächeln, der schmerzerfüllte Ausdruck in ihren Augen verschwand, und sie strich dem Jungen liebevoll über den Kopf. „Nächste Woche, Corbin. Du kommst doch, nicht wahr?“
    „Klar!“, rief er begeistert und nickte so heftig, dass er dabei ein wenig zurücktaumelte.
    Lachend nahm Jane ihren Sohn bei der Hand und verließ mit ihm das Atelier.
    Ryan rieb sich benommen den Nacken und verschränkte dann die Arme, ohne Claire aus den Augen zu lassen. Sie hatte sich erstaunlich schnell wieder gefangen, aber dennoch hatte er ihn wieder gesehen, den herzzerreißenden Schmerz, der zum Aus ihrer Ehe geführt hatte. Der das Aus von dem, was sie gewesen war, bedeutet hatte. „Möchtest du darüber sprechen?“, fragte er vorsichtig.
    Claire schüttelte den Kopf und machte sich an einem Stapel Kreide zu schaffen. „Es war dein Anblick mit dem Kleinen.“ Sie schloss die Augen und neigte nachdenklich den Kopf, schien den Augenblick noch einmal zu durchleben. „Wie du gelacht hast und auf ihn eingegangen bist. Und wie du ihn dann angesehen hast, ihn zum ersten Mal richtig wahrgenommen hast – das habe ich gesehen.“
    Ryan ging zu ihr und nahm sie in die Arme. Pech, wenn jetzt jemand am Atelier vorbeikam. Und Claire entzog sich ihm nicht, sie schmiegte sich an ihn und überließ sich seiner wärmenden Nähe – auch wenn dieser Trost zehn Jahre zu spät kam und ein Leben lang zusammen zu sein keine Option mehr schien.
    „Du hast auf deine Hände geblickt, als würdest du unser Baby immer noch halten. Und …“, bebend atmete sie ein, „das war einfach zu viel für mich.“
    „Für mich auch“, flüsterte er an ihrem Haar und strich ihr beruhigend über den Rücken. Er wollte sie weiter umfangen halten, sie an sich drücken, damit sie nicht sehen sollte, wie fürchterlich auch er immer noch litt.
    Doch sie musste ihn gar nicht ansehen.
    „Ryan?“
    Auf einmal konnte er sich nicht mehr zurückhalten, es drängte ihn, Claire zu gestehen, was ihn all die Jahre über innerlich gequält hatte. „Ich habe nicht genug getan.“
    Überrascht löste sie sich von ihm. „Wieso sagst du das? Wir konnten nichts tun. Nicht das Geringste. Die Ärzte haben uns doch alles erklärt. Die Zyste ist geplatzt, ehe jemand wusste, dass sie da war …“
    „Ich meinte danach, Claire.“ Wieder rieb er sich den Nacken und schloss die Augen. „Als du am Boden zerstört warst und ich nicht begriff, was du brauchtest, habe ich aufgegeben. Ich hätte dich dazu bringen müssen, dich mit mir auszusprechen. Stattdessen ließ ich dich ziehen. Zu schnell.“
    Ihr schlug das Herz bis zum Hals. „Was sagst du da?“
    „Ich wollte einfach nur noch weg und nicht mehr der Mann sein, der seine Frau im Stich ließ, als sie ihn brauchte. Ein Mann, der so litt, dass er zu einer Beziehung nicht mehr fähig war. Der nur noch arbeitete, um zu vergessen, um beim Nachhausekommen nicht überall Trauer und Schmerz vorzufinden. Ich habe es dir leicht gemacht, mich zu verlassen, weil ich mich innerlich bereits von dir zurückgezogen hatte.“ Ryan ging zum Arbeitstisch und stemmte sich darauf, ließ ein wenig den Kopf hängen. „Was ist das für ein Ehemann, der sich so verhält?“
    Claire blinzelte gegen die Tränen an. Jetzt bloß nicht weinen. Wichtig war nur, dass Ryan bei ihr war. Sie kannte die Antwort, brachte sie aber nicht über die Lippen, weil sie zu wehtat.
    Ein Ehemann, der seine Frau wegen eines Babys geheiratet hat, das nicht leben durfte.
    Ja, sie

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