Nur noch diese Nacht
Umarmungen Ausschau hielt.
Claire hatte immer wieder nach Spuren der Mutterschaft an sich gesucht, jedoch keine entdeckt. „Fehlanzeige.“
„Du hattest keinen besonders dicken Bauch.“
„Das, und ich war ja noch so jung. Nach einem Jahr konnte man absolut nicht mehr sehen, dass ich mal schwanger gewesen bin.“
Ryan nickte und wurde nachdenklich.
Unvermittelt küsste er sie auf den flachen Bauch, schloss die Augen, zog die Bettdecke über sie beide und drückte sie an sich.
Claire hatte so lange allein geschlafen, dass sie es erstaunlich fand, wie schnell sie sich wieder daran gewöhnt hatte, eng aneinandergeschmiegt einzuschlafen. Ryan lag ganz dicht hinter ihr. Sekunden später dämmerte sie in einen leichten Schlummer hinüber, die Gedanken verschwammen …
„Wieso hast du keine Familie?“
Die unerwartete Frage drang in Claires Bewusstsein, im ersten Moment war sie nicht sicher, ob sie nicht geträumt hatte.
Schläfrig blinzelte sie, öffnete die Augen – und war hellwach. Auf so ein Gespräch wollte sie sich nicht einlassen. Nicht mit Ryan. Nicht heute Nacht. Eigentlich nie.
Am besten, sie reagierte nicht. Stocksteif blieb sie liegen und tat so, als schliefe sie. Doch Ryan musste gespürt haben, dass sie reagierte, denn er streichelte ihr zärtlich über die Hüfte und die Schenkel.
„Du hast mir gesagt, du hättest in all den Jahren kein Interesse an anderen Männern gehabt … aber was Kinder betrifft, hast du offenbar anders empfunden.“
Natürlich wusste Claire, was er meinte. Eine Frau konnte auch schwanger werden, ohne etwas zu empfinden. Dazu brauchte sie nicht einmal einen Ehemann. Doch ob sie etwas empfand oder nicht, war nur ein Teil ihres Problems gewesen. Und schon dieses Geständnis war ihr sehr schwergefallen.
„Es ist spät“, flüsterte sie ins Kissen und hoffte, Ryan würde glauben, dass sie müde war, „und du musst morgen frühzeitig fliegen.“
„Ich kann in der Maschine schlafen, und du hier.“
Claire konnte förmlich spüren, was hinter Ryans Stirn vor sich ging. Ihm war nicht entgangen, dass sie über bestimmte Dinge nicht reden wollte, und er fragte sich, warum. Nun überlegte er, wie er sie darauf ansprechen könnte.
„Du verschweigst mir etwas.“
Schon ging es los.
Keine Fragen. Kein zartes Vortasten. Er stellte die Tatsache einfach in den Raum.
Doch Claire dachte nicht daran, darauf einzugehen. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“ Sie seufzte leise, tat so, als sei sie viel zu müde, um sich damit zu befassen.
Behutsam drehte Ryan sie auf den Rücken, sodass er ihr Gesicht sehen konnte.
Wie soll ich mich jetzt noch verstellen, dachte Claire mit einem Anflug von Panik.
„Claire.“ Sanft, aber bestimmt versuchte er, in die tiefsten Geheimnisse ihrer Seele vorzudringen.
Alles in ihr schaltete jetzt auf Abwehr. „Du bist nicht mehr mein Ehemann, Ryan. Dass wir zusammen schlafen, gibt dir noch kein Recht, meine innersten Gedanken zu erforschen.“
Er presste die Lippen zusammen und blickte sie eindringlich an. „Ich mag in den vergangenen neun Jahre nicht dein Ehemann gewesen sein, aber heute Nacht bin ich es.“
Wie erstarrt lag sie da und schaute zu ihm hoch.
„Gilt das für dich je nach Lust und Laune, Ryan? Heute Nacht bist du mein Mann und morgen nicht? Läuft das so?“
Er stieß eine Verwünschung aus. „Das weiß ich nicht, Claire. Ich weiß nur, dass wir zwei Menschen sind, die mehr verbindet als eine Affäre. Und ich weiß auch, dass du lieber einen Streit mit mir anfängst, als mir ehrlich zu antworten. Und das nach allem, was wir heute erlebt haben. Was ist auf einmal los mit dir?“
„Ich bin müde und möchte, dass du mich in Ruhe lässt.“
Es gefiel ihr nicht, dass sie auf dem Rücken lag, während Ryan auf sie herabschaute. Doch wenn sie sich jetzt aufsetzte, um auf gleicher Höhe mit ihm zu sein, ließ sie sich auf ein Gespräch ein, das sie nicht wollte. Sollte er also ruhig auf sie herabblicken.
„In Ruhe lassen?“, wiederholte er scharf und beugte sich über sie. „In sechs Stunden gehe ich. Wie weit soll ich fliegen, damit du Ruhe vor mir hast?“
„Keine Ahnung. Wie weit müsste es denn sein?“
Einen Moment lang sah Ryan sie nur starr an, und Claire fragte sich, ob er jetzt aufstehen und gehen würde. Wenn sie es schaffte, ihn einfach ziehen zu lassen, konnte sie ihr letztes Geheimnis für sich behalten. Doch stattdessen lag ein Ausdruck in seinen Augen, der ihr durch und durch ging.
„Ich habe dich
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