Nur weil ich dein Chef bin
dass du ziemlich bedrückt bist, seit die Bombe mit Cassie Sinclair geplatzt ist.“
Ihre Augen füllten sich mit Tränen, doch sie hielt sie, wenn auch mühsam, zurück. „Ich habe schwer damit zu kämpfen, Parker“, gab sie zu. „Was Dad getan hat, ist unverzeihlich. Und dass wir es auch noch auf diese Art herausfinden mussten, während der offiziellen Testamentseröffnung …“ Sie löste sich von ihm, aber er spürte noch, wie sie vor Wut zitterte.
Tröstend legte er einen Arm um sie, während sie die Auffahrt überquerten und auf den in Glas und Mahagoni gehaltenen Eingangsbereich der haziendaartigen Villa zugingen.
„Ich weiß, wie du dich fühlst“, tröstete Parker seine Schwester. „Wütend, verletzt und enttäuscht. Und dabei trauern wir noch um Dad. Ich kann nicht glauben, dass ich gleich das Haus betreten werde und er nicht auf der Veranda sitzt. Den Blick aufs Meer gerichtet, darauf wartend, jede Einzelheit der vergangenen Woche mit uns zu analysieren und weitere Schlachtpläne auszuarbeiten.“
Brooke sah ernst zu ihm auf. „Das ist jetzt deine Aufgabe, Parker.“
„Als ob ich das nicht wüsste“, seufzte er. Die Rolle des Familien- und Firmenoberhaupts lastete schon schwer genug auf seinen Schultern. „Ich weiß nicht, ob ich in seine Fußstapfen treten kann.“
„Keine Angst“, erwiderte Brooke lächelnd. „Deine Füße sind nun wirklich groß genug.“
Noch bevor sie die letzte Stufe zur Eingangstür erreichten, wurde ihnen bereits von Lisette Wilson geöffnet. Die wahre Herrin und gute Seele des Hauses trug wie immer ihre perfekt gebügelte marineweiße Uniform. Sie war fünfundfünfzig Jahre alt, machte heute aber den Eindruck, sehr viel älter zu sein.
„Hallo, Lisette“, grüßte Parker freundlich und berührte sie leicht an der Schulter. „Wie geht es dir?“
Lisette nickte ihm zu, gab Brooke einen Kuss auf die Wange und antwortete dann mit einem Schürzen der Lippen, was ihren Mund in unzählige kleine Falten legte: „Es geht mir gut, Mr. Parker. Aber ich kann nicht dasselbe von Ihrer Mutter behaupten. Die erste Flasche wurde schon heute Morgen um elf Uhr geöffnet.“
Parker spürte, wie Brooke erschöpft gegen ihn sank. „Oh nein“, seufzte sie. „Danke für die Warnung, Lisette.“
Hinter der Haushälterin erschien Adam. Seine Miene war finster. „Ich gehe“, sagte er grimmig. „Tut mir leid, aber ich kann mir Schöneres vorstellen, als Mutter einen ganzen Abend lang Ava Sinclair beschimpfen zu hören.“
„Ava wer?“, fragte Brooke. „Ist das Cassies Mutter?“
„Ja.“ Parker nickte. „Brandon Washington hat einige Nachforschungen angestellt. Die Frau – Dads Freundin – ist etwa einen Monat vor ihm gestorben.“
„Und? Soll ich jetzt etwa traurig sein?“ Bonita wankte heran, einen zweifellos starken Drink in der Hand, und lehnte sich unsicher an eine breite Steinsäule in der Eingangshalle. Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Das Make-up um ihre Augen herum war verschmiert. „Vielleicht ist euer Vater ja an gebrochenem Herzen gestorben, weil seine Geliebte den Löffel abgegeben hat.“
Parker sank der Mut. Wie es aussah, war seine Mutter wieder groß in Form.
Lisette ging auf Bonita zu und tätschelte ihr die Schulter. „Ich bringe Sie am besten nach oben, damit Sie sich ein bisschen frisch machen können, Mrs. Garrison“, sagte sie sanft. „Mr. Stephen sollte auch bald da sein und vielleicht auch Miss Brittany. Ich habe uns Schmorbraten gemacht.“
„Ich mag keinen Schmorbraten“, quengelte Bonita, ließ aber trotzdem zu, dass Lisette sie die breite Wendeltreppe nach oben führte. Leise murmelte sie noch etwas vor sich hin, während sie sich Halt suchend an das gusseiserne Geländer klammerte.
Adam schnaubte gereizt. „Wie gesagt, ich verschwinde.“
„Warte!“, rief Brooke. „Komm schon, Adam. Wir müssen doch als Familie zusammenhalten.“
„Du vielleicht“, konterte er. „Ich muss nur so weit wie möglich weg von hier.“ Er öffnete die Tür gerade in dem Moment, als Stephen die Treppe heraufkam. Wortlos eilte Adam an ihm vorbei, Brooke ihm dicht auf den Fersen.
„Nein, warte, Adam!“
Stephen blickte seinen Geschwistern verwundert nach und wandte sich dann mit einem schiefen Lächeln an Parker. „Ein Sonntag wie im Paradies, was?“
Parker schüttelte gereizt den Kopf. „Und dafür habe ich mein Büro verlassen.“
Stephen lachte und klopfte seinem Bruder herzlich auf die Schulter. „Da spricht
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