Nur wenn du mich hältst (German Edition)
war er der Todfeind, der wie die Beulenpest bekämpft werden musste. Manchmal war er Mittel zum Zweck, um einem Klienten Aufmerksamkeit zu verschaffen. Sie hatte Klatsch und Tratsch als Werkzeug benutzt und fragte sich, was die Leute in ihrer alten Firma in L.A. wohl gerade über sie sagten.
Mitten auf der Party ist sie plötzlich durchgedreht .
Er hatte schon immer eine gemeine Ader .
Wer hätte gedacht, dass sie so viel Kampfgeist hat?
Die Trennung war so öffentlich …
Ihre Kollegen hatten keine Ahnung, wie es danach weiterging, denn Lloyd folgte ihr zum Parkplatz des Hotels.
Kim hielt es nicht mehr auf der Bank. Sie stand auf und schlenderte unruhig auf und ab. Inzwischen waren ihre Zehen taub, sodass ihre Schuhe sie kaum noch störten. Sie suchte den Waschraum auf und nahm die Brille ab. Als Bewohnerin von Südkalifornien ging sie nie ohne Sonnenbrille aus dem Haus, doch dies war das erste Mal, dass sie sie benutzte, um sich dahinter zu verstecken.
Sie holte den Concealer aus der Tasche und richtete ihr Make-up. Es war ein teures Produkt, das von Profistylisten verwendet wurde, um selbst die schlimmsten Makel zu überdecken. Irgendwie war es die logische Fortführung dessen, worin sie in ihrem Job so gut war. Kimberly van Dorn, die Meisterin der Vertuschung, allerdings meistens im Interesse ihrer Kunden, nicht in ihrem eigenen.
Erleichtert, dass sie immer noch ganz gut aussah, kehrte sie in den Warteraum zurück und stellte sich ans Fenster, um ihre Mutter per Gedankenkraft schneller herzubefördern. Gleichzeitig machte sie sich Sorgen um die Straßenverhältnisse. Die Winter in Upstate New York waren nichts für Leute mit schwachen Nerven. Kombis und Kleinwagen krochen und rutschten in stetem Strom über die Straßen. Sie wusste nicht, was für ein Auto ihre Mutter fuhr. Einen rücksichtsvollen kleinen Hybrid? Einen glänzenden New Beetle?
Darüber nachzudenken war eine gute Ablenkung.
Einen sicherheitsbewussten Volvo? Einen ökonomischen Chevrolet oder einen praktischen Importwagen? Vielleicht den Cadillac, der sich wie ein blank polierter Käfer näherte. Kim hatte keine Ahnung. Es war erschreckend, wie wenig sie über das aktuelle Leben ihrer Mutter wusste.
Nach dem Tod ihres Mannes hatte Penelope eine radikale Veränderung durchgemacht. Zu Anfang war sie wegen des Verlusts und der Einsamkeit am Boden zerstört gewesen. Die körperlichen Anzeichen ihrer Trauer hatten sich tief in ihre Gesichtszüge gegraben und die feinen Fältchen zu Falten des Schmerzes und der Sorge vertieft.
Doch das alte Sprichwort von der Zeit, die alle Wunden heilt, hatte sich auch hier bewahrheitet. Im Laufe der Wochen und Monate erholte sich ihre Mutter Stück für Stück. Sie vermisste ihren Ehemann immer noch, aber sie konnte wieder lächeln und ihre natürliche Ausgelassenheit brach sich langsam Bahn, was man ihrer Stimme und ihrem Verhalten anmerkte. Wie geht so etwas? fragte sich Kim. Wie kam man über einen solchen Verlust hinweg? Wie verabschiedete man sich von jemandem, den man mehr als dreißig Jahre geliebt hatte?
Sie wollte das wirklich gerne wissen, denn ihr gelang das nicht sonderlich gut, und dabei waren Lloyd und sie gerade mal vierundzwanzig Monate zusammen gewesen.
Als ein gelb-weißer PT Cruiser von der Straße abbog und auf den Parkplatz fuhr, wo er gefährlich nah am Kantstein stehen blieb, beugte sie sich näher an die eiskalte Fensterscheibe. Noch bevor sie das Gesicht des Fahrers erkennen konnte, wusste sie, dass ihr Warten ein Ende hatte.
An der Seitentür des Wagens klebte ein Magnetschild, auf dem stand: „Fairfield Home – Ihr Zuhause in der Fremde“.
Kim hatte keine Ahnung, was das bedeutete. Im Moment war sie zu müde, um mehr zu tun, als nach draußen zu eilen und sich von den Armen ihrer Mutter umfangen zu lassen. Splitt und Eiskristalle fanden den Weg in ihre Peep Toes. Sie zuckte zusammen und stieß einen kleinen Schluchzer aus. Die Realität dessen, was vergangene Nacht geschehen war, erwischte sie mit voller Wucht und ließ sie beinahe in die Knie gehen.
„Süße, was ist los?“ Ihre Mutter hielt sie von sich und musterte sie.
Kimberly war kurz davor, auf dem verkrusteten, salzgestreuten Gehweg vor dem Terminal zusammenzubrechen, doch sobald sie in das sanfte, gütige Gesicht ihrer ahnungslosen Mutter schaute, traf sie eine Entscheidung. Nicht jetzt.
„Es war eine lange Nacht, mehr nicht. Es tut mir leid, dass ich nicht vorher angerufen habe“, sagte sie. „Ich wusste
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