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Nur Wenn Du Mich Liebst

Titel: Nur Wenn Du Mich Liebst Kostenlos Bücher Online Lesen
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zur Arbeit eilt. Und du müsstest nackt in einem Handtuch dastehen und mich anflehen, noch zu bleiben.«
    Darum ging es in dieser kleinen Szene also, stellte Vicki erstaunt fest. Nicht um Liebe oder auch nur Lust. Nicht um Enttäuschung und Kummer, sondern nur um verletzte Eitelkeit, darum, als Erster gehen zu wollen. »Tut mir Leid, Michael«, sagte Vicki noch einmal, obwohl sie es immer weniger bedauerte. Und weil sie es einfach nicht lassen konnte, fügte sie noch hinzu: »Ich nehme an, wir sehen uns vor Gericht.«
    »Okay, wo liegt das Problem?« Vicki setzte sich, einen Becher heißen Kaffee in der Hand, hinter ihren Schreibtisch und sah ihre Freundin, die frisch nachgezogenen Brauen fragend hochgezogen, direkt an. Sie hatte sich gerade noch schminken können, bevor Susan zehn Minuten zu früh in der Kanzlei eingetroffen war. Susan lächelte, wirkte jedoch äußerst verlegen, was für Susan, die sich in ihrer Haut sonst stets wohl zu fühlen schien, ungewöhnlich war. Sie rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her, blickte vom Fenster in ihren Schoß und zurück zum Fenster, ohne den Kaffee zu beachten, der vor ihr auf dem Schreibtisch stand. Es fiel ihr offensichtlich schwer auszusprechen, weswegen sie hergekommen war. Sie trug einen schicken olivgrünen Hosenanzug, und ihr Haar fiel in sanften Wellen in ihr Gesicht. Das ist einer der Vorteile, wenn man übergewichtig ist, dachte Vicki. Das Gesicht wirkte voller, und um Augen und Mund sammelten sich weniger verräterische Fältchen. Vicki bemerkte den blass pfirsichfarbenen Lippenstift, der Susans ohnehin volle Lippen noch sinnlicher wirken ließ, den Hauch Rouge, der ihren runden Wangen Kontur gab. Und in Susans Augen lag ein untypisches Funkeln. Verblüfft stellte Vicki fest, dass ihre Freundin förmlich strahlte. »Du bist doch nicht etwa schwanger, oder?«, platzte sie heraus.
    »Bist du verrückt?«, erwiderte Susan atemlos.
    Vicki lachte erleichtert. »Also, was ist los? Wo liegt das Problem?«
    »Im Grunde gibt es gar kein Problem.«
    »Deswegen musstest du mich auch gleich als Erstes am Morgen in meiner Kanzlei treffen.«
    »Ich dachte, so hätten wir ein wenig mehr Privatsphäre.«
    »Und die brauchen wir, weil...?«
    »Ich weiß nicht so recht, wo ich anfangen soll.«
    Es sah Susan gar nicht ähnlich, so ausweichend zu sein. Normalerweise kam sie direkt auf den Punkt, was eine der Eigenschaften war, die Vicki am meisten an ihr mochte. Im Gegensatz zu Chris, die immer zu schüchtern gewesen war, ihre Meinung gegen die anderen durchzusetzen, oder Barbara, deren großer Charme darin bestand, dass sie sich nie ganz sicher war, was sie eigentlich meinte, war Susan einer der seltenen Menschen, die frei heraus sagten, was sie meinten, und meinten, was sie sagten. »Wie geht es den Mädchen?«, fragte Vicki, um Susan eine Gelegenheit zu geben, ihre Gedanken zu ordnen.
    »Gut.«
    Okay, also nicht die Mädchen. »Und Owen?«
    »Gut.«
    Noch mal gut, dachte Vicki. »Und deiner Mutter?«
    »Keine Veränderung.«
    »Das tut mir Leid.« Ihre Mutter also auch nicht. »Macht dir dein Job noch Spaß?«
    »Ich liebe meinen Job.«
    Vicki zuckte die Achseln, als wollte sie sagen, langsam gehen mir die Möglichkeiten aus. »Hast du wieder Drohanrufe von Tony bekommen?«
    »In letzter Zeit nicht. Du?«
    »Nein. Seit ihm das Gericht das vorläufige Sorgerecht zugesprochen hat, scheint er sich wieder beruhigt zu haben.«
    Beide Frauen schüttelten ungläubig den Kopf.
    »Wie ist das passiert? Kannst du mir das erklären?«
    »Also, da bin ich komplett überfragt«, antwortete Vicki ehrlich und immer noch wütend über die Entscheidung des Richters. »Vermutlich hat die Tatsache, dass die Kinder erklärt haben, dass sie bei ihrem Vater bleiben wollten, die Sache mehr oder weniger besiegelt.«
    »Arschloch«, murmelte Susan.
    »Ein beschissenes, dreckiges Arschloch«, präzisierte Vicki. »Aber deswegen bist du nicht hier«, sagte sie freundlich zu Susan.
    »Nein.«
    »Willst du es mir erzählen oder muss ich weiterraten?«
    Susan atmete tief ein und blickte zum Fenster. »Da ist ein Mann.«
    Vicki folgte Susans Blick und fragte sich, wie Susan von dort irgendwas sehen konnte. »Ein Mann? Wo?«
    Susan senkte den Kopf und lachte leise. »Nein, ich meine...«
    »Oh«,
sagte Vicki, von ihrer Freundin komplett überrumpelt. Konnte Susan wirklich meinen, was Vicki vermutete? »Du meinst
ein Mann

    Susans Wangen erblühten in natürlicher Röte.
    »Ein Mann, der nicht Owen

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