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Nur Wenn Du Mich Liebst

Titel: Nur Wenn Du Mich Liebst Kostenlos Bücher Online Lesen
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appétit.
« Mit einem fröhlichen Winken verschwand er durch die Tür.
    Susan starrte das wenig appetitanregende Menü eine Weile an. »Also, das sieht ja... grauenhaft aus«, sagte sie, unfähig zu lügen. Nur weil der Krebs auch zum Gehirn ihrer Mutter vorgedrungen war, war sie doch noch keine Idiotin. »Was meinst du, Mom? Meinst du, du könntest ein bisschen Kirschwackelpudding vertragen?«
    Ihre Mutter antwortete mit einem spitzen Schmerzensschrei.
    »Okay, das reicht jetzt. Wo ist die verdammte Schwester?« Susan blickte wütend zur Tür, während das Stöhnen und Klagen ihrer Mutter das Zimmer erfüllte. »Versuche durchzuhalten, Mom. Ich bin sofort zurück.« Sie stürzte aus dem Zimmer. »Ich bin sofort zurück.«
    Susan rannte den Flur hinunter bis zu dem Tresen vor dem Schwesternzimmer. Niemand sah sich genötigt aufzublicken. »Verzeihung«, sagte Susan und schlug mit der Hand laut auf den Tresen, was ihr die Aufmerksamkeit aller sicherte. »Vor zehn Minuten habe ich eine Schwester nach einem Medikament gefragt. Meine Mutter leidet starke Schmerzen.«
    »Können Sie vielleicht etwas leiser sprechen?«, sagte eine der Schwestern, die hinter einem Computer saß.
    »Können Sie vielleicht Ihren Arsch hochkriegen und etwas gegen die Schmerzen meiner Mutter besorgen?«, schoss Susan zurück.
    Die Älteste der Schwestern stand auf und kam langsam und betulich auf Susan zu. »Okay, würden Sie sich jetzt bitte beruhigen? Wir wollen doch die anderen Patienten nicht erschrecken.«
    »Die anderen Patienten sind
uns
scheißegal«, erklärte Susan ihr. »
Wir
wollen nur ein wenig Morphium für meine Mutter.«
    »Bitte nicht so laut«, ermahnte die Schwester sie. »Ihre Mutter ist...?«
    »Roslyn Hill. In Zimmer 407.«
    Die Schwester warf einen Blick auf das Krankenblatt. »Mrs. Hill hat heute Nachmittag um zwei Uhr eine Morphiumspritze bekommen. Die Nächste ist erst um sechs Uhr fällig.«
    »Sie hat aber jetzt Schmerzen.«
    »Das tut mir Leid.« Die Schwester legte das Krankenblatt wieder auf den Tisch.
    »Das ist alles? Es tut Ihnen Leid?«
    »Ich kann leider nichts machen.«
    »Ich möchte Dr. Wertman sprechen.«
    »Dr. Wertman ist im Augenblick nicht hier.«
    »Dann möchte ich einen anderen Arzt sprechen. Irgendeinen Arzt.«
    »Ich habe bereits mit Dr. Zarb gesprochen«, meldete sich jetzt die Schwester mit den scharfen Gesichtszügen, die auf Susans Klingeln ins Zimmer gekommen war. Sie sieht erschöpft aus, dachte Susan, weigerte sich jedoch, Mitleid zu empfinden. »Er sagt, er würde lieber noch mindestens eine Stunde warten.«
    »Ach wirklich? Würde er wohl auch lieber noch eine Stunde warten, wenn er derjenige wäre, der Krebs hat?«
    »Bitte. Mrs. Hill...«
    »Mrs. Norman. Meine
Mutter
ist Mrs. Hill.
Sie
ist die Patientin, und
sie
hat Krebs, der sich von ihrer Brust über die Lymphknoten, in die Lunge und ins Rückenmark bis ins Hirn ausgebreitet hat. Und Sie sitzen hier nur rum und tun gar nichts.« Susan starrte hilflos den langen Flur hinunter, der hinter ihren Tränen verschwamm, und hörte das Echo ihrer Stimme verhallen. »Ich verstehe Sie nicht. Meine Mutter stirbt. Was spricht dagegen, ihr weitere Schmerzmittel zu geben? Haben Sie Angst, dass sie süchtig wird? Ist es das? Haben Sie Angst, dass sie drogensüchtig stirbt?«
    »Susan?« Wie aus dem Nichts war Vicki neben ihr aufgetaucht. »Susan, was ist los? Ist irgendetwas passiert?«
    »Meine Mutter hat furchtbare Schmerzen, und niemand will ihr helfen.«
    »Ich versuche, Dr. Wertman zu erreichen«, bot eine dritte Schwester an.
    »Bitte, versuchen Sie, sich zu beruhigen, Mrs. Norman. Mit Ihrem hysterischen Auftritt helfen Sie Ihrer Mutter auch nicht weiter.«
    »Lecken Sie mich doch am Arsch!« Unkontrolliert mit den Armen rudernd, drehte Susan sich um und schlug Vicki dabei die beiden Plastikbecher mit heißem Kaffee aus der Hand.
    Vicki lief ihr nach. »Susan...«
    »Bitte erklär mir nicht, dass ich mich beruhigen soll.«
    »Ich will gar nicht, dass du dich beruhigst. Ich will nur, dass du auf mich wartest.«
    Susan blieb stehen und atmete tief ein. »Tut mir Leid.«
    »Was?«
    »Dass ich dich mit Kaffee bekleckert habe.«
    »Das meiste ist auf dem Boden gelandet.«
    »Meinst du, sie rufen den Sicherheitsdienst?«
    »Das sollen sie mal versuchen«, sagte Vicki, als sie vor der Tür von Zimmer 407 standen und gemeinsam eintraten.
    Susans Mutter lag im Bett, Nacken und Rückgrat vor Schmerz gewölbt, die Augen fest zugekniffen, die knochigen

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