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Nur Wenn Du Mich Liebst

Titel: Nur Wenn Du Mich Liebst Kostenlos Bücher Online Lesen
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Veränderungen kündigten sich an. Die O'Connors, die einen halben Block weiter auf der anderen Straßenseite wohnten, sprachen davon, ihr rotes Backsteinhaus im Frühling um ein Zimmer zu erweitern, was vernehmliches Gemurmel unter diversen Nachbarn ausgelöst hatte, die um den Charakter des Viertels fürchteten. »Es gibt einfach Menschen, denen jede Veränderung unangenehm ist«, hatte Susan heute Nachmittag gesagt und hinzugefügt, dass sie und Owen mit der Idee liebäugelten, ihre Küche um einen Meter in den Garten zu erweitern. Chris hatte einen verglasten Wintergarten vorgeschlagen, weil sie selbst schon immer davon geträumt hatte.
    »Chris?«, rief Tony im Haus.
    Sie wandte sich um und dachte, dass sie wahrscheinlich wieder hineingehen sollte. Es war spät, die meisten Häuser waren schon dunkel, ihre Bewohner hatten sich schlafen gelegt. Oder beobachtete sie hinter der ordentlichen Reihe von Sprossenfenstern irgendjemand?
    Was, wenn sie jetzt einfach weglaufen würde? Einfach die Tür hinter sich zuziehen und die Straßen hinuntergehen würde? Würde irgendwer sie sehen? Wie weit würde sie ohne Mantel und Winterschuhe, ohne Geld und Ausweis kommen? Wie lange würde es dauern, bis Tony ihre Abwesenheit bemerken und nach ihr suchen würde? Wie viele Meilen konnte sie zwischen sich und ihre Kinder bringen, bevor sie umkehren musste? Wie konnte sie sie überhaupt verlassen? Und wohin in Gottes Namen sollte sie gehen?
    »Chris?«, rief Tony erneut.
    Sie hörte ihn im Haus herumlaufen, spürte seine Schritte auf dem Holzboden im Hausflur. Ihr Körper neigte sich zur Straße, als würde sie auf der Kante eines hohen Gebäudes stehen, einen Fuß in die Luft gestreckt, bereit zur endgültigen Flucht. Los, drängte eine innere Stimme sie. Schau nicht zurück.
    Hinter ihr ging die Tür auf.
    »Chris?«, fragte Tony. »Was machst du denn hier draußen?«
    Wortlos ließ sich Chris wieder ins Haus ziehen.
    »Draußen ist es eiskalt, Herrgott noch mal.« Erst als Tony begann, ihre Arme abzureiben, spürte sie die Kälte. »Was hast du gemacht?«
    »Nichts. Nur geguckt. Es ist so ein schöner Abend.«
    »Geht es dir gut?«
    Chris nickte.
    »Bist du sicher? Du warst in den letzten Tagen irgendwie seltsam.«
    »Mir geht es gut.« Chris entdeckte die Sorge in seinen Augen und strich mit der Hand über seine Wange. »Mit den Kindern alles in Ordnung?«
    »Die schlafen. Wie die Babys.« Er lächelte und schlang seine Arme um ihre Hüften. »Apropos...« Er senkte den Kopf und zog eine Augenbraue hoch.
    Sofort hatte Chris das Gefühl, dass ihr die Luft abgeschnürt würde. »Tony, dies ist wahrscheinlich nicht der ideale Zeitpunkt, um über ein weiteres Baby nachzudenken.«
    »Ich finde einen anderen Job, Chris. Wenn du dir deswegen Sorgen machst.«
    »Ich mache mir keine Sorgen.«
    »Gut. Wo liegt dann das Problem?«
    »Kein Problem«, sagte Chris rasch.
    »Gut.« Tony fasste ihre Hüften fester. »Dann lass uns ins Bett gehen.«

3
    »Verzeihung, sind Sie Barbara Azinger?«
    Barbara blickte von der Speisekarte auf, die sie seit einer halben Stunde studierte – mittlerweile müsste sie das Angebot auswendig kennen –, und nickte. »Das bin ich«, antwortete sie mit sanfter, ruhiger Stimme und blickte unter mascaraschweren Wimpern zu dem Kellner auf. Fand der junge Mann sie zumindest ein bisschen attraktiv?, fragte sie sich und wandte den Kopf ein wenig nach links, um ihm einen Blick auf ihre Schokoladenseite zu gewähren. Ahnte er überhaupt, dass sie einst die Krone der Miss Cincinnati getragen und den dritten Platz bei der Wahl zur Miss Ohio belegt hatte? Ihr Blick verdüsterte sich, als ihr klar wurde, dass es durchaus möglich war, dass der junge Mann noch gar nicht geboren war, als sie ihren überdimensionierten Rosenstrauß stolz über den Laufsteg getragen hatte.
    »Ein Anruf für Sie.« Trotz seiner Jugend beherrschte der Kellner die Kunst blasierter Hochmütigkeit bereits perfekt, die in Etablissements wie dem Foxfire Grille, einem Restaurant an der Belvedere Street im Herzen des Mount-Adam-Viertels, üblich war. Ein Reporter hatte das zugegebenermaßen charmante alte Viertel einmal mit San Francisco verglichen, und davon hatte es sich nie wieder ganz erholt, sondern trug seinen Stolz seither wie eine schwere Rüstung mit sich herum, die den winzigen Distrikt gelegentlich komplett zu erdrücken droht. »An der Bar«, sagte der Kellner und wies mit dem Kinn auf den vorderen Teil des terrakottagefliesten

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