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Nur Wenn Du Mich Liebst

Titel: Nur Wenn Du Mich Liebst Kostenlos Bücher Online Lesen
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Handtasche nach ihrer Sonnenbrille und setzte sie unsanft auf, während sie versuchte, das Frettchengesicht ihrer Schwiegermutter vor ihrem inneren Auge zu vertreiben. War es gerecht, dass ihre eigene Mutter, eine ebenso warmherzige wie liebevolle wie schöne Frau kurz nach Traceys Geburt an akuter lymphatischer Leukämie gestorben war, während eine ebenso kalte und bösartige wie unattraktive Frau wie Rons Mutter wahrscheinlich ewig leben würde? »Verdammt«, murmelte Barbara, als ihr klar wurde, wie sehr sie sich auf das Mittagessen mit ihren Freundinnen gefreut hatte, vor allem darauf, Chris zu sehen.
    Von allen Grand Dames war Chris Barbaras liebste Freundin. Susan war sehr nett – aufrichtig und nüchtern, wenngleich für Barbaras Geschmack ein bisschen zu patent, und Vicki war... na ja, Vicki war eben Vicki, dynamisch und witzig, aber manchmal auch sehr indiskret. Barbara hatte schon vor langer Zeit gelernt, Vicki nichts zu erzählen, was sie nur ungern auf der Titelseite der
Cincinnati Post
lesen würde. Mit Chris fühlte sich Barbara am engsten verbunden. Sie hatte immer Zeit für sie, vielleicht weil sie auch nur Hausfrau und Mutter war. Für sie waren Barbaras Sorgen nie oberflächlich oder banal, sie ließ sie nie mitten im Gespräch stehen oder gab ihr das Gefühl, unbedeutend zu sein. Gott sei Dank hatte Tony endlich einen neuen Job gefunden. Nicht, dass Chris sich je beklagt hätte, aber die Situation war bestimmt unangenehm gewesen, was möglicherweise erklärte, warum sie plötzlich an einer Darmgrippe erkrankt war. Behaupteten die Experten nicht immer, dass Depressionen das Immunsystem schwächten? Obwohl Tony seinen neuen Job bereits vor zwei Wochen angetreten hatte, wirkte Chris nach wie vor bekümmert. Irgendetwas stimmte nicht. Sie musste mit Chris reden, wenn es ihr wieder besser ging, und sie dazu bewegen, sich ihr anzuvertrauen.
    Etliche Sekunden lang stand Barbara mit verwirrt knurrendem Magen mitten auf dem Bürgersteig vor dem Foxfire Grille. Sie brauchte etwas zu essen und die Bestätigung, dass mit der Welt alles in Ordnung war. Sie sah auf die Uhr. Es war beinahe Viertel vor eins. Wenn sie sich beeilte, würde sie es gerade rechtzeitig bis zur Universität schaffen, um ihren attraktiven Mann zum Essen auszuführen.
    Keine zehn Minuten später setzte Barbara ihren schwarzen Ford Sierra in eine eben frei gewordene Parklücke an der Clifton Avenue, die wegen der Vielzahl der Studentenwohnheime auf der rechten Seite der Straße auch der Boulevard der Burschenschaften genannt wurde. Dann eilte sie über den nahe gelegenen Campus, bis sie das bescheidene, zweistöckige, rote Backsteingebäude der zweitältesten und zweitgrößten staatlichen Universität Amerikas fand, in dem ihr Mann am soziologischen Institut Einführungskurse in Psychologie und Verhaltensforschung gab. Barbara nickte einigen in Jeans und Leder gekleideten Studenten auf der Treppe des Hauses zu, ohne sie wirklich zu kennen, zog die schwere Eichentür auf und ging den langen Flur hinunter, wobei ihre hohen Absätze sich lautstark von den Turnschuhen abhoben, die offenbar alle anderen in dem Gebäude trugen.
    Was für ein wunderschöner alter Bau, dachte Barbara und beschleunigte ihre Schritte, als sie sich nach rechts wandte und einen Flur hinunterging, an dessen Wänden Schwarzweißfotos von Institutsmitgliedern aus vergangenen Zeiten hingen. Überall dunkle Holzvertäfelung, Fenster mit Bleifassung und prächtige alte Bögen, wie eine Universität eben aussehen sollte. Knarrend und imposant und ein wenig einschüchternd. Dabei hatte sie keinen Grund, eingeschüchtert zu sein, entschied sie, als sie die breite Treppe am Ende des Flures hinaufstieg. Nur weil sie nach Gewinn ihres Titels das College verlassen hatte, war sie noch lange nicht dumm und musste sich deshalb auch in keiner Weise minderwertig fühlen. Sie konnte vielleicht nicht Shakespeare zitieren wie Susan oder juristische Präzedenzfälle anführen wie Vicki, sie hätte sogar offen gestanden Probleme, den genauen Unterschied zwischen Psychologie und Soziologie zu erklären, aber sie konnte sich in Gesprächen mit ihrem Mann und seinen Freunden durchaus behaupten. Außerdem war es noch nicht zu spät. Wenn es sie interessierte, konnte sie sich jederzeit für ein paar Vorlesungen einschreiben, langsam einen Abschluss anstreben, so wie Susan es seit Jahren machte, immer nur ein Seminar zurzeit, so wie es Haushalt und Kinder erlaubt hatten. Natürlich müsste sie

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