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Nur Wenn Du Mich Liebst

Titel: Nur Wenn Du Mich Liebst Kostenlos Bücher Online Lesen
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habe ich mir gedacht, ich versuche mein Glück und gucke, ob du Zeit hast.«
    »Klingt wundervoll«, sagte Ron, und Barbara tat einen tiefen Seufzer der Erleichterung. »In zwei Minuten bin ich für dich da.«
    »Kein Problem. Gibt es hier irgendwo eine Toilette, die ich benutzen kann?«
    »Die Treppe hoch und dann rechts.«
    »Wir treffen uns dann im Flur.«
    »In zwei Minuten«, wiederholte Ron, als Amy auf sie zu trat und nervös ihr Haar hinter die Ohren strich.
    Ein bisschen Mascara würde dem Mädchen alles Selbstvertrauen geben, was sie braucht, dachte Barbara auf dem Weg die Treppe hinauf. Sie drehte sich noch einmal kurz um und bemerkte, dass das Mädchen vielleicht ein paar Zentimeter zu dicht neben ihrem Mann stand, sodass ihre Brust seinen Arm streifte, ohne dass er sich anstrengte, Distanz zu wahren. Sei nicht albern, sagte Barbara sich, als sie den Hörsaal verließ. Sie litt wieder mal unter Verfolgungswahn. Das Mädchen hatte lediglich so nahe neben Ron gestanden, um zu hören, was er sagte, und dass ihre Brust gegen seinen Arm drückte, hatte nur von ihrem Blickwinkel aus so gewirkt.
    Barbara fand die Toilette und zupfte in dem langen rechteckigen Spiegel über dem Waschbecken ihre Frisur zurecht, zog die Lippen nach und zerrte an der Haut um ihre Augen, bis die kleinen Fältchen, die sie wie eine Klammer einrahmten, verschwunden waren. »Du siehst nicht älter aus als eines dieser Mädchen«, flüsterte Barbara ihrem Spiegelbild zu und fragte sich, wie Ron sein jugendliches Aussehen ganz ohne Diät oder sportliche Betätigung wahrte. Das stundenlange Herumliegen in der Sonne schien ihm auch nicht zu schaden. Er war noch immer so attraktiv wie an dem Abend, an dem sie ihn an der Bar im Arnold's entdeckt hatte, schon damals umringt von Frauen. Oje, erinnerte sie sich gedacht zu haben, als ihre Blicke sich trafen, das gibt Ärger.
    Natürlich kannte sie die Gerüchte, die über ihren Mann im Umlauf waren, die hatte es in ihrer zehnjährigen Ehe immer gegeben. Doch Ron hatte ihr wiederholt versichert, dass solche Gerüchte bösartig und gegenstandslos waren: Also hatte sie schon vor langer Zeit beschlossen, nichts darauf zu geben. Und selbst wenn das Getuschel wahr war und ihr Mann manchmal einer außerehelichen Liebelei nachging, so hatte sie des Weiteren beschlossen, dass das alles absolut bedeutungslos war. Hatte Vicki nicht genau das über ihre außerplanmäßigen Aktivitäten gesagt? Dass es bloß um Sex ging?
    Barbara knöpfte ihre blaue Kostümjacke auf, steckte ihre weiße Seidenbluse in den Rock und überlegte, ob sie noch kurz auf die Toilette gehen sollte, als plötzlich die Tür aufging und das Mädchen aus der Vorlesung ihres Mannes –»Amy, ich muss noch ganz kurz mit dir über dein Essay sprechen«– hereinkam und vor den Spiegel trat.
    »Hi«, sagte Barbara, als das Mädchen ihre Bücher auf dem Waschbecken ablegte und sofort begann, in gleichmäßigen fließenden Zügen ihr langes Haar zu bürsten. Sie war ein hübsches Mädchen mit einem blassen schmalen Gesicht und großen dunklen Augen, die sie interessanter aussehen ließen, als sie wahrscheinlich war, aber sie gewann bestimmt keine Schönheitswettbewerbe, entschied Barbara. Bis auf den der Miss Sympathisch vielleicht, dachte sie lächelnd und versuchte über den runden kleinen Hintern in den engen, perfekt sitzenden Jeans und die kleinen hohen Brüste hinwegzusehen, die man nur als keck bezeichnen konnte. Barbara begriff, dass die jungen Mädchen nicht schön sein mussten. Es reichte, dass sie jung waren.
    »Hi«, sagte Amy zu Barbaras Spiegelbild.
    »Sie sind in der Vorlesung meines Mannes«, sagte Barbara bemüht beiläufig.
    Das Mädchen zuckte mit den Schultern. »Hm.«
    »Er ist ein guter Lehrer«, fuhr Barbara fort, obwohl das Mädchen ganz offensichtlich kein Interesse an einem Gespräch hatte.
    Amy verstaute ihre Bürste wieder in ihrem Lederbeutel. »Der Beste«, sagte sie, und als ihr Blick im Spiegel auf Barbaras traf, verharrte er eine Sekunde zu lang, als wollte sie eine stumme Herausforderung aussprechen. Dann war sie mit ihren wehenden, braunen Haaren und dem an einer Seite baumelnden Lederbeutel auch schon wieder aus der Tür.
    Barbara blieb noch eine Weile vor der Reihe von Waschbecken stehen und versuchte, nicht daran zu denken, was sie mit ihrem unerwarteten Auftauchen möglicherweise gestört hatte. Sie versuchte, nach Möglichkeit gar nicht zu denken. Manchmal war es besser, nicht zu denken. Denken machte nur

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