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Nur Wenn Du Mich Liebst

Titel: Nur Wenn Du Mich Liebst Kostenlos Bücher Online Lesen
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etwas finden, was sie wirklich interessierte, und es durfte sie auch nicht so sehr fordern, dass Tracey oder Ron zurückstehen mussten. Barbara zuckte die Achseln und stellte sich vor, sie wäre Scarlett O'Hara in
Vom Winde verweht
. Über all diese Sachen würde sie später nachdenken – morgen war auch noch ein Tag. Im Glasrahmen eines alten Fotos vor dem Hörsaal ihres Mannes überprüfte sie kurz ihr Aussehen, sah Vivien Leigh zurückblicken, öffnete die Tür und betrat den Raum.
    Der Hörsaal war riesig, die Sitzreihen waren angeordnet wie in einem Amphitheater, auf dessen Bühne ihr Mann, Anfang vierzig, groß, kantig und attraktiv hinter einem Pult vor einer großen Tafel stand und dozierte, während etwa dreihundert Studenten an seinen Lippen hingen. Als Barbara auf einem leeren Sitz in einer der letzten Reihen Platz nahm, drehten sich zahlreiche Studenten zu ihr um, und auch ihr Mann registrierte ihre Anwesenheit mit einem kaum merklichen Nicken, ohne seinen Vortrag zu unterbrechen. »Eines der größten Probleme der Verhaltensforschung war die Tendenz, die Phänomene unter dem verengenden und vereinfachenden Blick der Motivationstheorie zu betrachten«, sagte er. »Die Gestalttheorie etwa, um ein Beispiel zu nennen, geht davon aus, dass Menschen immer nach einer umfassenden und stabilen Organisation des psychologischen Felds streben, wobei das Individuum permanent versucht, widersprüchliche Eindrücke zu harmonisieren, um seine Umwelt sinnvoll zu machen und gleichzeitig das eigene Anpassungspotenzial zu maximieren.«
    Überall um sich herum hörte Barbara das Kratzen von Stiften auf Papier, während die Studenten versuchten, jedes Wort festzuhalten. Haben sie wirklich auch nur eine Ahnung, wovon er redete?, wunderte Barbara sich und gab sich alle Mühe, sich zu konzentrieren, damit sie beim Mittagessen mit ihrem Mann über seine Theorien diskutieren konnte. Doch sie verlor rasch den Faden, und ihre Gedanken wanderten zurück zu Chris, wie es ihr wohl ging und ob sie ihr irgendwie helfen konnte.
    »Ein anderer motivationspsychologischer Ansatz folgt dem Belohnungs-Bestrafungs-Muster«, sagte ihr Mann und ließ seine braunen Augen über die Reihen wandern. »Dieses Modell betrachtet Verhalten als Teil der reaktiven Adaption an das soziale Umfeld, in dem die Normen der Gruppe von primärer Bedeutung sind und das Individuum Akzeptanz und Unterstützung durch die Gruppe anstrebt.«
    Welche Sprache ist das?, fragte Barbara sich und kam sich vor wie ein Einwanderer, der gerade zum ersten Mal seinen Fuß auf amerikanischen Boden setzte. Wo hatte er gelernt, so zu reden? Sie ließ ihren Blick über die vorwiegend weibliche Zuhörerschaft schweifen, die über ihren schmalen Pulten hockte und eifrig jedem Wort hinterherhechelte. Keins dieser Mädchen weiß etwas über Make-up, dachte Barbara und schüttelte betrübt den Kopf. Sie wussten alles Mögliche über Modelle der Motivationspsychologie, aber nichts übers Konturieren und Schattieren.
    »Dann gibt es schließlich noch die Persönlichkeitstheorie, die die dem Verhalten zu Grunde liegende interne Dynamik in den Vordergrund stellt, wobei das Bedürfnis des Individuums, sein Selbstbild und seine Integrität zu wahren, wichtiger wird als externe Belohnungen und Bestrafungen.« Ron machte unvermittelt eine Pause und lächelte. »An dieser Stelle machen wir morgen weiter. Bitte lesen Sie die Seiten 121 bis 139 in Ihrem Buch. Vielen Dank.«
    Sofort sprangen die Studenten von ihren Sitzen auf, sammelten ihre Sachen zusammen und stiegen die Treppe hinauf, ohne Barbara zu beachten, die zum Pult ihres Mannes hinunterging.
    »Was für eine angenehme Überraschung«, sagte Ron, und ein Lächeln breitete sich über sein permanent sonnengebräuntes Gesicht. »Was führt dich denn hierher?«
    »Ich dachte, ich lade meinen tollen Mann zum Mittagessen ein«, sagte Barbara, hinter ihrem Rücken Daumen drückend, während ihr Blick ihn förmlich anflehte: Bitte sag Ja.
    »Ich dachte, du wolltest mit den Mädels zu Mittag essen«, sagte Ron und sah sich um, als würde er etwas ganz Bestimmtes suchen. »Amy«, rief er plötzlich. »Amy, ich muss noch ganz kurz mit dir über dein Essay sprechen.«
    Barbara beobachtete, wie das langhaarige Mädchen in den offenbar obligatorischen engen Jeans und der schwarzen Lederjacke ihrer Freundin ein paar Stufen unter dem obersten Absatz etwas ins Ohr flüsterte und die Treppe herunterkam. »Sie haben alle abgesagt«, erklärte Barbara, »also

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