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Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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zu bringen, und schon gar nicht einen Jungen wie Kit, der ohnehin ziemlich wortkarg und verschlossen war.
    War Kit schon immer so gewesen, oder war seine stille und etwas misstrauische Art eine direkte Reaktion auf das Trauma durch den Tod seiner Mutter? Kincaid fiel es nicht leicht, sich mit dem Gedanken abzufinden, dass er die Antwort wahrscheinlich nie herausfinden würde. Er war zu spät in das Leben seines Sohnes eingetreten, und die Tatsache, dass er erst nach dem Tod seiner Exfrau erfahren hatte, dass Kit sein Sohn war, hatte ihm seine Schuldgefühle nicht nehmen können.
    »
Entführt
von Robert Louis Stevenson«, antwortete Kit. »Das müssen wir für die Schule lesen, aber es ist verdammt gut.«
    »Sag nicht
verdammt
«, ermahnte ihn Kincaid, »es sei denn, du meinst es wörtlich. Aber es freut mich, dass dir das Buch gefällt.« Er unterdrückte ein Grinsen und streckte die Hand aus, um Tess zu kraulen, die aufgeregt hechelte und dabei ihre kleine rosa Zunge aus dem Maul hängen ließ. »Bist du deshalb nicht unten geblieben, um Wes zu helfen?«
    Kit wandte das Gesicht ab; er schien sich schon wieder in sein Schneckenhaus zurückziehen zu wollen. »Ich brauche keinen Aufpasser«, murmelte er nach einer Weile. »Ich bin schließlich kein kleines Kind mehr.«
    »Hat das irgendwer behauptet?«, fragte Kincaid, der sich alle Mühe gab, seine Überraschung zu verbergen. Sein Sohn und Wesley waren die dicksten Freunde, und normalerweise wollte Kit den jungen Mann gar nicht gehen lassen.
    Unwillig zuckte Kit mit den Achseln. »Wes und Toby haben nach der Schule auf mich gewartet. Ein paar Jungs aus meiner Klasse haben gemeint, ich hätte einen
Babysitter.
« Er sprach das Wort mit tief empfundener Verachtung aus.
    Kincaid zögerte einen Moment, während er überlegte, wie er wohl am besten das heikle Problem der Demütigung eines Zwölfjährigen durch seine gleichaltrigen Schulkameraden angehen könnte. »Kit, ich bin mir sicher, dass Wes und Toby dich nur deshalb von der Schule abgeholt haben, weil Toby es nicht erwarten konnte, dich zu sehen, zumal, da Gemma ja übers Wochenende verreist ist. Aber wenn es dir lieber ist, können wir Wesley bitten, Toby direkt nach Hause zu bringen.« Er lächelte verständnisvoll. »Ich schätze, es ist nicht besonders cool, wenn man ein vierjähriges Brüderchen hat, das einen ständig anhimmelt, was?«
    Kit errötete immerhin ein wenig, aber er protestierte dennoch. »Warum muss Wes denn überhaupt bleiben? Ich kann doch auf Toby aufpassen – das hab ich schließlich schon oft genug gemacht. Hast du vielleicht kein Vertrauen zu mir?«
    »Du machst das wirklich prima mit Toby«, versicherte Kincaid ihm. »Und wir wissen es sehr zu schätzen, dass du so oft auf ihn aufpasst. Aber wir finden es auch nicht fair, dich immer als Babysitter einzuspannen. Was ist denn, wenn du mal wegen eines Projekts länger in der Schule bleiben musst oder wenn du etwas mit Freunden unternehmen willst?«
    Als Kit keine Antwort gab, kam Kincaid der Gedanke, dass es vielleicht gerade umgekehrt war – dass die verantwortungsvolle Rolle als Tobys Babysitter Kit davor bewahrte, sich Gedanken über den
Mangel
an Einladungen von Klassenkameraden machen zu müssen. Während Kincaid noch darüber nachgrübelte, wie er mit dem Thema umgehen sollte, kam Toby polternd die Treppe heraufgestürmt, um zu melden, dass das Essen fertig sei.
    »Wir reden später noch darüber«, sagte Kincaid. Er gab Kit einen Klaps auf die Schulter und stand auf. »Aber jetzt solltest du vielleicht erst mal runtergehen und Wesley ein Kompliment für sein karibisches Hühnchenfleisch machen.«
    Er ließ sich Zeit, als er den Jungen nach unten folgte, und dachte noch einmal über das Gespräch mit seinem Sohn nach. Als sie Kit an Weihnachten zu sich nach London geholt hatten, war ihnen klar gewesen, dass die Umstellung für ihn nicht leicht sein würde. Seit dem Tod seiner Mutter im vergangenen Frühling hatte Kit bei seinem Stiefvater Ian McClellan in der Nähe von Cambridge gewohnt und die Wochenenden in London bei Duncan und Gemma verbracht.
    Obwohl Ian zum Zeitpunkt von Vics Tod schon von ihr getrennt gelebt hatte, hatte er noch immer das Sorgerecht für Kit. Kincaid hatte es zunächst bei dieser Regelung belassen, da er nicht noch mehr Unruhe in das Leben seines Sohnes bringen wollte, und schließlich war er mit Ian zu einer gütlichen Regelung gelangt. Aber das alles hatte sich geändert, als Ian zu Beginn des neuen Jahres

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