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Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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entledigten sie Charles seiner restlichen Kleider und wickelten ihn in die schweren Wolldecken. Dann brachten sie ihn mit einiger Mühe ins Wohnzimmer, wo sie ihn auf das Sofa betteten. Im Kamin brannte ein Torffeuer, und es war schon nicht mehr ganz so kalt im Zimmer.
    »Was ist mit Elijah, Vater?«, fragte Will. »Soll ich –«
    »Im Stall«, murmelte Charles und blinzelte. »Mach dir um ihn keine Sorgen. Geh nicht raus, ehe der Sturm sich gelegt hat, Will. Zu gefährlich…« Die Augen fielen ihm wieder zu.
    Sie deckten ihn warm zu, und als das Wasser gekocht hatte, flößte Livvy ihm heißen Tee mit Whisky ein, während Will seine Schultern stützte. Charles mühte sich, aufrecht zu sitzen, und ein Anflug von Farbe kehrte in seine hageren Wangen zurück. »Livvy, ich habe in Edinburgh einen Käufer gefunden«, sagte er in eindringlichem Ton. »Eine Blending-Firma. Nicht Pattison. Was immer passiert, du darfst nicht an Pattison verkaufen.«
    Für die Whiskyerzeuger war es ein schlechtes Jahr gewesen. Die Wirtschaftsblüte der frühen Neunzigerjahre hatte eine Phase der Überproduktion und Überexpansion zur Folge gehabt, und nun übertraf das Angebot allmählich die Nachfrage, wie nicht anders zu erwarten gewesen war. Es gingen Gerüchte um, dass die Firma Pattison, einer der größten Hersteller von Blended Whisky in ganz Schottland, vor dem finanziellen Ruin stehe, und Charles war in der Hoffnung nach Edinburgh gereist, einen anderen Abnehmer für ihre Lagerbestände zu finden.
    Livvy spürte, wie die Angst ihr die Brust zusammenschnürte; sie sah die Panik in Wills Augen aufflackern. »Natürlich nicht, Liebster«, murmelte sie beruhigend, indem sie ihn behutsam in die Decken bettete. »Das kannst du uns alles morgen erzählen, wenn du dich ein wenig ausgeruht hast.«
    Doch Charles warf in wachsender Erregung den Kopf hin und her; er zitterte am ganzen Leib. »Morgen – Die Männer werden nicht kommen können. Ihr müsst allein zurechtkommen, du und Will. Wir müssen brennen – Wir können es uns nicht leisten…«
    »Bis dahin bist du wieder auf den Beinen«, sagte sie und strich ihm sanft über die Stirn. »Zerbrich dir jetzt nicht den Kopf.«
    Ihre Worte schienen ihn wirklich zu beruhigen, und nach wenigen Augenblicken spürte sie, wie die Anspannung aus seinen Gliedern wich. Er sank in einen unruhigen, fiebrigen Schlaf.
    »Er wird doch wieder gesund, nicht wahr?«, stieß Will heiser hervor. Er sah ihr in die Augen, als sie die Decken glatt strich.
    »Aber ja, natürlich«, erwiderte Livvy heftig. Dabei wusste sie genau, dass sie sich selbst ebenso sehr zu beruhigen suchte wie ihren Sohn. »Es ist bloß eine Erkältung.« Sie dachte an ihren Vater. Er war Arzt und lag in diesem Moment gewiss friedlich schlummernd in seinem Bett in Grantown – was hätte sie jetzt um seinen Rat gegeben!
    Aber bei diesem Wetter war eine Fahrt in das nur vierzehn Meilen entfernte Grantown-on-Spey ein unmögliches Unterfangen. Und auch von Tomintoul würde der Arzt nicht zu ihnen herauskommen können. Die Braes von Glenlivet in einem Schneesturm waren so isoliert und gottverlassen wie der Mond. Sie konnten nicht auf Hilfe hoffen, ehe der Sturm sich gelegt hatte – und auch dann konnte es noch Tage dauern, bis die Straßen wieder frei waren.
    Aber sie war eine umsichtige Frau, und vor allem besaß sie einen eisernen Willen. Sie wollte verdammt sein, wenn sie zuließ, dass dieser entsetzliche Ort den Sieg über sie davontrug. Sie blinzelte die Tränen weg, die ihr in den Augen brannten, und lächelte ihren Sohn an.
    »Ach, Will, dein Vater hat sich bis nach Hause durchgeschlagen, was mancher andere nicht geschafft hätte. Dafür können wir erst einmal dankbar sein, und morgen sehen wir dann weiter.«
    Ich hab’s ja schon immer gesagt, dass du nicht ganz richtig im Kopf bist, Callum MacGillivray, und jetzt weiß ich, dass es stimmt.« Callums Tante Janet stand in der Stalltür, die Hände in die Hüften gestemmt, und funkelte ihn an. Selbst friedlicher gestimmt war sie eine Respekt einflößende Erscheinung – eine stämmige, grobknochige Frau, das ergrauende Haar kurz geschnitten, das Gesicht von Wind und Wetter der Highlands gegerbt. Wenn sie in Rage geriet, sah sie noch Furcht erregender aus, und Callum hatte alle Mühe, sich eine schlüssige Antwort zurechtzulegen.
    Das Reden war noch nie seine Stärke gewesen, wenngleich es ihm nicht schwer fiel, seine Gedanken im Kopf zu ordnen; und auch die Pferde und Hunde hatten

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