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Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Titel: Nur zu deinem Schutz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Stimmen zu hören. Ich ging näher ran. Jetzt konnte ich zwei Stimmen unterscheiden. Sie waren beide männlich.
    Mein Handy vibrierte wieder. Ema: HAU! AB!
    Ein Teil von mir wollte bleiben, die Kellertür aufreißen und das Risiko wagen. Der andere – vermutlich gesteuert von einem Jahrmillionen alten Überlebensinstinkt – ließ mich zögern. Das Urtier in mir sah die glühende Tür und erfasste die Gefahr, die dahinter lauerte.
    Lebensgefahr.
    Ich schlich zur Eingangstür, riss sie auf und rannte.

4
    DREI BLOCKS WEITER traf ich mich mit Ema.
    »Das«, sagte sie und lächelte zum ersten Mal, seit ich sie kannte, »war unglaublich.«
    Ich fuhr mir seufzend durch die Haare. »Schätze, du hast recht.«
    »Okay, wo willst du als Nächstes einbrechen?«
    »Echt witzig.« Ich musste grinsen.
    »Was ist witzig?«, fragte sie.
    Ich fing an zu lachen.
    »Was?«
    »Du«, sagte ich. »Du und deine Pfadfinderinnen-Nummer.«
    Sie brach ebenfalls in Lachen aus. Es klang weich und melodisch. »Wieso? War ich etwa nicht überzeugend?«
    Ich sah sie nur an – schwarze Klamotten, schwarz lackierte Nägel, gepiercte Augenbrauen. »Sagen wir es mal so – deine Pfadfinderkluft ist etwas … ungewöhnlich.«
    »Und wenn schon. Könnte doch sein, dass ich den neu gegründeten Goth-Pfadfindern angehöre.« Sie hielt mir ihr Handy hin, damit ich auf das Display schauen konnte. »Ich hab mir das Kennzeichen von der schwarzen Limousine notiert. Keine Ahnung, ob du etwas damit anfangen kannst, aber ich dachte, es kann nichts schaden.«
    Kluges Kind. »Kannst du sie mir bitte schicken?«
    Ema nickte, tippte auf der Tastatur ihres Handys herum und drückte dann auf Senden. »Und was hast du jetzt vor?«
    Ich hob ratlos die Schultern. Zur Polizei zu gehen kam schon mal nicht infrage. Was hätte ich denen erzählen sollen? Dass ich einen Mann in einem dunklen Anzug gesehen hatte, der in einer Garage verschwunden war? Es konnte durchaus sein, dass er der Besitzer dieser Garage war. Und wie hätte ich der Polizei erklären sollen, was ich in dem Haus zu suchen gehabt hatte?
    Ich erzählte Ema von dem Foto, dem Schmetterlings-Symbol und dem Licht im Keller. Als ich fertig war, sagte Ema: »Wow.«
    »Das sagst du ziemlich oft.«
    »Was?«
    »›Wow‹.«
    »Eigentlich nicht. Aber mit dir erlebe ich Sachen, für die es einfach kein passenderes Wort gibt.«
    Ich warf einen Blick auf die Uhr auf meinem Handy. Es war höchste Zeit, mich mit Löffel zu treffen, um in den Verwaltungstrakt einzubrechen. Wenn ich diesen Tag hinter mich brachte, ohne im Gefängnis zu landen, würde es an ein Wunder grenzen.
    »Ich muss gehen«, sagte ich.
    »Danke für das Abenteuer.«
    »Danke fürs Schmierestehen.«
    »Mickey?«
    Ich sah sie an.
    »Was willst du denn jetzt gegen die Hexe unternehmen?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich. »Die Frage ist doch eher: Was kann ich gegen sie unternehmen?«
    »Sie hat gesagt, dein Dad würde noch leben.«
    »Und?«
    »Das können wir doch nicht einfach so stehen lassen.«
    »Wir?«
    Ema blinzelte und wandte den Blick ab. In ihren Augen standen Tränen.
    »Hey, alles in Ordnung?«, fragte ich besorgt.
    »Es ist einfach so gemein«, murmelte sie. »Dass sie das zu dir gesagt hat, meine ich. Eigentlich müssten wir ihr Haus mit Eiern bewerfen – obwohl, dann würde es wahrscheinlich besser riechen und aussehen als jetzt und wir hätten ihr noch einen Gefallen getan.« Sie wischte sich mit dem tätowierten Unterarm über die Wange. »Ich sollte besser gehen.«
    Sie drehte sich um.
    »Warte! Wo wohnst du?«, fragte ich. »Möchtest du vielleicht, dass ich dich nach Hause bringe?«
    »Mich nach Hause bringen?« Ema schüttelte fassungslos den Kopf. Dann ging sie los und verschwand an der nächsten Ecke. Ich dachte kurz daran, ihr hinterherzulaufen, hatte aber den Verdacht, dass sie dann nur wieder wegen meines angeblichen Fette-Mädchen-Helfersyndroms auf mir herumhacken würde, und dafür hatte ich keine Zeit. Löffel wartete.
    Ich joggte zur Schule zurück und fand ihn allein auf dem Parkplatz. Energisch schob ich jeden Gedanken an die Hexe und ihr Haus beiseite und konzentrierte mich auf das, was vor mir lag. Ich surfte immer noch auf einer gewaltigen Adrenalinwelle – warum nicht einfach abwarten, wohin sie mich trug? Löffel saß auf der Motorhaube eines Wagens.
    »Hey, Löffel.«
    »Hey, stell dir vor!« Er sprang von der Motorhaube. »Beyoncés Lieblingskosmetikartikel ist Wimperntusche, aber gegen Parfum ist sie

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