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Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Titel: Nur zu deinem Schutz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Ja, ja, ich weiß, wie kitschig das klingt, aber ich hätte sie den ganzen Tag küssen können, ohne dass es mir jemals langweilig geworden wäre. Schlimm, oder? Ich dachte daran, dass sie mich manchmal angesehen hatte, als wäre ich der einzige Mensch im Universum, und dann dachte ich daran, dass das Mädchen, das mich so verliebt angesehen hatte, einfach so, ohne auf Wiedersehen zu sagen, verschwunden war.
    Es ergab keinen Sinn.
    Denk nach, denk nach, ermahnte ich mich. Mir fiel ein, dass Ms Korty jung war – die jüngste Beratungslehrerin der Schule –, und das brachte mich auf eine Idee. Ich drehte mich wieder zu Löffel um. »Wer gehört zu den ältesten Beratungslehrern hier?«
    »Meinst du, wer von denen am längsten an der Schule ist oder wer am ältesten ist?«
    »Am ältesten.«
    »Warum willst du das wissen?«
    »Jetzt sag schon.«
    »Mr Betz«, antwortete Löffel, ohne zu zögern. »Er unterrichtet einen Shakespeare-Kurs und ist so alt, dass er ihm wahrscheinlich noch persönlich begegnet ist.«
    Ich hatte Mr Betz schon auf dem Flur gesehen. Er benutzte einen Gehstock und trug immer Anzug und Fliege. Vielleicht war er mein Mann. »Wo ist sein Büro?«
    »Warum?«
    »Zeig’s mir einfach, okay?«
    Als wir wieder draußen standen, deutete Löffel auf ein Büro am anderen Ende des Flurs. Auf dem Weg dorthin spähte ich in jedes Zimmer, an dem wir vorbeikamen, und hielt Ausschau nach Post-it-Zetteln auf den Bildschirmen. Nada. Auf Mr Betz’ Schreibtisch standen zwei auf antik getrimmte Globus-Buchstützen, ein dazu passender Stifthalter, in den sein Name eingraviert war, ein uralter Hefter und ein paar Auszeichnungen aus Plexiglas, die er für irgendetwas bekommen hatte.
    Ich setzte mich an den Tisch und schaltete den Computer ein. Es erschien dieselbe Aufforderung:
    BENUTZERNAME:
    PASSWORT:
    Löffel sah mich mit hochgezogenen Brauen an. »Was hast du erwartet?«
    Um ehrlich zu sein, genau das. Ich öffnete die Schublade zu meiner Rechten. Füller, Bleistifte, Büroklammern, eine Streichholzschachtel, eine Pfeife. Ich zog die mittlere Schublade auf und grinste. »Bingo.«
    »Was?«
    Normalerweise halte ich nichts von Verallgemeinerungen, aber Leute, die sich nicht besonders gut mit Computern auskennen, greifen nun mal gern auf altbewährte Hilfsmittel wie Notizzettel zurück, um sich Benutzernamen und Passwörter zu merken. Mr Betz hatte dazu ein Karteikärtchen verwendet, auf dem Folgendes stand:
    GLOBETHEATRE 1599
    Wenn das mal kein Passwort war …
    Löffel sagte: »Das Globe Theatre von Shakespeare wurde 1599 gebaut, ist am 29. Juni 1613 bei einem Brand zerstört worden, wurde 1614 wieder aufgebaut und 1642 geschlossen. 1997 ist ein moderner Nachbau des Theaters eröffnet worden.«
    Aha.
    Mr Betz hieß Richard mit Vornamen. Ich gab seine Mailadresse als Benutzernamen ein, dann GLOBETHEATRE 1599 als Passwort, drückte auf Return und wartete. Eine kleine sich drehende Sanduhr erschien, und eine Sekunde später stand auf dem Bildschirm:
    WILLKOMMEN, RICHARD!
    Löffel grinste und hielt mir die Hand hin. Ich klatschte sie ab. Anschließend klickte ich mich auf dem Schulserver bis zum Verzeichnis der Schülerakten durch und gab den Namen »Kent, Ashley« in die Suchmaske ein. Als Ashleys Foto angezeigt wurde – ich erinnerte mich noch gut, wie wir beide es am ersten Schultag für unsere Schülerausweise hatten machen lassen –, fühlte es sich an, als würde eine Hand in meine Brust greifen und mein Herz zusammendrücken.
    Löffel pfiff anerkennend durch die Zähne. »Okay. Jetzt verstehe ich, warum du sie finden willst.«
    In einem Bildlexikon, in dem Begriffe statt durch Worte durch Abbildungen dargestellt werden, hätte man ihr Porträtfoto perfekt für die Definition von »zurückhaltend« verwenden können. Sie sah sehr hübsch aus, sogar schön, aber vor allem spürte man ihre Schüchternheit und dass es ihr ein bisschen unangenehm war, sich fotografieren zu lassen. Als ich es betrachtete, war sie mir plötzlich so unglaublich nah, als würde sie mich direkt ansehen. Als würde sie nach mir rufen.
    In ihrer Akte stand nicht viel. Nur die Telefonnummer ihrer Eltern – Patrick und Catherine Kent – und Carmenta Terrace als Adresse. Ich kramte einen alten Kassenzettel aus meiner Hosentasche und borgte mir kurz Mr Betz’ Füller.
    »Achtung Fingerabdrücke.« Löffel deutete auf den Füller und die Tastatur.
    Ich runzelte die Stirn. »Warum sollte hier jemand nach Fingerabdrücken suchen?«
    »Man

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