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Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Titel: Nur zu deinem Schutz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Musicals. Genau wie mein Dad. Meine Mutter steht mehr auf Kampfsport, so was wie Cagefighting oder Kickboxen und so. Dad und ich schauen uns einmal im Monat ein Musical an. Magst du Musicals?«
    »Sicher«, sagte ich, immer noch auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit.
    »Das ist echt cool von meinem Dad. Dass er mich zu Musicals mitnimmt, meine ich. Mamma Mia haben wir uns dreimal angeschaut. Der absolute Wahnsinn. Also das Musical, nicht der Film. Ich weiß auch nicht, aber Pierce Brosnan singt, als hätte ihm jemand einen Pfeil in den Hals geschossen. Dad bekommt ermäßigte Tickets, weil er an der Schule arbeitet. Er ist hier Hausmeister. Aber frag ihn bloß nicht, ob er dich in den Mädchenumkleideraum lässt, okay? Ich habe ihn nämlich schon gefragt, und er meinte, keine Chance. Dad kann ganz schön streng sein, weißt du?«
    »Natürlich«, sagte ich.
    In der sogenannten Außenseiter-Ecke entdeckte ich einen fast leeren Tisch, an dem nur ein Mädchen saß. Meine undankbare Jungfrau in Nöten – Ema oder Emma. Ich wusste immer noch nicht, wie man ihren Namen aussprach.
    »Und? Kann ich jetzt dein Esel sein oder nicht?«
    »Ich komme auf dich zurück«, sagte ich unverbindlich.
    Dann eilte ich auf den Tisch zu und setzte mich neben Ema/Emma. Ihre Haare glänzten schuhcremeschwarz, sie hatte sich die Augen kohlschwarz umrandet und trug von Kopf bis Fuß Schwarz, nur ihre Haut war kalkweiß. Sie war ein Goth oder Emo oder wie immer man diesen Look jetzt nannte. Ihre Unterarme waren tätowiert. Ein Tattoo verschwand im Ärmel ihres Shirts, kroch aus dem Kragen wieder heraus und ringelte sich von dort um ihren Hals. Sie sah zu mir auf und machte ein Gesicht, als hätte ihr jemand die Faust ins Gesicht gerammt.
    »Na super«, sagte sie. »Da kommt der Mitleidshocker.«
    »Mitleidshocker?«
    »Denk mal drüber nach.«
    Das tat ich. Ich hatte das Wort noch nie gehört. »Ah, ich hab’s. Ich habe Mitleid mit dir, weil du allein sitzt, also setze ich mich zu dir.«
    Sie verdrehte die Augen. »Und ich dachte schon, du wärst eine dieser hirnamputierten Sportskanonen.«
    »Ich versuche, ein Renaissancemensch zu sein.«
    »Du machst also auch Geschichte bei Mrs Friedman, verstehe.« Sie sah sich suchend um und fragte dann: »Wo ist die höhere Tochter?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Ema/Emma schüttelte den Kopf. »Ganz schöner Abstieg, was? Erst sitzt du neben dem hübschen Püppchen und jetzt neben mir.«
    Ich wurde es allmählich leid, sie in Gedanken immer Ema/Emma zu nennen. »Wie heißt du eigentlich?«
    »Warum willst du das wissen?«
    »Ich habe gehört, wie dich ein Schüler Ema genannt hat, aber Mrs Owens nannte dich Emma.«
    Sie griff nach ihrer Gabel und stocherte in ihrem Essen herum. Erst jetzt fiel mir auf, dass sie gepiercte Augenbrauen hatte. Autsch. »Eigentlich heiße ich Emma, aber alle nennen mich Ema.«
    »Und wieso? Ich frag nur, weil ich wissen will, wie ich dich nennen soll.«
    »Ema«, presste sie widerwillig hervor.
    »Okay. Ema.«
    Sie schob ihr Essen auf dem Teller hin und her. »Und? Was machst du sonst so? Ich meine, wenn du nicht gerade das fette Mädchen rettest.«
    »Übertreibst du nicht ein bisschen?«
    »Findest du?«
    »Ich würde es nicht ganz so drastisch ausdrücken.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Vielleicht. Also, du bist neu hier, oder?«
    Ich nickte.
    »Woher kommst du?«
    »Wir sind ziemlich oft umgezogen«, sagte ich. »Und du?«
    Sie zog eine Grimasse. »Ich wohne schon immer hier.«
    »Scheint mir nicht der schlechteste Ort zu sein.«
    »Und mir scheint, als hättest du noch ein paar Anpassungsschwierigkeiten.«
    »Ich will mich nicht anpassen.«
    Ema schien meine Antwort zu gefallen. Ich nahm meinen Löffel vom Tablett, musste an, na ja … Löffel denken und schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Was?«, fragte Ema.
    »Nichts.«
    Es war ein seltsamer Gedanke, aber als mein Vater so alt gewesen war wie ich, hatte er in derselben Cafeteria gesessen und zu Mittag gegessen. Er war jung gewesen und hatte noch sein ganzes Leben vor sich gehabt. Ich schaute mich um und fragte mich, wo er sich hingesetzt und mit wem er sich unterhalten hätte, und ob er damals schon so viel gelächelt hatte wie zu der Zeit, als ich ihn kannte.
    Mir legte sich ein tonnenschweres Gewicht auf die Brust. Ich blinzelte und ließ den Löffel sinken.
    »Hey, alles okay?«, fragte Ema.
    »Alles bestens.«
    Ich dachte an das, was die Hexe gesagt hatte. Der Name passte perfekt zu ihr. Sie war wirklich eine

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