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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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den Kampf hinein. Dyra schrie auf und streckte die Hände nach ihrer Tochter aus.
    Nuramon stand auf und wollte dem Mädchen nachsetzen, doch der Schmerz peitschte durch seinen Körper. Er verkrampfte, taumelte nach vorn und fiel zu Boden.
    »Lyasani!«, schrie Bjoremul.
    Nuramon fluchte, dass er sich nicht die Zeit genommen hatte, Lyasani mit einem Zauber zu betäuben. Ihm stockte der Atem, als er sah, wie sie zwischen den Kriegern hindurch und auf der anderen Seite des Plateaus auf die Finsternis zulief. Dann schwanden ihm die Sinne dahin.
    Als Yendreds Großmutter fort war, lauschte er angestrengt auf den Gang hinaus. Nichts regte sich dort; und so huschte er aus seinem Zimmer. Er hatte belauscht, wie seine Großmutter seine Mutter geweckt hatte. Seine Schwester war entführt worden, so viel hatte er verstanden. Mehr jedoch hatten sie ihm nicht darüber sagen wollen. Nun hatte er sich angezogen und war bereit, sich nach unten zu schleichen, um sich die Antworten, die man ihm verwehrte, auf eigene Faust zu besorgen.
    Kaum war er auf dem Gang, öffnete sich Gaerigars Tür. Yendred presste sich eng an die Wand, aber sein Bruder entdeckte ihn dennoch. »Geh schlafen, Kleiner«, sagte er, und Yendred sah, dass Gaerigar seine Lederrüstung und das Kurzschwert trug. Das Schwert, von dem niemand etwas wissen durfte. Es stammte aus der Ausrüstungskammer der Ilvaru, ein leicht gekrümmtes Kurzschwert, das die Waffenschmiede nach den Anweisungen ihres Vaters geschaffen hatten. Er hatte ihnen erzählt, dass er einst als Bote der Elfenkönigin Emerelle eine solche Klinge getragen hatte.
    Gaerigar kam zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Hör mir gut zu, Yendred: Du sagst niemandem, dass du mich gesehen hast!«
    Yendred nickte. »Was hast du vor?«, flüsterte er.
    »Nerimee suchen«, antwortete sein Bruder mit entschlossener Stimme. »Was sonst? Und nun geh wieder ins Bett. Vielleicht ist Nerimee morgen früh schon wieder bei uns.«
    Weil Yendred wusste, dass Widerspruch zwecklos war, kehrte er in sein Zimmer zurück und presste erneut sein Ohr an die Tür. Kaum waren Gaerigars Schritte verklungen, huschte er wieder hinaus und schlich in Cerens Zimmer.
    Wie so oft in den letzten Monaten machte er Feuer im Kamin, legte den weißen Stein in die Flammen, und kurz darauf war die Geisterfrau an seiner Seite. »Dich bedrückt etwas«, sagte sie anstelle einer Begrüßung.
    »Nerimee wurde entführt«, sagte er.
    Sie starrte ihn nur an, ohne dass sich auch nur ein Hauch von Überraschung, Trauer oder Mitgefühl in ihrer Miene zeigte. »Tut es dir nicht leid?«, fragte sie.
    Sie hatte ihn ertappt. Gerade hatte er sich gewundert, dass sie keine Gefühle zeigte, und darüber hatte er vergessen, dass es ihm ebenso erging. »Ich habe keine Angst um Nerimee«, sagte er. »Das hast du mir doch beigebracht. Mich nicht um andere zu sorgen. Zu vergessen, dass etwas Schlimmes geschehen könnte.«
    »Das tat ich, um dir die Angst um deinen Vater zu nehmen.«
    Er nickte. »Aber Nerimee ist bald genauso stark wie Vater.«
    Ceren lächelte und strich ihm mit ihrer hohlen Hand durch das Gesicht. Yendred spürte den magischen Hauch seiner Lehrmeisterin. »Deine Zuversicht wird dich stark machen, Yendred«, sagte sie. »Bleibe auf diesem Pfad, und dir steht Großes bevor.«
    Als Nuramon wieder zu sich kam, war es still um ihn. Die Zauberpforte, die aus der Lichtinsel herausgeragt hatte, war verschwunden. Offenbar hatten Bjoremul und Jasgur die Feinde so lange aufgehalten, bis sein Torzauber von allein verklungen war. All das Blut auf dem leuchtenden Boden des Plateaus war das letzte Zeugnis des Kampfes, der hier stattgefunden hatte. Jasgur half ihm sich aufzusetzen.
    Nuramons Blick traf auf Dyra, die zitternd vor Bjoremul stand, die Hände von dessen Schultern löste, die Fäuste ballte und ihm wieder und wieder gegen die Brust schlug. Ihr ganzer Körper bebte, und schließlich ließ sie sich gegen Bjoremul sinken, und er schloss sie in seine Arme.
    Lyasani lag neben ihren Eltern am Boden, am Rande des Lichtplateaus.
    »Ist sie tot?«, fragte Nuramon Jasgur leise.
    »Sie lebt«, sagte Jasgur und hielt sich das verwundete Bein. »Bjoremul hat sie gerade noch festhalten können. Und nun schläft sie.«
    »Hilf mir auf die Beine«, sagte Nuramon. Er stützte sich an Jasgur, stand auf und atmete die kühle Luft tief ein. Dann wartete er, bis ihm nicht mehr schwindelig war, und ging zu Bjoremul und Dyra hinüber. Hier kniete er sich vor

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