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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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Lyasani nieder und blickte auf das blutverkrustete Gesicht des Mädchens hinab. Dann legte er die Hände auf die Stirn des Kindes und sandte ihr einen Zauber, der den Schmerz betäuben würde.
    »Wird sie sehen können? Und sprechen?«, fragte Dyra, doch Nura mon hatte keine Antwort für sie. Als der Betäubungszauber wirkte, nutzte er die magischen Steine, die er bei sich trug. Einen davon gab er Dyra. »Bewahre ihn auf, falls mich die Kräfte noch einmal verlassen«, sagte er.
    Dyra nickte, nahm den grünen Edelstein und drückte ihn an ihre Brust.
    Nuramon lächelte sie an, dann wandte er sich wieder dem Mädchen zu. Gewiss eine halbe Stunde nagte der Heilzauber an seinen Kräften, und ohne die unterstützende Macht aus den magischen Steinen hätte er wohl erneut das Bewusstsein verloren. Schließlich ließ er sich von Bjoremul seinen Wasserschlauch reichen und wusch die Blutkruste vorsichtig von Lyasanis Gesicht. Von der schweren Verletzung war nur eine breite Narbe geblieben, die über dem linken Auge begann und sich über das Nasenbein bis über den rechten Mundwinkel zog.
    »Unfassbar!«, flüsterte Dyra.
    Nuramon zeichnete die Narbe wieder und wieder mit den Fingern nach. Die Haut des Mädchens glättete sich, doch die Narbe war noch immer breit und blass. Aber mit jeder Fahrt seiner Finger das Gesicht entlang wurde sie schmaler und schmaler. Schließlich vermochte sein Zauber nichts mehr auszurichten, und eine klare blasse Linie blieb auf der braunen Haut des Mädchens zurück. Es war ein Makel in einem ehemals makellosen Kindergesicht. Und doch war es nichts gemessen am Tod, dem sie so nahe gewesen war.
    Mit der Morgendämmerung betrat Gaerigar den Speicher des alten Turms am Fuße der Klippen. Seine Freunde warteten bereits, und es waren mehr von ihnen gekommen, als er erwartet hatte: etwa dreißig Jungen und Mädchen im Alter zwischen zwölf und sechzehn.
    »Wir haben es gehört«, sagte Merro und zog sich die blaue Haube der jungen Seekrieger vom Kopf. »Du weißt, dass du dich auf uns verlassen kannst.«
    Gaerigar nickte, dann wanderte sein Blick zu Lynna. Sie war ein hübsches Mädchen und machte ihm schon seit langem schöne Augen, doch diesmal las er nichts als aufrichtiges Mitleid in ihren Zügen.
    Er blieb am Fenster stehen und schaute die Klippenstraße entlang. »Es reicht«, sagte er dann und ließ den Blick an seinen Freunden entlanggleiten. »Unsere Eltern und Mentoren halten uns für Kinder, aber sie vergessen eins: Uns gehört die Zukunft. Wir lernen bereits ihr Handwerk, und sie merken gar nicht, dass wir sie in vielem übertreffen.« Er wies auf Merro. »Du hast deinen Schwertfürsten schon oft im Kampf besiegt, und dennoch bist du für ihn kaum mehr als ein Laufbursche.«
    Merro nickte, und Gaerigar wandte sich an Lynna. »Und du schreibst schon seit Jahren schneller als dein Mentor und sprichst zwei Sprachen mehr als er.«
    Auch Lynna nickte.
    »Und deshalb sage ich euch, dass wir viel eher in der Lage sind, meine Schwester zu finden als die Stadtgarde oder die Krieger meines Großvaters.«
    Belru, ein Bote im Jasborer Haus des Grafen Marugir von Byrnjas, sah ihn zweifelnd an. »Ist das nicht zu groß für uns?«, fragte er.
    Gaerigar schüttelte entschlossen den Kopf. »Ist es nicht. Einen Stadtgardisten erkennt man sofort und wird vorsichtig. Aber wer beachtet uns denn schon? Ich sage: Beweisen wir, wozu wir fähig sind! Wenn die Kerle noch in der Stadt sind, werden wir sie finden.«
    In der Sonne des nächsten Morgens saß Nuramon neben Jasgur am Lagerfeuer in der Mitte der Festung Elfengrat. Er löffelte Suppe aus einer kleinen Schüssel und schaute von Waragir, der mit den übrigen Ilvaru im Gras saß, hinüber zum Badehaus. Durch die geöffnete Doppeltür konnte er Bjoremul und Dyra sehen, die ihre Tochter abtrockneten. »Ich war leichtsinnig«, sagte er und wandte sich an Jasgur. »Wäre ich nicht wieder aufgewacht, wäret ihr auf den Pfaden umgekommen.«
    »Der Gedanke ist mir ein- oder zweimal gekommen«, erklärte Jasgur lächelnd. »Aber viel schlimmer finde ich, dass die Varmulier nun von dem Albenstern wissen. Auf dem Weg kommen wir nicht mehr nach Varlbyra. Vielleicht gibt es noch andere Albensterne, die günstig liegen.« Jasgur starrte ihn mit einem herausfordernden Lächeln an.
    Nuramon winkte ab. »Wir sollten uns nicht auf ein Feld wagen, das vielen von uns den Tod bringt«, sagte er.
    Jasgur seufzte leise. »Irgendwann wirst du einsehen, dass ein Angriff auf Varmul

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