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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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über die Grenzen Yannadyrs hinauszugehen. Mit der Eroberung der Heilquelle im Schlangenforst bei Urijas und dem Tod des Schwertfürsten Ralorno würden es die Feinde schwer haben, sich westlich des Ruljas zu halten. Es mochte sein, dass die Siege der vergangenen Tage und Wochen das Fürstentum für lange Zeit sicher machten. Nach mehr wollte Nuramon nicht streben.
    Der Albenstern, auf dessen Lichtinsel sie warteten, führte draußen in der Welt in eine Heldenkammer der Cardugar. Bjoremul hatte es ihnen gesagt, nachdem er die von innen verriegelte Tür der Kammer geöffnet und sich umgesehen hatte. Dann war er aufgebrochen, um seine Frau und sein Kind zu holen. Auch Nuramon hatte den Raum drüben in der Welt, durch den Bjoremul verschwunden war, von Wand zu Wand betrachtet. In der großen Nische lag kein Sarg, in den kleineren lagen Rüstungen und Waffen, Edelsteine und Goldmünzen.
    »Ich weiß es«, sagte Jasgur und schlug sich mit der Faust in die Hand. »Da draußen war ein Albenkind begraben, und andere Alben kinder haben es dann über die Pfade geholt.«
    Nuramon nickte. Er hielt es durchaus für möglich, dass Albenkinder den Toten geholt hatten. Aber nur über Umwege. Da keiner der Pfade in die Höhe ragte, hatte auch keiner von ihnen je nach Albenmark geführt. »Warum aber sollten die Cardugar einen Helden aus Albenmark verschweigen?«, fragte Nuramon.
    »Vielleicht haben sie ihn gar nicht verschwiegen. Varlbyra ist eine alte Stadt. Und manche Beinamen der alten Helden laden schon zum Träumen ein. Beinamen wie der Seher, das Geisterkind oder der Unsichtbare .«
    »Oder aber der Elfengeborene «, sagte Nuramon und dachte an die Vorfahren der Alvarudorer. »Möglich ist es.« Er erhob sich. »Ich möchte mir die Gegenstände in den Nischen genauer ansehen.«
    Nuramon öffnete das Tor in die Welt und schritt mit Jasgur hindurch. Während der Herzog die Tür der Totenkammer im Auge behielt, betrachtete Nuramon die Gegenstände. Eine Metallrüstung fiel ihm sofort ins Auge, weil sie breiter und kürzer war als die eines gewöhnlichen Menschenkriegers. »Siehst du die ungeheuer feine Schmiedearbeit des Schuppenpanzers?«, fragte er Jasgur. »Diese Rüstung gehörte einem Zwerg.«
    Jasgur grinste. Er hatte recht: Hier war ein Albenkind begraben gewesen.
    Die Waffen – Schwerter, Beile und Kriegshämmer – waren Menschenwaffen, die Goldmünzen stammten aus dem frühen Varmul und zeigten das Wappen des Hauses Cardugar. Die Edelsteine variierten im Wert. Als er einen Kieselstein dazwischen fand, wurde er misstrauisch. Er nahm den ovalen Stein, der nicht dicker war als zwei Finger. Und da spürte er es: einen winzigen Rest von Magie. Womöglich stammte er sogar aus Albenmark. Dieser Kiesel war das, was er nun brauchte, und so holte er seinen Beutel vom Gürtel und schob den Stein und auch die anderen zu jenen, die sich in magischen Quellen voller Magie gesogen hatten und ihm in schwachen Stunden Zauberkraft spenden sollten.
    »Ich glaub es nicht«, flüsterte Jasgur. »Nuramon der Grabräuber!«
    »Kein Grab ohne Leichnam«, erwiderte er seinem Gefährten leise.
    »Nützen diese Steine dir denn?«, fragte der Herzog.
    »Das möchte ich herausfinden, aber nicht hier.«
    So kehrten sie auf die Albenpfade zurück, aßen und tranken, schauten in die Finsternis hinaus und warteten auf Bjoremul und dessen Familie.
    »Ich frage mich immer, was da draußen ist«, sagte Jasgur. »Das Nichts?«
    »Nein«, sagte Nuramon. »Dort ist Nebel, und es heißt, dort würden Geister umherschwirren.«
    »Ein Krieger soll einmal mit Absicht dort hinabgesprungen sein«, sagte Jasgur.
    »Das stimmt«, entgegnete Nuramon. »Vor zwei Jahren. Er fürchtete sich so sehr vor der Schlacht, dass er den Tod im scheinbaren Nichts suchte. Er hatte schon einmal in einer Schlacht gekämpft und wollte diese Erfahrung um nichts in der Welt wiederholen.«
    »Hatte er Familie?«
    Nuramon nickte. »Als ich ihnen erzählte, was geschehen war, merkte ich, dass ich ein recht passabler Lügner geworden bin.«
    Jasgur seufzte. »Das kenne ich. Du nimmst dir vor, immer aufrichtig und ehrlich zu sein, und dann, wenn du immer wieder erlebt hast, wie viel Schmerz es anderen zufügt, verbiegst du doch die Wahrheit.«
    »Das stimmt«, sagte Nuramon. »Ich erzählte den Eltern, dass er sofort tot war und seine Seele in die Welt zurückfinden würde. Aber ich verschwieg, dass man mir wieder und wieder erzählte, dass da draußen im Tod die ewige Seelenqual wartet.

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