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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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zitterte, während die Macht seines Gegenübers stärker und stärker wurde. Nuramons Finger verkrampften, und der Schmerz zog sich seine Arme herauf bis in die Stirn. Er wusste nicht, ob er noch dagegenhielt oder der Schmerz bereits nichts anderes war als die feindliche Magie, die von ihm Besitz ergriff.
    Da vernahm Nuramon, dass sich der Kraftschrei seines Gegners veränderte und in einen Schmerzensschrei mündete. Das magische Licht verging, und Nuramon sah den Zauberer, der mit verzerrter Miene auf seine Hände starrte, an denen die Ringe vor Hitze glühten. Der Magier verharrte einen Moment, dann streifte er sich schreiend die Kleinodien eines nach dem anderen von den Fingern.
    Nuramon sprang vor, und seine Ilvaru, welche die anderen Ringträger bezwungen hatten, schlossen einen Kreis um den Anführer. Als der Mann alle Ringe gelöst hatte, versuchte er fortzulaufen, doch Loramu packte ihn am Arm und warf ihn zu Boden.
    Nuramon drehte ihn mit dem Fuß auf den Rücken.
    »Ist er es denn?«, fragte Loramu, während um sie herum die Feinde das Weite suchten.
    Nuramon wusste, dass dies nicht Tarsun war. Dies war nicht der große Magier, der die Ringe mit mächtigen Zaubern belegt hatte. »Wer bist du?«, fragte er ihn.
    »Salru«, antwortete der Varmulier.
    Nuramon hatte den Namen noch nie gehört. »Fesselt ihn«, befahl er seinen Leuten. »Und schafft ihn in die Festung.«
    Nuramon blickte dem Krieger und Ringzauberer nach. Dann atmete er tief aus. Sein Zorn schwand nur langsam. Die verbündeten Kriegsscharen zogen an ihnen vorbei, und auch Bjoremuls Reiter rückten nun vor. Ohne die Zauberer war es nur eine Frage der Zeit, ehe Ralenyl fiel.
    Während die Ilvaru sich für den nächsten Kampf bereit machten, sammelte Nuramon Salrus Ringe ein, musterte sie und musste sich eingestehen, dass König Mirugils Hofmagier ein guter Handwerker war. Er wog die Ringe des Anführers und jene, die Loramu ihm reichte, in den Händen. »Zwanzig Ringe«, sagte er zu ihr, »und keiner von ihnen ist so mächtig wie jene, die die Meuchelmörder in Jasbor führten.«
    »Heißt das, Tarsun geht die Macht aus?«, fragte die Schwertfürstin.
    Nuramon schüttelte den Kopf. »Es bedeutet, dass wir ihn gezwungen haben, seine Macht aufzuteilen. Bei einem Meuchelmord kann man all seine Macht in einige wenige Artefakte legen. Im Krieg gegen uns muss er seine Kraft streuen, damit sie überall dort ist, wo wir über die Albenpfade hingelangen können.«
    Zwei Stunden später öffneten die Stadtältesten von Ralenyl die Tore und ließen Bjoremul einreiten. Der Wyrenar hatte sich trotz vieler Bedenken bereit erklärt, mit den Stadtbewohnern zu verhandeln. Mit Einbruch der Dämmerung beugten die Ralenyler sich der Macht Borugars. Die letzte Hauptstadt des untergegangenen Königreichs Nylindor gehörte wieder einem yannadrischen Herrscher.
    An diesem verregneten Herbstmorgen blickte Nerimee durch ein Fenster in der Bibliothek in den Park hinaus und sah Lyasani und Yendred im Schatten der Ceren sitzen und lächelnd in die Krone der Birkeneiche schauen. Der Anblick beruhigte sie. Dyras Selbstmord lag nun fast neun Wochen zurück, und es schmerzte zu sehen, was Dyra ihrer Tochter Lyasani angetan hatte. Das Mädchen suchte nun die Schuld am Tod der Mutter bei sich selbst. Nerimee und Jaswyra hatten alles getan, um das Kind zu trösten, doch erst Bjoremul war es gelungen, ihr den Lebenswillen wiederzugeben. Als Borugar ihn zurück in den Krieg gerufen hatte, war es Yendred gewesen, der sich ihrer angenommen hatte. Es war schön zu sehen, wie ihr Bruder in dieser Aufgabe aufging.
    Mit einem Lächeln wandte sie sich vom Fenster ab und ging zu den drei Leibgardisten, die in der Eingangshalle auf sie warteten. Gerne hätte sie Helgura an ihrer Seite gehabt, doch die Leibwächterin, die Nylma in deren Abwesenheit als Anführerin der Palastwache vertrat, wollte den Weg, den Nerimee nun beschritt, nicht mitgehen: zum Haus, in dem sie beide vor drei Jahren so viel Leid erfahren hatten und in das sie nicht hatten zurückkehren wollen. Helgura blieb ihrem Entschluss treu, Nerimee aber ließ sich von den drei Wachen zu jenem Haus führen, das nun der Stadtgarde gehörte und in dem Helerur auf ihren Wunsch hin gefangen gehalten wurde.
    Sie kehrte mit den drei Leibwächtern in das breite Steinhaus ein und ließ sich von einem überraschten Stadtgardisten zu dem Ort hinabführen, an dem sie zum ersten Mal in ihrem Leben echte Gewalt erfahren hatte. Und sie war

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