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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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Entscheidung.«
    »Dann sage ich nein. Nicht jetzt. Beim nächsten Mal.«
    Nuramon blickte ihn verwundert an. Vermutlich hatte er erwartet, dass Gaerigar toben würde. Doch ihm war etwas eingefallen, das seine Mutter ihm einst erzählt hatte. »Eine letzte Frage, Vater«, sagte er leise. »Wie willst du begründen, dass du die Söhne und Töchter all der anderen Familien in den Kampf schickst, nur deinen eigenen Sohn nicht?« Er lächelte seinen Vater herausfordernd an.
    Sein Vater starrte ihm in die Augen, ohne die Miene zu verziehen. Dann aber schmunzelte er und sagte: »Ich habe auf den Tag gewartet, an dem du meine alten Reden gegen mich wendest.«
    Seine Mutter hatte ihm erzählt, dass sein Vater sie damals mit ähnlichen Worten überzeugt hatte, dass er als Krieger nicht zurückstehen durfte. »Wenn andere in den Kampf ziehen und ich hierbleiben muss, werden sie mich nie als Fürsten respektieren«, sagte er. »Wenn du mich zurücklässt, habe ich die Krone nicht verdient.«
    Er sah, wie sein Vater überlegte und schließlich den Kopf senkte. Als er wieder aufschaute und zu einer Antwort ansetzte, hielt Gaerigar den Atem an. »Du wirst immer in der Nähe deines Großvaters sein«, sagte Nuramon. »In der Nähe von Nylma und Yargir. Mehr kann ich dir nicht bieten. Aber versprich mir eines …«
    Gaerigar traute seinen Ohren kaum. Hatte er seinen Vater gerade tatsächlich überzeugt? »Ich werde vorsichtig sein«, sagte er und bemühte sich, sein Triumphgefühl zu verbergen.
    »Nein, Junge«, sagte Nuramon. »Vorsicht in der Schlacht mündet in den Tod. Sei aufmerksam, schnell und geschickt. Vorsichtig solltest du zwischen den Kämpfen sein. Und nun geh zu deinem Großvater und lausche dem Kriegsrat.«
    Gaerigar nickte, dann stieß er einen Freudenschrei aus und lief den Weg in die Stadt zurück. Seine Leibwächter hatten Mühe, ihm zu folgen. Aber das war ihm gleichgültig.
    Orakelblick
    Als Jasgur an der Seite seines Herrn die gewundene Straße zur Festung von Weramul hinaufstürmte, hörte er die Schreie der Feinde. »Jasgur! Jasgur ist gekommen!«, riefen sie. Vor zweiundzwanzig Jahren hatten sie die Stadt schon einmal erobert. Es war ein Triumph gewesen – bis Fürst Yarro sie abberufen und anderen Feldherren die Anerkennung und die Beute überlassen hatte. Nun war Borugar seit vielen Jahren Fürst, und niemand würde ihnen den Ruhm stehlen.
    Als Jasgur nach zwei Stunden des Kampfes auf den Stufen des Palastes stand und die Stadtältesten gefesselt neben ihm als Gefangene knieten, fühlte er sich am Ziel seines Lebens. Er hatte sich das zurückerobert, was man ihm und seinem Herrn einst genommen hatte. Nun erst kam der Schmerz. Sein Schwertarm war taub und hing herab. Aber das war der Preis für diesen Triumph.
    Bjoremul blickte in die ungläubigen Augen des Grafen von Norlwyr. Die Stadt war gewonnen und damit eine der größten Siedlungen im Westen Varmuls. Der Kampf hatte ihm gezeigt, dass er noch Gefühle für seine alte Heimat hegte, doch der Hass, der ihm entgegengeschlagen war, erinnerte ihn daran, dass es kein Zurück mehr gab. Er war nun ein Yannadrier.
    An diesem Tag erreichte Bjoremul auf der breiten Treppe zum Empfangssaal des Grafen eine Botschaft aus dem Westen. Yurna brachte sie ihm persönlich. »Von Jaswyra«, sagte sie leise und wich seinem Blick aus. Er las den Brief und las ihn noch einmal. Nachdem er ihn ein drittes Mal durchgegangen war, setzte er sich auf die Stufen und starrte Yurna ungläubig an. Seine Frau Dyra hatte sich das Leben genommen. Sie hatte sich im Garten des Palastes von den Klippen gestürzt.
    Seit Waragirs Tod war Loramu Nuramons zweite Schwertfürstin. Da sie auch seine Schwertschwester war, wich sie selten von seiner Seite und kannte ihn gut. Doch sie hatte den Alvaru noch nie so beeindruckt gesehen. Vor ihnen spannte sich grüner Dunst zwischen den Bäumen und umfing ein Dutzend regungslose Männerkörper. »Sie schlafen«, sagte Nuramon. »Eine Weile im Zauberschlaf, und sie können die Magie in den Ringen entfesseln.« Er schaute verächtlich unter den Männern umher. »Das ist sein Werk«, sagte er, und Loramu wusste, wen er meinte. Er sprach seit Tagen von nichts anderem als dem varmulischen Zauberer, der die magischen Ringe geschaffen hatte.
    An der Quelle, um welche die Varmulier in den Schlaf gesunken waren, lag ein schwarzer Stein am Boden. Kaum hatte Nuramon ihn aufgehoben, erwachten die Männer. Sie waren verwirrt und schauten mit verständnislosen

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