Nuramon
unter der Führung Bjoremuls und Gaerigars in die Festung einzog.
»Mit dieser Stadt hat einst der letzte König von Nylindor alles verloren«, sagte Borugar und schüttelte den Kopf. Nuramon wusste aus Erzählungen, dass mit dem Fall von Ralenyl der Untergang von Nylindor begonnen hatte. Borugar schwärmte oft von alten Zeiten, als seine Ahnen über das nun eroberte Land zwischen dem Arljas und dem Ruljas und ebenso über die Fürstentümer Yannadyr, Gaerulsar und Nyrawur geherrscht hatten. »Für meine Ahnen ist dies ein Ort der Niederlage«, sagte der Fürst.
»Wir werden das ändern, Herr«, sagte Yargir.
Borugar nickte, blickte dann zu der feindlichen Streitmacht vor der Stadt hinüber und wandte sich schließlich an Nuramon. »Du und die Ilvaru übernehmen die linke Seite, Bjoremul wartet an deiner offenen Flanke mit der zweiten Reiterschar auf meinen Befehl.«
Nuramon nickte. Bjoremul erst einmal zurückzuhalten, war die richtige Entscheidung. Seit Dyras Selbstmord und Borugars Befehl, sich der Armee nach einem kurzen Aufenthalt in Jasbor wieder anzuschließen und damit Lyasani in ihrer Trauer zurückzulassen, war Bjoremul nicht mehr derselbe. Er war launisch, oft in Gedanken versunken und befolgte Befehle zwar, seine Taten wuchsen aber nicht länger über das hinaus, was man von einem Anführer erwarten durfte. Dennoch konnte er als Schwertfürst oder Feldherr noch immer eine Schlacht entscheiden. Und sein Einfluss auf jene Varmulier, die sich in den Wirren des Krieges von König Mirugil losgesagt hatten, war enorm. Inzwischen hatte er den Befehl über fünfhundert Krieger.
Am Nachmittag ließ Borugar endlich zum Angriff trommeln. Während des ersten Pfeilhagels beider Heere schwärmten die Reiter scharen bereits auf beiden Seiten hin und her und hielten nach einem guten Augenblick zum Angriff Ausschau. Als die Feldherren aus Ost-Yannadyr ihre Reiter als Erste in die Schlacht führten, stellten die varmulischen Schützen den Pfeilhagel ein und zogen sich hinter die Streitmacht zurück. Die jungen Krieger aus Ost-Yannadyr strebten dem feindlichen Hauptheer entgegen, doch die varmulische Reiterei schnitt ihnen kurz davor den Weg ab. So begann mitten auf dem Feld eine Reiterschlacht.
Borugar gab den Befehl zum Angriff, und Nuramon lief mit Schwert und Schild an Loramus Seite voran; seine Ilvaru folgten ihm mit Gebrüll. Ganze Kriegsscharen bemühten sich, den Ilvaru zu entgehen, und wenn sie doch aufeinandertrafen, wichen die Männer Nuramon aus, um es mit einem seiner Kampfgefährten aufzunehmen. Die Erzählungen von den zurückliegenden Schlachten hatten offenbar auch unter diesen Kriegern die Runde gemacht.
Nuramon erblickte die Ringzauberer – und einen Mann im Hintergrund, der die Arme hob und an dessen Fingern je zwei Ringe waren. Wenn er die Magie fließen ließ, schoss das Licht in einem breiten Strahl durch die Luft und streckte seine Opfer nieder.
Die Ringzauberer schauten in Nuramons Richtung, und schon schossen die Lichtpfeile ihm und seinen Gefährten entgegen. Loramu war an seiner Seite und riss ihren Schild hoch. Er und die Gefährten neben ihm taten es ihr gleich und fingen die Zauber ab. Wer den Weg zwischen den beiden Scharen nicht schnell genug räumte, ging benommen, schreiend oder tot zu Boden.
Als Nuramon und seine Gefährten die Garde der Zauberer erreichten, öffnete sich die feindliche Schlachtreihe erneut, und Lichtstrahlen kamen durch die Lücke geschossen. Nuramon fing einen der Zauber mit seinem Schild ab. Ehe dessen Kraft versiegte, zauberte er mit seiner eigenen Macht einen unsichtbaren Schild.
Tarsun hatte dazugelernt. Die Zauber, die der Hofmagier des Königs in seine Ringe bannte, prallten nicht mehr von Nuramons magischer Wand ab, sondern nagten an ihr. Dennoch erkannte er, dass der Zauberer mit den zwei Ringen nicht Tarsun selbst war. Dieser Mann dort war kein großer Magier. Er trug nur die machtvollsten Ringe auf dem Schlachtfeld. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Während Nuramons Gefährten die Ringzauberer rund um deren Anführer in einen Kampf verwickelten, hielt dieser die Finger gespreizt und sandte einen steten Lichtstrahl gegen Nuramons unsichtbare Wand. Deren Macht zerrann Nuramon unter den Händen wie Wasser. Als sein Zauber brach, hielt Loramu ihren Schild schützend vor ihn und stemmte sich gegen die Macht des feindlichen Magiers. Nuramon entlastete ihren Schild mit seiner eigenen Magie, dann trat er langsam aus der Deckung hervor. Seine Hand
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