Nuramon
Nuramon, dass es nicht Loramu war, sondern Weraula, eine seiner fähigsten Kriegerinnen. Sie schaute Rayagor mit aufgerissenen Augen an, zitterte, stach mit dem Schwert zu und erwischte ihn am Arm, doch der Krieger schien die Schmerzen nicht zu spüren.
Nuramon sprang vor und stieß Rayagor das Schwert in den Oberschenkel. Der breitschultrige Krieger erhob seine Stimme zu einem rauen Lachen. Grüner Speichel drang aus seinem Mund. Er musste irgendetwas gekaut haben, das ihm die Schmerzen nahm, vielleicht sogar den Verstand benebelte. Der Wyrenar bohrte den Dorn tiefer in Weraulas Leib, trieb ihn vor und riss ihn zurück. »Das ist meine Rache, Alvaru!«, brüllte er.
Nuramon wich dem Hieb einer Palastwache aus, und nachdem er dem Mann das Schwert in die Brust gestoßen und wieder entrissen hatte, hob er die Klinge und schlug mit aller Macht zu. Die Schneide drang in Rayagors Hals und riss eine tiefe Wunde. Erst jetzt ließ der groß gewachsene Krieger den Schaft seiner Waffe los und beugte sich hinab, als wollte er das Blut, das ihm aus dem Hals lief, mit den Händen auffangen. Nuramon hingegen fing Weraula auf und wehrte einhändig den Angriff eines Gardisten ab. Dann war Loramu bei ihm und stellte sich schützend vor ihn.
Weraula hustete und blinzelte. Sie rang gurgelnd nach Luft, schaute Nuramon an und schüttelte den Kopf. Dann packte sie den Kriegshammer, riss sich den Dorn aus dem Körper und sank in Nuramons Armen zusammen. Sofort versuchte Nuramon, sie mit einem Zauber zu heilen, doch ganz gleich, wie viel Magie er ihr entgegenschob, sie durchdrang die junge Frau, ohne etwas zu bewirken.
Rayagor kniete neben ihm und fuhr mit den Händen durch die Blutlache. »Meine Rache, Alvaru!«, sagte er.
Loramu versetzte ihm einen Tritt. »Halt’s Maul!«, brüllte sie, doch er lachte nur.
Da überkam Nuramon der Zorn. Er sprang auf, ließ die Klinge niederfahren und schnitt Rayagor mit einem einzigen Hieb den Kopf ab.
Die Schreie seines Vaters ließen Gaerigar zurückschauen. Ein Blitz, zehn Schritte von ihm entfernt, zeigte ihm, wo Nuramon war. Das war kein Schmerzklagen, sondern ein Geschrei in wilder Wut.
Schon wandte sich Gaerigar wieder um. Sein Großvater kämpfte am Fuße der Treppe zum Thron gegen König Mirugil. Gaerigar hatte gerade den Schild seines Vaters an seinen Großvater weitergereicht, nachdem der Fürstenschild geborsten war. Während Nylma und Yargir Borugar nach links und rechts sicherten, hielt Gaerigar ihm mit einigen seiner Merelbyrer den Rücken frei. Hier konnte er all die Gefährten rächen, die es dahingerafft hatte. Und hier war der Ort, an dem die Schuld am Schicksal seiner Mutter lag.
Ein neuer Angreifer in sandfarbener Tuchrüstung und mit einem leichten Krummsäbel bewaffnet, stellte Gaerigar vor Schwierigkeiten. Er parierte nicht nur seine Angriffe, sondern wich auch den Attacken seiner Gefährten leichtfüßig aus.
Da kam ein Schatten von links, und der Kampfgefährte neben Gaerigar schrie auf. Ein gekrümmter Dolch steckte schräg ihn seiner Brust.
Links vor ihnen stand einige Schritt entfernt ein Wyrenar in dunkelgrauer Tuchrüstung und holte mit einem zweiten Dolch aus. Gae rigar hob den Schild eines Gefallenen auf und fing die Waffe damit ab.
Ein Schmerz schoss ihm in die Schulter. Der Krieger in der dunklen Tuchrüstung hatte ihn abgelenkt, der in der hellen hatte ihn nun getroffen.
Gaerigar riss sich von der Klinge los und hob das Schwert. Da traf ihn etwas in der Brust und brachte seine Bewegung zum Stocken. Er schaute hinab. Sein Kinn berührte die Schneide eines Wurfdolches.
Der sandfarbene Krieger hob den Krummsäbel beidhändig empor. Er grinste, blinzelte und würde die Klinge gleich senken.
Gaerigar wollte sich bewegen, aber sein Körper gehorchte ihm nicht. Ihm wurde schwarz vor Augen, doch der Schmerz blieb aus. Der Kampflärm schwoll an, und als er seinen Namen hörte, riss er die Augen auf. Er lag am Boden, und Nylma und Yargir waren über ihm. Jede Waffe, die sich gegen ihn wandte, fingen sie mit ihren Klingen oder ihren Schilden auf. Er wandte den Kopf und schaute direkt in die starren Augen des Kriegers, der ihn getroffen hatte. Blut rann aus dessen Mundwinkel; das Gesicht ruhte auf der eigenen Klinge.
»Es sind zu viele«, rief Nylma.
Gaerigar schaute gerade zu ihr auf, da traf sie ein Hieb an der Schulter und ließ sie aufschreien. Er biss sich auf die Lippen, riss sich den Dolch aus dem Leib und warf ihn einem herannahenden Feind entgegen. Die
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