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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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der Entscheidung war gekommen.

Der Saal der Helden

    Die Torflügel schwangen dampfend auf. Nuramon rückte an der Seite seiner Gefährten vorsichtig vor. Am anderen Ende des weiten Saales standen ihre Feinde. Die Treppe zum Thron, die sich über die ganze Breite des Raumes zog, war voller Krieger. Mit einem schnellen Blick schaute Nuramon sich um und erfasste die Lage: Die Tore zur Linken und Rechten waren verriegelt; es waren weder Bogenschützen noch Magier da, und es gab keine Nischen, in denen sie sich hätten verstecken können. Es gab nur die Kriegsschar, die am Ende des Saales auf sie wartete.
    Zwischen ihnen und den Feinden erstreckte sich ein Mosaik am Boden. Bjoremul hatte tatsächlich recht: Die Steinplatten bildeten eine Karte Varmuls und der umliegenden Fürstentümer, eine Karte von ganz Arlamyr. Und alle Gebiete, die Varmul sich einverleibt hatte, waren in roter Farbe bemalt und in grauer Schrift mit dem Namen der Provinz markiert.
    Nuramon sah einige bekannte Gesichter unter den Feinden. Zwei davon hatte er seit über zwei Jahrzehnten nicht mehr gesehen. Der eine war Rayagor, den er an dessen schwerem Rundschild und der Statur erkannte. Seine linke Gesichtshälfte war entstellt, und Nuramon fragte sich, ob er sich diese Wunde damals in Teredyr bei seinem gewaltigen Zauber geholt hatte.
    Der andere, den er seit damals nicht mehr gesehen hatte, war König Mirugil. Er hatte sich den Bart rasiert, doch das ließ ihn nicht jünger erscheinen. Er musste nun um die sechzig Jahre alt sein. Neben dem König stand Dorgal, dessen Hass sich in immer tiefere Falten zu graben schien.
    Es gab keinen Ansturm der Varmulier, keine Regung, die darauf hinwies, dass sie nach einem Kampf gierten. Sie standen einfach mit gezogenen Waffen dort und warteten ab.
    Borugar trat zwischen ihm und Bjoremul vor. »Ergebt euch«, sagte er. »Niemand würde euch deswegen geringschätzen.« Es war so still im Saal, dass der Schlachtlärm durch die Eingangshalle zu ihnen hindurchhallte.
    »Lasst es uns hier entscheiden«, sagte Mirugil. Seine Stimme war tiefer geworden. »Noch nie hat ein Feind in diesem Saal den Sieg davongetragen.«
    Nuramon sah die Tür auf der anderen Seite und fragte sich, wer oder was sich dahinter verbarg. »Wo ist der Magier?«, fragte er.
    »Er liegt im Sterben, aber wir benötigen auch keine Magie mehr.« Die Bitternis in der Stimme des Königs verriet, dass Tarsun ihn enttäuscht hatte. »Wir werden unseren letzten Hauch wie unsere Ahnen bestreiten.« Mit einer weit ausholenden Geste deutete er auf das Mosaik am Boden. »Hier fällt das Königreich Varmul, oder es erblüht aufs Neue. Lasst es uns beginnen.«
    »Warte!«, rief Borugar, doch König Mirugil hob sein Schwert und winkte zum Angriff.
    Es war eine andere Art von Kampf, die hier ihren Anfang nahm. Jeder schien sich einen Gegner zu suchen. Dorgal suchte Bjoremuls Nähe, und Jasgur stellten sich gleich zwei Krieger gegenüber. Es war, als hätten die Varmulier vorher abgesprochen, gegen wen sie antreten wollten. Auf Nuramon drang gleich ein halbes Dutzend ein, und er vermochte nur zu bestehen, weil er mit Loramu einen solchen Schwertwirbel vollzog und Borugar mit Gaerigar, Nylma und Yargir nachrückte.
    Wie aus dem Nichts schoss ein Kriegshammer von der Seite heran, streifte Nuramon und brachte ihn ins Taumeln. Er schlug die Waffe fort und stand nun Rayagor gegenüber. Dessen linke Gesichtshälfte wirkte wie eine Maske aus Wachs, die geschmolzen und dann wieder getrocknet war. Wo links Narbenhaut hinabfiel, wölbten sich rechts Zornesfalten; die Mundwinkel links fielen herab, während die Lippen rechts fest aufeinandergepresst waren.
    Loramu attackierte Rayagor, und der Krieger hob seinen schweren Schild und ließ die Klinge davon abspringen, nur um blitzschnell mit dem Schlagkopf des Kriegshammers anzugreifen. Nuramon hob das Schwert, um Rayagors Arm mit der Klinge aufzufangen; da brach der Wyrenar den Angriff ab und wandte sich gegen Loramu. Er traf die Kriegerin mit dem Kopf des Hammers und stieß sie zur Seite. Nuramon griff sofort an. Er schnitt Rayagor eine Wunde über der Hüfte, wandte sich zur Seite und trat einer Palastwache, die herbeigelaufen kam, in den Magen. Kaum krümmte sich der Gardist, schlug Nuramon ihm den Schwertknauf in den Nacken.
    Ein spitzer Schrei ließ ihn herumfahren. Der Dorn am Ende von Rayagors Kriegshammer durchstieß die Rüstung von dessen Gegnerin. Sie stockte, beugte sich vor und spuckte Blut. Da erst erkannte

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